Eine Geburt ist eine Geburt, ganz egal, welchen Weg das Kind dabei genommen hat. Die Verläufe und das Befinden der Mutter danach sind ganz unterschiedlich, das gilt nach vaginalen Geburten ebenso wie nach Kaiserschnitten.
Bei einer Bauchgeburt ist aber trotzdem immer mit zu berücksichtigen, dass es sich dabei auch um eine Operation handelt. Durch diesen Umstand sollte immer etwas Extrazeit zum Heilen und auch zum Verarbeiten eingeräumt werden. Viele Kaiserschnitte sind zwar mittlerweile geplante Eingriffe, dennoch ist die Zahl der wirklichen Wunschkaiserschnitte eher gering. Meist gibt es eine bestimmte Indikation, weshalb das Kind auf diesem Wege zur Welt kommen soll. Oft entwickelt sich diese Indikation auch erst unter der Geburt, so dass es zu einem sekundären Kaiserschnitt kommt. Dieser kann in Ruhe, eilig oder bei Gefahr für das Kind oder die Mutter auch als Notsectio stattfinden.
In den meisten Fällen ist es also ein anderer Weg als jener, den sich eine Schwangere für die Geburt ausgesucht hätte, wenn keine bestimmen Gründe einen Kaiserschnitt nötig machen würden. Und obwohl fast alle werdenden Eltern wissen, dass man vieles nicht planen kann, ist oder war doch der ursprüngliche Wunsch in Bezug auf die Geburt ein anderer. Es braucht also auch etwas Zeit, um hinterher zu verarbeiten, dass es anders gekommen ist als vorher erhofft.
Ruhe und genug Unterstützung
Aber unabhängig von der eigenen Vorstellung über die Geburt ist und bleibt ein Kaiserschnitt eine große Bauchoperation. Manche Frauen sind trotzdem tatsächlich relativ schnell wieder auf den Beinen und haben auch wenig Schmerzen hinterher. Der weitaus größere Teil spürt den Eingriff aber doch deutlich. Während sich nach einer Bauchoperation aus Krankheitsgründen jeder Mensch eher schonen und ausruhen würde, so sind die Erwartungen an Mütter nach einem Kaiserschnitt doch ungleich hoch.
Da gibt es zum einen natürlich die „Erwartungen“ des Babys nach Nähe, Nahrung und natürlich auch in Bezug auf Pflege und Versorgung. Dazu gesellen sich – oft unausgesprochen, aber dennoch spürbar – die Erwartungen vom Umfeld, dass eine Mutter doch bitte schnell wieder auf den Beinen ist. Nicht zuletzt ist da noch der viel zu hohe Erwartungsdruck von uns Müttern an uns selbst. Egal, wie die Geburt verlaufen ist. Egal, ob es einen Kaiserschnitt oder andere Geburtsverletzungen gab.
Das Wochenbett ist aber immer eine Zeit, in der eine Mutter Ruhe, positive Zuwendung und genug Unterstützung bekommen sollte. Für Mütter nach einem Kaiserschnitt gilt das umso mehr. Darum an dieser Stelle ein paar Anregungen, was in dieser Zeit beachtet werden sollte.
Dein Körpergefühl und deine Bedürfnisse nach der Geburt:
- Du hast dein Baby geboren. Ohne dich wäre es nicht auf dieser Welt. Sei dir darüber bewusst, auch wenn du vielleicht das Gefühl hast, dass viele Menschen dabei mitgeholfen haben. Du hast mit ganz viel Kraft, Mut und Liebe deinem Kind auf dem für euch zu diesem Zeitpunkt passenden Weg ins Leben geholfen. Sei stolz auf dich. Dein Körper hat viel geleistet. Sei achtsam mit ihm und gib ihm genug Zeit zum Heilen.
- Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt, aber natürlich auch darüber hinaus, ist es wirklich wichtig, sich ausreichend zu schonen und viel Zeit im Wochenbett liegend zu verbringen. Die Wundränder sollen sich schließen und auch generell ist der Körper mit den Heilungsprozessen beschäftigt. Eine zu hohe Belastung wirkt sich kontraproduktiv aus. Eine Zunahme der Schmerzen zum Beispiel am Abend ist ein Hinweis darauf, dass du dir heute vielleicht doch etwas zu viel zugemutet hast. Manchmal ist bereits das Stehen am Wickeltisch zu viel Belastung. Deshalb solltest du nach einem Kaiserschnitt unbedingt jemanden bei dir haben, der dir alle „Aufgaben außerhalb des Bettes“ abnehmen kann.
