In der Schwangerschaft verändern Hormone, zum Beispiel das Progesteron, den Körper innerlich und auch äußerlich sichtbar. Viele Gewebe und Strukturen aber auch Gefäße werden weicher und nachgiebiger. Das hat positive Auswirkungen auf das vom Baby benötigte Platzangebot im Bauch. Und es hilft später bei der Geburt. In manchen Bereichen allerdings könnte man auf diese auflockernde Wirkung auch gut verzichten. Denn auch die Bildung von Hämorrhoiden, die Beschwerden verursachen, wird dadurch begünstigt. Hinzu kommt der Druck durch die immer größer werdende Gebärmutter. Aber auch die häufiger in der Schwangerschaft vorkommende Verstopfung ist ein begünstigender Faktor für ein Hämorrhoidalleiden.
Als Hämorrhoiden werden eigentlich die „Gefäßpolster“ am Enddarm bezeichnet, die die Aufgabe haben, den After abzudichten, so dass kein Stuhlgang ungewollt austritt. Generell sind diese also durchaus wichtig für den Feinverschluss des Afters und somit für die Stuhlkontinenz. Normalerweise erfüllen sie diese Aufgabe einfach und beschäftigen uns nicht weiter im Alltag.
Wenn aber von Hämorrhoiden als Beschwerdebild gesprochen wird, sind damit in der Regel vergrößerte und tiefer getretene Hämorrhoiden gemeint. Diese können diverse Beschwerden verursachen wie Juckreiz, Schmerzen, Blutungen und Stuhlschmieren – alles einzeln und zusammen betrachtet ziemlich unangenehme Symptome.
Schon der Schwangerschaft sind viele Frauen davon betroffen, ganz besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel. Das Pressen bei der Geburt ist dann noch ein begünstigender Faktor, so dass bei manchen Frauen ein Hämorrhoidalleiden erst im Wochenbett in Erscheinung tritt. Acht Wochen nach der Geburt berichten in Studien rund 30 Prozent aller Frauen von einem noch bestehenden Hämorrhoidalleiden. 24 Wochen nach der Geburt sind immer noch 13 Prozent betroffen.
Von Knoten und Knötchen
Bei vielen bilden Frauen bilden sich die Hämorrhoiden in einem mehrwöchigen Zeitraum nach der Geburt zurück. Aber auch in dieser Zeit können sie der Mutter im Wochenbett ganz schön zu schaffen machen. Lindernde und behandelnde Maßnahmen sind deshalb wichtig. Denn natürlich sind Beschwerden in diesem so intimen Bereich nicht nur körperlich, sondern auch emotional recht belastend.
Sprich deshalb bitte unbedingt deine Hebamme bzw. deine Frauenärztin oder den Frauenarzt darauf an. So bekommst du bei einem über die Wochenbettzeit hinaus bestehenden Hämorrhoidalleiden die passende Behandlung. Und bei Bedarf auch die Weiterleitung an eine fachärztliche Praxis (Proktologin) bekommst.
Es gibt vier Schwerdegrade, die von kleinen, äußerlich nicht sichtbaren Knötchen (Grad 1) über größere Knoten, die nur bei Stuhlgang sichtbar werden (Grad 2) bis hin zu größeren vor dem After liegenden Knoten reichen, die sich mit dem Finger wieder zurückschieben lassen (Grad 3) – oder eben auch nicht mehr (Grad 4). Den Schweregeraden entsprechend sind auch die damit verbundenen Beschwerden entsprechend hoch.
Hämorrhoidalleiden vorbeugen und behandeln
Auch wenn sich ein Hämorrhoidalleiden nicht immer verhindern lässt, lässt sich doch vorbeugend einiges tun. Das gilt übrigens auch außerhalb von Schwangerschaft und Wochenbett. Denn Hämorrhoiden treten generell häufig in der Bevölkerung im Alter zwischen 45 bis 65 Jahren auf – bei Frauen und Männern gleichermaßen. Deshalb sind die folgenden Tipps auch für nicht betroffene Frauen wichtig:
- Für weichen Stuhlgang zu sorgen, ist eine wichtige Maßnahme zur Prävention und Behandlung. Harter Stuhl und Verstopfung (Obstipation) begünstigen die Entstehung von Hämorrhoiden deutlich, da dies zu Schwierigkeiten beim WC und zum Pressen führt. Ein ballaststoffreiche Ernährung und vor allem auch eine ausreichende Trinkmenge sind wichtig. Mit diesen Lebensmittel kann die Stuhltätigkeit noch extra etwas angestoßen werden: Weizenkleie, Leinsamen, Pflaumensaft oder Birnensaft. Auch Trockenpflaumen unterstützen die Verdauung. Verwende am besten ungeschwefelte, entsteinte Dörrpflaumen in Bioqualität. Weiche diese über Nacht in Wasser ein. Am nächsten Morgen kannst Du die Pflaumen essen und auch das Wasser trinken. Probiere vorsichtig (zwei bis fünf Trockenpflaumen), wie Dein Körper darauf reagiert. Aber auch das Trinken von mindestens einem halben Liter lauwarmen Wasser am Morgen kann die Darmtätigkeit ankurbeln. Die Anwendung von abführenden Mediakmenten (Laxantien) sollte nur in Absprache mit der Hebamme oder dem Arzt erfolgen.
