Wenn Eltern mich fragen, was sie für die Wochenbettzeit benötigen, empfehle ich eher wenige Dinge. Denn in all den Hebammenjahren sehe ich häufig, dass etliche Mittelchen und anderer Kram den Nachttisch vollstellt, als das diesen Sachen wirklich gebraucht werden. Oft kann man vorab einfach nicht sagen, ob man dieses oder jenes Cremetöpfchen brauchen wird oder tatsächlich Lust hat, Stilltee zu trinken. Darüber hinaus wird uns Müttern auch allerlei Blödsinn für die Wochenbettzeit verkauft, etwa Brust-Desinfektionstücher.
Nein, letztere braucht man ebenso wenig wie für jede Körperöffnung des Babys ein anderes Feuchttuch. Kleine Waschlappen, etwas Wasser und vielleicht ein paar Tröpfchen Öl erfüllen den gleichen Zweck. Und sie sind zudem wesentlich nachhaltiger. Aber zum Thema Babypflege schreibe ich bald hier noch etwas mehr. Was ich wirklich sinnvoll finde für die Wochenbettzeit, ist ein gutes Tablett. Ein „gutes“ Tablett ist groß genug, lässt sich auch voll bepackt sicher tragen und hat eine etwas höhere Kante, damit nicht jedes umgefallene Wasserglas gleich das Bett nass macht.
Wöchnerin im Wochenbett umsorgen
Klar, das Tablett allein macht natürlich noch nicht das Wochenbett schön. Aber die Frage an die werdenden Eltern nach einem Tablett ist ein guter Einstieg in das Thema „Mothering the mother“. Und damit der Partner oder andere liebe Menschen, die die Wöchnerin im Wochenbett umsorgen, wissen, was sie mit dem Tablett machen sollen, hier ein paar Anregungen:
- Das Wochenbett ist eine Zeit, in der viel Oxytocin fließt. Dieses Hormon löst beim Stillen nicht nur den Milchspendereflex aus, sondern macht eben auch Durst. Darum sollte auf dem Tablett immer etwas zu trinken stehen und das regelmäßig nachgefüllt werden. Wasser ist natürlich ein gutes Getränk. Dass in der Stillzeit kein Wasser mit Kohlensäure getrunken werden darf, gehört zu den nicht wahren „Milchmärchen“.
- Tee ist eine nette geschmackliche Abwechslung. Bei Kräutertees sollte darauf geachtet werden, welche Arzneiwirkung sie haben. Bestimmte Tees können bei Beschwerden im Wochenbett eingesetzt werden, aber bitte in Absprache mit der Hebamme. Für die Milchbildung ist vor allem das Stillmanagement entscheidend und die Wirkung von Stilltee wird häufig sehr überschätzt. Zuckerhaltige Getränke sollten nicht zum Durstlöschen zum Einsatz kommen. Auch Saft ist stark verdünnt die bessere Option. Da der Durst gerade beim Stillen oft wirklich groß ist, sind größere Trinkflaschen (am besten mit Sportverschluss) oft die bessere Option. Ein Glas fasst weniger Flüssigkeit und einarmig ist das Einschenken schwierig.
- Ebenso wichtig sind kleine Snacks auf dem Wochenbett-Tablett. Natürlich sollte die Wöchnerin auch mit Frühstück, Mittag- und Abendessen versorgt werden, aber darüber hinaus hat man oft noch mehr Hunger – sogar tief in der Nacht. Aber das Baby wird ja auch rund um die Uhr gestillt. Die beste Vorbeugung, nicht ständig zum Schokoriegel zu greifen, sind gesunde und nett angerichtete Snacks. Klein geschnittenes Obst, ein Gemüseteller mit Hummus-Dip oder auch Nüsse und Mandeln sind gute Alternativen. Essen im Wochenbett lässt sich optimalerweise immer gut mit einer Hand essen, da auf dem anderen Arm meist das Baby seinen Platz haben wird.