- Die Erfahrungen von Müttern nach Kaiserschnittgeburten sind so unterschiedlich wie jede Geburt selbst. Jeder von uns bringt ganz unterschiedliche Voraussetzungen mit. Deshalb lässt sich einfach nicht pauschalisieren, wann du dich wie fühlen solltest. Höre also einzig und allein auf dein Körpergefühl, dass doch meist sehr deutlich zeigt, wie es dir gerade geht und was du aktuell brauchst. Orientiere dich nicht an dem Befinden von anderen Müttern nach einem Kaiserschnitt. Selbst wenn du bereits zuvor ein Kind auf diesem Wege geboren hast, kann es dir diesmal ganz anders gehen.
Thromboseprophylaxe:
- Jede Operation aber auch das Wochenbett selbst bringt ein gewisses Thrombose-Risiko mit sich. Deshalb wird nach einem Kaiserschnitt relativ früh mit der Mobilisierung begonnen. Das heißt, dass du im Krankenhaus mit Unterstützung zum ersten Mal aufstehen und ein paar Schritte zum Beispiel zur Toilette laufen wirst. Das kann zunächst ziemlich unangenehm sein, da durch die Bewegungen die Schmerzen im Bauchbereich meist stärker spürbar werden. Kleine Bewegungen der Füße und Hände (Zehen und Finger krallen) regen den Blutfluss in den Venen an. Das Spritzen von blutverdünnenden Medikamenten ins Unterhautfettgewebe etwa im Oberschenkel (Heparinisierung) und das Tragen von Kompressionsstrümpfen dient ebenfalls der Thromboseprophylaxe. Welche Maßnahmen über die Krankenhauszeit hinaus sinnvoll sind, werden die Ärzte bzw. das Pflegepersonal vor der Entlassung mit dir besprechen.
Deine Kaiserschnittnarbe:
- Deine Narbe wird nach dem Kaiserschnitt mit einem selbstklebenden sterilen Wundverband abgedeckt sein. Dieser wird meist nach wenigen Tagen entfernt, damit die Wunde an der Luft besser heilen kann. Deine Narbe ist mit Fäden oder Klammern verschlossen. Das Klinikpersonal wird diese selbst entfernen oder dich darüber informieren, wann deine Hebamme oder dein Arzt dies tun sollen. Vielleicht wurde auch ein selbstauflösender Faden als Nahtmaterial verwendet. Dieser muss nicht entfernt werden.
- Achte darauf, dass keine Kleidung im Narbenbereich drückt oder reibt. Es gibt auch einen speziellen „Kaiserschnittschlüpfer“, der extra hoch geschnitten ist. Manche dieser Unterhosen haben auch eine kleine eingenähte Tasche, in die ein Kühlpad eingelegt werden kann. Beim Kühlen des Wundbereiches ist aber darauf zu achten, dass nicht zu kalt und zu viel gekühlt wird, da dies die Durchblutung im Wundbereich herabsetzen kann.
- Oft sind im Narbenbereich mehr oder weniger große und „bunte“ Blutergüsse sichtbar. Die blauvioletten bis gelblich-grünen Schwellungen klingen meist innerhalb weniger Tage ab. Schwellungen, Rötungen oder klaffende Wundränder solltest du immer deiner Hebamme zeigen, die das weitere Vorgehen bespricht. Das gilt auch, wenn Blut oder Wundsekret aus der Narbe austritt.
- Zur Pflege des Narbenbereiches kannst du, sobald der Wundbereich geschlossen und schmerzfrei ist, ein paar Tropfen Johnanniskrautöl verwenden. Verteile es achtsam mit kleinen kreisenden Bewegungen im Narbenbereich. Diese sanfte Berührung hilft dir vielleicht auch etwas dabei, diese Veränderung an deinem Körper annehmen zu können. Da bei einem Kaiserschnitt auch Nervenbahnen durchtrennt werden, haben die meisten Frauen zunächst ein gewisses Taubheitsgefühl in diesem Bereich. Manche spüren zunächst gar nichts, andere nur ein leichtes Kribbeln bei Berührung. Diese Missempfindung kann bis zu einige Monaten nach der Geburt anhalten.