- Gehe rechtzeitig und mit genug Zeit auf die Toilette, um unbedingt ein Pressen zu vermeiden. Achte auch auf deine Körperhaltung. Am natürlichsten wäre hier übrigens die Hocke, wofür die Toiletten hier aber meist nicht konzipiert sind. Ein Hocker vor dem WC, auf dem du die Füße abstellst, kann dich in eine hockähnlichere Haltung bringen. Es gibt mittlerweile sogar spezielle Klohocker, aber auch Yogablöcke aus Kork oder einfach zwei dickere Bücher erfüllen denselben Zweck. Setzt dich auf jeden Fall so hin, dass du den Merkspruch „Po ins Klo“ umsetzt.
- Ganz wichtig ist es, das Pressen zu vermeiden. In Bezug auf den Stuhlgang bedeutet das, dass du am besten nur deinen Beckenboden locker lässt und den Stuhlgang ohne Druck hinaus schiebst. Um das umzusetzen, ist der oben schon erwähnte weiche Stuhl von großer Bedeutung, weil harter und bröckeliger Stuhl ein Pressen begünstigt.
- Auch bei der Geburt solltest du zum Schutz der Beckenbodenregion ein unphysiologisches Pressen vermeiden und stattdessen mit der Kraft der Wehen dein Kind hinaus schieben. Am besten lässt du dich dabei von deinem Gefühl leiten. Bei schon bestehenden Hämorrhoiden ist der Vierfüßlerstand eine empfehlenswerte Gebärposition.
- Beckenbodentraining ist sowohl vor als auch nach der Geburt wichtig, um die in dieser Zeit besonders geforderte Körpermitte zu kräftigen. Wie du dich im Alltag beckenbodenfreundlich verhältst und nach der Geburt deinen Beckenboden entlastest, erfährst du hier. Regelmäßiges Beckenbodentraining fördert auch die Rückbildung der Hämorrhoiden. Im Buch „Vom Wochenbett zum Workout“ von Juliana Afram bekommst du dafür geeignete Anregungen und nützliches Hintergrundwissen.
- Zur Linderung von durch die Hämorrhoiden bedingten Beschwerden ist Kühlen eine gute Erstmaßnahme. Bitte aber kühl und nicht eiskalt, damit das Gewebe durch eine Unterkühlung nicht geschädigt wird. Wickel also eine Eiskompresse noch mal in einen Einmal-Waschlappen. Du kannst auch kühlschrankkalten Quark (ggf. mit einem Tropfen Lavendelöl hinzugeben) auf eine Mullkompresse geben und so eine kühlende Auflage herstellen. Diese Auflage kannst du auch in Kombination mit der Binde für den Wochenfluss anwenden.
- Achte auf eine gute Hygiene im Intimbereich. Am besten stellst du dir einen Messbecher neben das Klo, damit du den Bereich nach dem Toilettengang mit lauwarmen Wasser abspülen kannst. Alternativ kannst du dafür auch eine Po-Dusche verwenden.
- Fetthaltige Salben lindern den Reibungsschmerz, der bei äußeren Hämorrhoiden häufig auftritt. Dafür gibt es spezielle Salben, die meist Hamamelis (Zaubernuss) als Wirkstoff enthalten. Hamamelis wirkt entzündunghemmend, lindert den Juckreiz und unterstützt die Wundheilung.
- Auch tägliche Sitzbäder haben eine lindernde Wirkung. Ein gerbstoffhaltiger Badezusatz wirkt entzündungshemmend, zusammenziehend (adstringierend) und den Juckreiz stillend. Das kann Eichenrindenextrakt sein oder ein synthetischer Gerbstoff (wie etwa Tannolact-Pulver). Auf mögliche Unverträglichkeiten sollte natürlich geachtet werden. Wenn Geburtsverletzungen vorliegen, sollten Sitzbäder allerdings nicht zu lange dauern, damit der Wundbereich nicht aufweicht. Bei Verletzungen, die mit einer Naht versorgt sind, kann es sinnvoll sein, je nach Nahtmaterial zunächst zwei bis fünf Tage abzuwarten. Die Wassertemperatur sollte ungefähr 37 Grad betragen.
- Bei stärkeren Beschwerden stehen weitere Medikamente mit verschiedenen Wirkstoffen wie etwa Kortison zur Verfügung. Einige wirken entzündungshemmend, andere örtlich betäubend (Lokalanästhetika). Diese zum Teil rezeptpflichtigen Medikamente sollten nur in Absprache mit dem Arzt zum Einsatz kommen und nicht dauerhaft angewendet werden.
Bei Blutungen, starken Schmerzen in Ruhelage, Stuhlinkontinenz oder über die Wochenbettzeit hinaus bestehenden Beschwerden sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden. Es stehen verschiedene Möglichkeiten der Behandlung (Verödung, Vereisung, Gummiband-Ligatur) oder verschiedene operative Verfahren zur Verfügung.
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