- Süßigkeiten gibt es auch in der gesünderen Version. So genannte Stillkugeln können natürlich auch außerhalb der Wochenbettzeit und auch von nicht stillenden Eltern verzehrt werden. Aber da die kleinen leckeren Energiebällchen sich in dieser Zeit sehr bewährt haben, werden sie oft als Stillkugeln bezeichnet. Gerne kann man auch Wochenbettbesuchern vorab ein Rezept schicken, denn die frisch gebackenen Eltern haben in der Regel wenig Zeit für die Zubereitung. Dies ist eines von drei Rezepten aus unserem Wochenbettbuch:
– Mandel-Aprikosen-Kugeln (20-25 Stück)
– 200 g Mandeln
– 200 g getrocknete Aprikosen (oder Rosinen, Datteln, Feigen)
– Saft von einer Zitrone
– Zimt oder Vanillepulver
– Kokosflocken zum Wälzen der fertigen Kugeln
– Zubereitung: Alle Zutaten in der Küchenmaschine zerkleinern, so dass eine klebrig feste Teigmasse entsteht. Kleine Kugeln formen und in Kokosflocken wälzen. Über Nacht an der Luft trocknen lassen. - Taschentücher, ob aus Stoff oder Papier sind immer sinnvoll. Das Wochenbett ist eine Zeit des Fließens. Auch Tränen gehören immer wieder dazu. Mal wird geweint vor lauter Glück, manchmal vor lauter Überforderung. Und zu den Taschentücher gehört natürlich auch jemand, der zuhört, tröstet oder mitweint. Denn das Wochenbett ist für beide Partner mit vielen neuen Emotionen verbunden.
- Das Wochenbett ist eine ganz besondere Zeit. Der Begriff „Babyflitterwochen“ trifft es vielleicht nicht ganz, weil die Zeit des Ankommens, der Veränderungen und auch des Heilens nicht immer nur einfach und Honeymoonmäßig ist. Trotzdem ist es eine Zeit, in der die Geburt, das Baby und das Elternwerden gefeiert werden sollte. Eine schöne (stabil stehende) Kerze oder ein paar (nicht zu intensiv riechende) Blumen auf dem Wochenbett-Tablett machen dies noch einmal sichtbarer. Die Gurke muss sicherlich nicht jeden Tag in Herzform geschnitten werden, aber ein schön angerichtetes Essen ist ein Zeichen von Wertschätzung und Anerkennung. Etwas, was Mütter oft viel zu wenig in dieser besonderen Zeit erfahren.
- Der Körper verändert sich drastisch in der Wochenbettzeit. Dieser Übergang von schwanger zu nichtschwanger ist auf vielen Ebenen nicht immer ganz einfach. Alles was das körperliche Wohlbefinden der Wöchnerin stärkt ist, ist sinnvoll. Das kann eine hochwertige Lippenpflege sein, weil diese vielleicht ganz ausgetrocknet sind durch das stundenlange Atmen unter der Geburt. Oder die Gesichtscreme, die die Wöchnerin besonders gerne benutzt. Ein Aroma-Öl, was beim daran riechen entspannend oder anregend wirkt. Mit stark parfümierten Düften zum aufsprühen oder auftragen sollte man etwas zurückhaltend sein, weil Babys sehr empfindliche Nasen haben. Und diese wollen erst einmal nur vor allem „Mama pur“ riechen.
- Leichte Unterhaltung und schöne Bücher sind sinnvoll, auch wenn es Frauen gibt, die im Wochenbett schon anspruchsvollere Literatur oder gar Fachbücher lesen. Die meisten blättern aber lieber etwas in der Klatschpresse oder eines der Slow-Flow-Wellnessmagazine durch, wenn man kopfmäßig mal kurz aus dem Babykosmos raus möchte. Auch Reise- oder Einrichtungsmagazine sind ablenkend, aber nicht überfordernd. Tageszeitungen mit vielen oft negativen Nachrichten sind fürs Wochenbett meist nicht die optimale Wahl. Die kleine Blase, in der man im Wochenbett lebt, darf gerne etwas aufrecht erhalten werden. Alles, was beim Lesen oder Durchblättern entspannt, ist also in der ersten Wochenbettzeit besser geeignet. Schön zum Ansehen nach der Geburt sind auch diese beiden berührenden Bildbände: One day young und The Bodies of Mothers.
Das „gute“ Wochenbett-Tablett hat also vor allem die Aufgabe, der Wöchnerin all die Dinge zu bringen, die sie täglich so braucht, um sich gut umsorgt zu fühlen. So kann die Mutter ihr Baby in Ruhe kennenlernen, es ebenso gut umsorgen und möglichst viel Zeit im Wochenbett oder auf dem Wochensofa verbringen.
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