Schmerzen und Bewegung:
- Da bei einer Operation die Haut, das umgebende Gewebe, Nervenbahnen und die Muskulatur verletzt werden, kommt es anschließend zu einem postoperativen Wundschmerz. Davon ist nicht nur der Operationsbereich betroffen, sondern auch alle umliegenden Bereiche im Körper. Von der Lagerung auf dem Operationstisch haben viele Frauen zudem Verspannungen. Auch Nachwehen treten nach einem Kaiserschnitt auf und werden vor allem von Müttern gespürt, die bereits ein oder mehrere Kinder geboren haben. Wurde der Kaiserschnitt mit einer regionalen Betäubung des Operationsgebietes (Spinalanästhesie, Peridualanästhesie) vorgenommen, so wirkt diese auch noch einige Zeit lang nach der Geburt. Bei einer Vollnarkose werden entsprechend sofort Schmerzmittel verabreicht.
- Am ersten Operationstag benötigen fast alle Frauen nach einem Kaiserschnitt eine Schmerztherapie. Dafür gibt es verschiedene Analgetika und Verabreichungsformen, die die Ärzte in der Klinik zusammen mit der Wöchnerin festlegen. Welche und wie viel Schmerzmittel in den Tagen nach der Operation notwendig sind, ist sehr individuell. Damit du dich aber beim Kuscheln und Stillen mit deinem Baby entsprechend bewegen kannst, solltest du ausreichend schmerzfrei sein. Die empfohlenen Schmerzmittel sind natürlich auch mit dem Stillen vereinbar.
- Der Wundschmerz schränkt in den ersten Stunden und Tagen darüber hinaus deine Bewegungsfähigkeit ein. Versuche immer schonend über die Seite aufzustehen und alle Bewegungen in dem für dich passenden Tempo auszuführen. Das sieht bei jeder Wöchnerin unterschiedlich aus. Sorge auch beim Liegen für eine bequeme Position. Zum Beispiel entspannt ein unter den Knien gelagertes Kissen oder ein dickes gerolltes Handtuch die Bauchdecke. Mach es dir so bequem wie möglich. Das gilt vor allem für das Kuscheln und Stillen mit deinem Baby. Dafür sollte dein Kind primär auf deinem Oberkörper so liegen, dass seine Beinchen nicht in den Bauch „treten“ können. Auch die Seitenlage, unterstützt mit einem Stillkissen im Rücken, ist für viele Wöchnerinnen recht angenehm.
Ernährung und Verdauung:
- Während früher nach Operationen oft generell noch längere Zeit Schonkost angesagt war, gibt es mittlerweile keine größeren Einschränkungen mehr, sobald du zum Beispiel nach einer Intubationsnarkose wieder richtig wach und ansprechbar bist. Gerade für die Wochenbett- und Stillzeit mit ihrem erhöhten Nährstoffbedarf ist es natürlich sinnvoll und wichtig, dass Mütter nicht nur über Tage Tee, dünne Suppen oder Brühe bekommen, so wie es früher oft üblich war. Versuche trotzdem, eher mehrere kleine Mahlzeiten zu dir zu nehmen. Und eher die Dinge zu meiden, von denen du weißt, dass sie für etwas mehr Aktivität in deinem Bauch sorgen. Der Darm liegt in unmittelbarer Nähe des Wundbereiches, so dass du dessen Aktivität natürlich entsprechend spürst.
- Durch das normale Essen nach dem Kaiserschnitt wirst du in der Regel innerhalb der ersten zwei Tage Stuhlgang haben. Es sind also meist keine abführenden Mittel erforderlich, die in der Vergangenheit häufig routinemäßig eingesetzt wurden. Denke daran, ausreichend zu trinken. Manchmal wird das unbewusst etwas vermieden, um die Toilettengänge zu reduzieren, die anfangs durch Schmerzen beim Laufen und Hinsetzen unangenehm sein können.
Wasserlassen und Wochenfluss:
- Beim Kaiserschnitt hast du einen Blasenkather bekommen, der recht bald nach der Geburt wieder entfernt wird. Dafür wird die Flüssigkeit aus dem kleinen Ballon, der den Katheter an der richtigen Stelle hält abgelassen und der Katheterschlauch vorsichtig aus den Harnwegen herausgezogen. Manche Frauen beschreiben dabei und danach ein leicht brennendes oder irritiertes Gefühl in der Harnröhre. Durch ausreichendes Trinken und entsprechend häufige Toilettengänge wird sich das schnell reduzieren. Wenn nicht, sollte mit einem Urintest überprüft werden, ob Hinweise für einen Harnwegsinfekt vorliegen. Besprich das weitere Vorgehen mit deiner Hebamme oder deinem Arzt.
