Wo schläft eigentlich ein Vater nach der Geburt? In diese Frage sollten vielleicht mehr Überlegungen investiert werden, als in die Suche nach dem perfekten Kinderbett. Denn sehr wahrscheinlich wird es nicht so sein, dass Mann und Frau in den Wochen und Monaten nach der Geburt entspannt im Bett liegen und das Kind im hübschen Bettchen daneben seelig schlummert. Zum Stillen meldet es sich alle drei bis vier Stunden. Die Mutter schlüpft dafür leise aus dem Bett, stillt, legt das Baby und sich wieder hin und alle schlummern seelig weiter… Wer bereits ein Kind hat, hat hier spätestens aufgehört zu lesen.
Die meisten Erwachsenen wollen nicht alleine schlafen. Und Babys wollen das schon mal gar nicht. Also ist vielleicht ein Beistellbett oder Babybalkon eine gute Option neben dem Familienbett. In der Tat sind diese sinnvoll, weil sie einen guten Rausfallschutz bieten. Der Kaufpreis allerdings wird meist nicht „abgeschlafen“. Aber die Teile lassen sich auch gut als Bücherablage, Wickeltisch oder Platz für das Frühstück im Bett nutzen. Wissen wir aus eigener Erfahrung.
Das Baby braucht also Nähe und will häufig stillen – und dafür sollte man es sich als Eltern so einfach wie möglich machen. Wenn die Mutter das Baby bei den ersten Hungerzeichen schnell zu sich ran zieht, anlegt und weiter döst, wird das zur geringsten Schlafunterbrechung führen. Da sich aber auch das Stillen anfangs erst mal einspielen muss, das viel spuckende Baby eventuell nachts noch aufstößt oder sonstige Bedürfnisse hat, wird mit Sicherheit auch der daneben liegende Vater immer wieder wach werden. Stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, wenn zwei schlafbedürftige Erwachsene gleichzeitig wach sind und sich um das Kind kümmern? Beziehungsweise, ob der Vater wach daneben liegt, wenn die Mutter stillt.
Vielleicht andere Schlafarrangements überlegen
Selbst das Szenario, dass der Mann schnarchend daneben liegt, wenn man das fünfte Mal in dieser Nacht stillt, ist nicht gerade erquickend. Zwei gleichzeitig in der Nacht wach seiende Eltern mit einem sich letztendlich nur altersentsprechend verhaltenden Baby sind nicht gerade beziehungsfördernd. Ein halbwegs ausgeschlafener Vater, der vielleicht um sechs oder sieben Uhr morgens das meist recht vergnügte Baby abnimmt und der Mutter noch mal zwei Stunden ungestörten Schlaf ermöglich, ist Gold wert.
Damit es sich auch um einen ausgeschlafenen Vater handelt, muss man sich vielleicht andere Schlafarrangements überlegen. Und ja, es ist völlig okay und nicht der Anfang vom Ende, wenn man das in getrennten Betten tut. Schlaf bekommt in der Babyzeit einen anderen Stellenwert. Beide Eltern müssen schauen, ein Mindestmaß davon zu bekommen, um ihren neuen 24/7-Job halbwegs gut erledigen zu können. Schlafmangel kann den Zombie in jedem eigentlich noch so friedfertigen Menschen wecken.
Die Investition in ein bequemes, großes Sofa oder ein Gästebett in einem anderen Raum als dem Schlafzimmer wird so manche Beziehung retten. Auch die Vereinbarung „Ab 5,6 oder 7 Uhr ist es DEIN Kind“ hilft durch die Dauerstillnächte, wenn das Baby gerade mal wieder einen Wachstumsschub hat, zahnt oder sich einfach verhält, wie Babys sich nun mal verhalten. Man kann auch sicher sein, dass keine Babyschlafphase verlässlich ist. Hat man die ersten zwölf Wochen geschafft, kommt meist eine Phase, in der die Kinder seltener wach werden. Spätestens mit sechs Monaten werden aber bei vielen Babys die Nächte wieder unruhiger. Und immer wieder ist es so ganz anders, als man gerade noch dachte…
Wenn schon Geschwisterkinder da sind, wird das Ganze noch interessanter, denn auch diese haben nächtliche Bedürfnisse. Und ja, ein Vater kann auch wunderbar neben einer kuschelbedürftigen Vierjährigen in einem ein Meter breiten Hochbett schlafen. Eltern können irgendwann überall schlafen. Aber ein bisschen Platz zu haben ist trotzdem nicht verkehrt.
Tipps für maximal viel und guten Schlaf
Hier sind noch ein paar Tipps, um maximal viel und maximal guten Schlaf im Alltag zu finden. Vielleicht hilft der eine oder anderen in der Schlafnot.
- Macht es euch so einfach wie möglich für die nächtlichen Unterbrechungen. Wenn das Baby nah bei der Mutter schläft, synchronisieren sich die Schlafrhythmen der beiden. Mütter werden wach, wenn das Baby stillen möchte, ohne dass es sich lautstark bemerkbar machen muss. Mütter sollten sich unbedingt das richtige Anlegen für ein gemütliches Stillen im Liegen zeigen lassen. Wenn eine Mutter nicht stillen kann oder möchte, sind die nächtlichen Unterbrechungen meist wesentlich massiver, weil man für die Zubereitung und das Füttern von Pre-Nahrung richtig wach wird. Hier ist tatsächlich eine Arbeitsteilung sinnvoll, bei der auch der Vater nachts füttert.
- Sorgt für einen zweiten bequemen Schlafplatz außerhalb des eigenen Schlafzimmers. Der „Auszug“ aus dem Schlafzimmer ist erstens nur vorübergehend und sorgt für einen Vater, der die Nerven behält, wenn sie bei der Mutter nur noch hauchdünn sind.
- Schlaft möglichst auch, wenn das Baby schläft. Und zwar auch am Tag. Der „Nachtschlaf“ reicht nicht aus. Mittagsschlaf ist kein Luxus, sondern Pflicht. Und wer jetzt mit dem Argument kommt, am Tage nicht schlafen zu können, dem empfehle ich zumindest das Ausruhen in dieser Zeit. Manchmal kommt der Schlaf dann auch doch noch.
- Prioritäten setzen. Eine endlich mal wieder aufgeräumte Wohnung ist sicher schön, aber wenn einem vor Müdigkeit ständig die Augen zufallen, hat man auch nichts davon…
Und eines ist gewiss: Es geht vorbei. Ein bisschen weniger Schlaf wird bleiben, solange die Kinder klein sind. Aber die Babyphase ist eindeutig am anstrengendsten. Für alle, die eine größere Familie planen: Erstens vergisst man anscheinend, wie stressig die erste Zeit ist. Und zweitens wird man scheinbar mit jedem Kind ein bisschen belastbarer, was das Schlafdefizit angeht. Oder anders gesagt, es ist nie wieder eine so große Umstellung wie beim ersten Kind.
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