- Wenn du nach der Geburt zunächst noch kein Gefühl für deinen Harndrang hast, gehe ungefähr alle vier Stunden auf die Toilette.
- Auch nach einem Kaiserschnitt hast du einen Wochenfluss. Dabei handelt es sich ja um das Wundsekret, das von der ehemaligen Haftfläche der Plazenta (Mutterkuchen) abläuft. Wechsel regelmäßig die Vorlagen. Meist fällt der Wochenfluss nach dem Kaiserschnitt etwas geringer aus. Trotzdem sollt er natürlich fließen. Wende dich an deine Hebamme oder deinen Arzt, wenn der Wochenfluss plötzlich vor allem in den ersten Tagen stagnieren sollte.
Rückbildung und Beckenboden nach dem Kaiserschnitt:
- Die Gebärmutter bildet sich nach einem Kaiserschnitt anders zurück als nach einer Spontangeburt. Zunächst muss der Schnitt verheilen. Durch diese an und um die Gebärmutter herum stattfindende primäre Wundheilung verzögert sich die Rückbildung etwas.
- Die Gebärmutteroberkante ist dadurch weiter oben von außen tastbar als dies nach einer vaginalen Geburt der Fall wäre. Normalerweise ist die Gebärmutter nach ungefähr zehn Tagen gar nicht mehr von außen zu ertasten, weil sie ihre Ursprungsgröße wieder erreicht hat. Bei einem Kaiserschnitt dauert das oft einige Tage länger. Dies ist aber normal. Sollten aber neben der höher stehenden Gebärmutter noch Symptome wie ausbleibender Wochenfluss, Fieber, Kopfweh oder eine erhöhte Druckempfindlichkeit im Gebärmutterbereich dazukommen, müssen umgehend Hebamme oder Arzt informiert werden. Dies können Hinweise auf einen Lochialstau oder eine Infektion sein.
- Der Beckenboden wird vor allem durch die Schwangerschaft belastet. Zum einen verändern Hormone die Beckenbodenmuskulatur, damit diese weicher und nachgiebiger wird. Zum anderen belastet die stetig wachsende Gebärmutter mit dem Baby darin den Beckenboden entsprechend. Auch nach einem Kaiserschnitt ist es wichtig, die Körpermitte wieder zu stabilisieren. Anfangs ist es zunächst wichtig, den Beckenboden zu entlasten und den Alltag möglichst beckenbodenfreundlich zu gestalten. Anregungen dazu findest du hier.
- Erste Wahrnehmungsübungen für den Beckenboden sowie Übungen, die den Stoffwechsel anregen (Thromboseprophylaxe) sind auch im frühen Wochenbett schon sinnvoll. Achte aber immer darauf, was für dich gerade machbar ist. Ein generelles rücken- und beckenbodenfreundliches Alltagsverhalten ist effektiver als ein paar unter Zeitdruck durchgeführte Übungen. Jegliche Rückbildungsübungen sollten immer schmerzfrei durchführbar sein.
- Es ist sicher sinnvoll, sich recht bald nach der Geburt für einen Rückbildungskurs anzumelden, vor allem auch weil diese schnell ausgebucht sind. Beginnen sollte dieser Kurs aber frühestens nach der achtwöchigen Wochenbettzeit oder auch erst nach zehn bis zwölf Wochen. Wähle lieber immer einen etwas späteren Termin, wenn möglich. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten, wenn der Kurs bis zum neunten Lebensmonat des Babys beendet ist. Du hast also genug Zeit dafür.
Stillen nach Sectio:
- Der Geburtsverlauf hat auch Auswirkungen auf das Stillen. Natürlich gibt es auch viele Mütter, die unkompliziert und mit dem ersten Anlegen des Babys noch im Operationssaal in die Stillzeit starten. Doch oftmals lässt das Befinden des Kindes oder auch das der Mutter nach dem Kaiserschnitt keinen unmittelbaren Stillbeginn zu. Manchmal sind es leider auch veraltete Organisationsstrukturen des jeweiligen Krankenhauses, die das direkte Bonding und den damit verbundenen ersten Brustkontakt nicht ermöglichen.
- Generell sollte das erste Stillen stattfinden, sobald es Mutter und Kind möglich ist. Eine Intubationsnarkose (Vollnarkose) oder eine erforderliche kinderärztliche Behandlung können diesen Moment mehr oder weniger weit nach hinten schieben. Nach der Vollnarkose kannst du dein Kind stillen, sobald du wieder bei vollem Bewusstsein bist.
- Auf jeden Fall benötigt eine Mutter nach einem Kaiserschnitt Unterstützung, damit sie ihr Kind auf und an die Brust nehmen kann. Auch in den darauffolgenden Stunden und Tagen ist es wichtig, dass sie Hilfe dabei bekommt. Nicht immer gibt der Personalschlüssel auf einer Wochenbettstation her, dass der Bindungsaufbau und das Stillen so begleitet werden kann, wie es eigentlich sein sollte. Selbst in „Babyfreundlichen Krankenhäusern“ ist oft zu wenig Personal da, um Mütter und Kinder bindungs- und stillfördernd so zu begleiten, wie es das Konzept eigentlich vorsieht.
- Gut ist es, wenn der Partner oder die Partnerin mit in einem Familienzimmer aufgenommen ist. So kann die Familie von Anfang an zusammenwachsen und es ist immer jemand unmittelbar da, der dir beim Handling mit dem Baby hilft. Damit Mutter und Kind sich gut kennenlernen können, sollten sie beieinander sein. So erkennst du die frühen Hungerzeichen bei deinem Baby und kannst es rechtzeitig und dadurch stressfreier anlegen. Außerdem fördert viel ununterbrochener Hautkontakt den Bindungsaufbau und vor allem sehr wirksam die Milchbildung. Dein Kind sollte also nach der Geburt möglichst lange unbekleidet (mit einem Handtuch zugedeckt) bei dir auf der nackten Brust kuscheln können.
- Stillpositionen nach einem Kaiserschnitt sollten so gestaltet sein, dass du keinen zusätzlichen Druck im Wundbereich spürst. Anfangs ist für viele Mütter das Anlegen in der Rückenhaltung angenehm. Hier liegt das Baby seitlich, unterhalb des Arms der Mutter. Die Beinchen des Babys zeigen zum Rücken der Mutter, so dass sich die Babyfüße am Kopfteil des Bettes befinden.
- Du kannst dir dein Baby auch in Bauch-zu-Bauch-Lage auf die Brust legen. Ober- und Unterkörper können dabei quer über deinem Brustkorb liegen. Vielleicht ist auch das Stillen in Seitenlage für euch eine gute Option. Lass dir bei der Positionierung helfen und nutze Stillkissen oder andere Polsterungen, um eine für dich angenehme und schmerzfrei Stillposition zu finden. Du wirst jeden Tag etwas mobiler werden, so dass der anfangs hohe Aufwand beim richtigen Positionieren immer geringer ausfallen wird. Das Anlegen in einer guten Haltung, bei der sich weder dein Kind noch du unbequem verdrehen müssen, schützt auch vor wunden Brustwarzen.
- Häufiges Anlegen und viel Hautkontakt unterstützen die Milchbildung. Sollte dein Baby noch nicht an der Brust saugen können oder dürfen, ist es wichtig, zeitnah mit dem Abpumpen zu beginnen, um das Ingangkommen der Milchbildung optimal anzuregen. Mache es dir hierfür so bequem wie möglich. Wichtig ist auch, dass du beim Stillen möglichst keine Schmerzen hast. Schmerzen vermindern die Ausschüttung des für das Stillen so wichtigen Hormons Oxytocin.
- Es gibt viele Faktoren, die den Stillverlauf positiv oder negativ beeinflussen. Artikel wie dieser können niemals die unmittelbare Unterstützung durch das Fachpersonal auf der Wochenbettstation, durch Hebammen oder Stillberaterinnen ersetzen. Deshalb ist es wirklich wichtig, dass du dir bei Fragen oder Problemen schnell persönliche Unterstützung holst. Gerade die ersten Stilltage sind sehr mitentscheidend für den weiteren Verlauf.
Ein schwerer Start
- Oft gehen Kaiserschnitte einher mit einer Situation, in der die Gesundheit des Kindes oder auch der Mutter unmittelbar gefährdet ist. Manche Kinder kommen auch viel zu früh auf die Welt, was den Start ins Leben sehr viel schwerer macht. In diesen Fällen bestimmen zunächst große Ängste und Sorgen den Alltag. Diese besonderen Situationen bringen oft auch eine zeitweilige Trennung von Mutter und Kind mit sich, was emotional hoch belastend ist.
- Die frisch geborene Familie befindet sich in einem Ausnahmezustand. Nicht selten „funktionieren“ Eltern in dieser belastenden Zeit zunächst einfach nur und die Tränen fließen erst viel später. Alle Emotionen sind berechtigt. Das nicht betroffene Umfeld kann oft nur schwer verstehen, wie es Eltern in dieser Zeit geht. Idealerweise werden Mutter und Kind nicht nur medizinisch optimal betreut, sondern auch emotional. Was wünschenswert wäre, lässt sich hier nachlesen.
- Der Personalmangel in den Kliniken macht sich auch hier leider bemerkbar. In dieser Ausnahmesituation solltest du trotzdem nicht vergessen, dass du dich im Wochenbett befindest. Im besten Fall werden dich deine Hebamme oder andere Unterstützer immer wieder daran erinnern. Und auch nach der Klinikentlassung solltest du dir Zeit nehmen, das Wochenbett „nachzuholen“. Heilsam für dich und dein Baby kann auch ein Bonding Bad sein. Mehr dazu kannst du hier nachlesen.
Den Kaiserschnitt verarbeiten
- Gerade bei einem nicht geplanten Kaiserschnitt beschäftigen sich viele Mütter lange mit dem „Warum ich?“. Es ist wichtig, dieser Frage und den Gefühlen dazu Raum zu geben. Oft reagiert das Umfeld aber mit einem „Es ist ja zum Glück alles gut gegangen“, wenn Mutter und Kind letztlich gesund aus der Klinik entlassen werden. Aber Geburt bedeutet mehr, als nur irgendwie ein Kind zur Welt zu bringen. Alle Mütter erinnern sich zeitlebens an ihre Geburten. Oft an kleine Details oder Sätze, die unachtsam gesagt wurden. Ängste, Schuld- oder Versagensgefühle aber auch Depressionen und Panikattacken können mögliche Symptome sein für eine Geburt, die eine belastende oder traumatisierende Erfahrung war.
- Die damit verbundenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen können sich auch erst Monate oder Jahre nach einer Geburt zeigen. Alle Mütter sollten deshalb Raum und Zeit bekommen, über ihre Geburten zu sprechen können, offene Fragen zu klären und das Erlebte zu verarbeiten. Manchmal zeigt sich dabei auch noch ein weiterer Unterstützungsbedarf. Es gibt auf Geburtstraumen spezialisierte Hebammen und Psychologinnen oder Gesprächskreise für Mütter, die sich nach einem erlebten Kaiserschnitt austauschen möchten. Einige Kontaktadressen sind hier: http://www.kaiserschnittstelle.de | http://www.kaiserschnitt-netzwerk.de | https://www.schatten-und-licht.de/index.php/de/ | http://nach-dem-kaiserschnitt.at
Gedanken an eine nächste Geburt
- Oft machen sich Frauen bereits im Wochenbett Gedanken, wie sich der Kaiserschnitt auf mögliche nachfolgende Geburten auswirken kann. Nimm diese Gedanken ernst und hole dir die Informationen, die du in diesem Moment brauchst, um dich in deinem Körper wohl und sicher zu fühlen. Während es früher oft hieß „Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt“, stehen heute zunächst für eine weitere Geburt wieder alle Optionen offen. Für manche Frauen kann auch ein geplanter Kaiserschnitt bei einer nächsten Geburt der für sie passende Weg sein. Natürlich sollst und musst du jetzt zu diesem Zeitpunkt nichts planen oder entscheiden. Aber wenn dich diese Gedanken beschäftigen, gehe ihnen nach. Die Ärztin Ute Taschner hat ein wirklich gutes Buch zu diesem Thema geschrieben und hier dazu geschrieben. Weitere Informationen, Blogbeiträge und Erfahrungsberichte findest du auch auf ihrer Seite.
Eine Geburt ist eine Geburt und das Wochenbett ist das Wochenbett. Das gilt natürlich auch nach einem Kaiserschnitt. Da wir aber leider doch eine fehlende Wochenbettkultur haben, sind die Erwartungen an Mütter und an die gerade geborene Familie oft viel zu hoch. Gerade bei einem Kaiserschnitt sollte – wie bei jeder Geburt, die mit möglichen Verletzungen einhergegangen ist – noch einmal besonders der Aspekt beachtet werden, dass das Wochenbett auch eine Zeit des Heilens ist. Das gilt für Narben an Körper und Seele.
Schreibe einen Kommentar