Wie finde ich den richtigen Geburtsvorbereitungskurs?

Die Wahl des richtigen Geburtsvorbereitungskurses kann eine echte Herausforderung sein. Welcher Kurs ist der beste für werdende Eltern? Die Antwort ist komplex – hier erfährst du, welche Optionen es für einen Geburtsvorbereitungskurs gibt und worauf du bei der Auswahl achten solltest. Von hebammengeleiteten Kursen bis hin zu alternativen Angeboten – wir geben den Überblick.

Die erste Frage, die sich Schwangere und Partner*innen stellen sollten, lautet schlicht: Möchte ich überhaupt einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen?

Einen Kurs zu besuchen bedeutet in jedem Fall, neues Wissen rund um Geburt und Elternschaft zu erlangen. In einer Zeit, in der Wissen – wichtiges und unnützes – allen Menschen im Überfluss zur Verfügung steht, ist es sicher hilfreich, sich jenes Wissen, das für Geburt und Elternschaft von Bedeutung ist, gefiltert und gebündelt von einer gut informierten Quelle vermitteln zu lassen.

Dabei geht es nicht nur um Atem- und Entspannungsübungen. Es geht auch um Stärkung des Körper- und Selbstbewusstseins und eine generelle Einstimmung auf das, was eine Geburt alles mit sich bringt. Und eben Wissensvermittlung. Dadurch können Ängste abgebaut werden und diese womöglich unvorstellbare Situation Geburt bekommt Bilder, die helfen, sicherer durch diese Stunden zu gehen.

Geburtsvorbereitungskurs = viel Wissen

Außerdem geht das vermittelte Wissen in einem Geburtsvorbereitungskurs immer über die Geburt hinaus: Das Wochenbett, die Pflege und Ernährung des Babys und die sich verändernde Beziehung zu Partner:innen, Freunden und Freundinnen und Familie sind in aller Regel Themen, die auf das Elternsein einstimmen.  

Doch es gibt immer auch Menschen, denen zu viel Wissen Angst macht. Und Angst ist eine schlechte Begleiterin für die Geburt. Daher ist ein Geburtsvorbereitungskurs nicht für alle werdenden Eltern zu empfehlen. Ich habe in den fünfzehn Jahren, in denen ich in der Geburtshilfe tätig war, immer wieder Gebärende begleitet, die vielleicht nur ein Buch gelesen und keine Kurse besucht hatten. Und auch diese haben wunderbar geboren.

Schaut also gut, was ihr braucht und lasst euch nicht von dem Beeinflussen, was andere Menschen denken, das gut für euch ist.

Schnell optimalen Kurs buchen?

Mit dem Beginn der Schwangerschaft. spätestens nach Feststellung der Schwangerschaft, kommt schnell der Tipp von Fachpersonen, Familie oder Freund:innen: „Such dir schnell eine Hebamme und melde dich sofort im Geburtsvorbereitungskurs an.“

Hintergrund für die Eile sind die schlechten Arbeitsbedingungen der freiberuflichen Hebammen und das dadurch begründete Ausscheiden vieler Kolleginnen aus dem Beruf. Anja hat dazu 2014 schon einen Artikel geschrieben, der leider nach zehn Jahren immer noch aktuell ist. 

Da es je nach Wohnort oder Region sehr große Unterschiede im Kursangebot gibt, ist es müßig, an dieser Stelle konkret Tipps zu geben, wie du den besten Kurs für dich findest. Denn es ist gut möglich, dass es in erreichbarer Nähe für dich nur ein sehr begrenztes Angebot gibt. 

Wissen führt zu Sicherheit

Großartig ist es, wenn du die Möglichkeit hast, einen Kurs zu buchen, der für Paare geeignet ist. So wird es möglich, dass die Person, die dich zur Geburt begleiten soll, mitkommen kann. 

Du kannst bei einer Geburt in einer Klinik nie sicher sein, dass dort eine Hebamme immer für dich da ist, wenn du Unterstützung brauchst. Und eine Person, die wie du dann eine Idee hat, was Geburt im Allgemeinen aber auch persönlich bedeutet, kann bei der Geburtsarbeit zusätzliche Sicherheit geben. 

Kursleitung am besten eine Hebamme

Prinzipiell empfehle ich als erste Wahl einen hebammengeleiteten Geburtsvorbereitungskurs. Nicht etwa, weil ich selber Hebamme bin. Sondern weil ich weiß, dass in diesen Kursen sehr viel Fach- und Erfahrungswissen vermittelt wird. Selbst, wenn der oder die Hebamme „nur“ in der Ausbildung bzw. im Studium in der Geburtshilfe gearbeitet hat, ist Praxiswissen vorhanden, welches zur Vorbereitung auf die Geburt von Schwangeren, Partner:innen oder Begleitpersonen bedeutsam ist.

Dabei sind es oftmals die kleinen Dinge, die besonders wertvoll sind. Hebammen können erklären, was um dich herum passiert, wenn alles für eine PDA vorbereitet wird. Oder warum Hebamme und Ärztin manchmal flüstern? Oder welche Geräusche es gibt, wenn klar ist, dass das Baby in den nächsten Minuten kommen wird.

Was Abseits der eigenen Geburtsarbeit stattfindet, ist in der Regel das, was von jetzt auf gleich den körpereigenen Botenstoffcocktail stoppen kann, der für die Geburt benötigt wird. Das wiederum nimmt nicht selten Einfluss auf den Geburtsverlauf.

Kursangebote am Wochenende

Es gibt immer mehr Hebammen, die Geburtsvorbereitungskurse online anbieten. Je nach Bundesland und Krankenkasse ist es möglich, dass ein Teil der Kosten hierfür übernommen werden. 

Auch Kursangebote am Wochenende sind vielleicht eine Möglichkeit, einen hebammengeleiteten Kurs wahrzunehmen. An nur zwei Tagen am Wochenende einen Kurs zu machen, ist womöglich leichter, als 14 Wochen lang jede Woche für eine Stunde zu gehen. 

Und manchmal lässt sich der Kurs auch mit ein oder zwei Hotelübernachtungen, gutem Frühstück und Abendessen und einer Rundum-Zeit nur für die Schwangerschaft und die zukünftige Elternschaft vereinbaren. 

Kursleitung durch andere Berufsgruppen

In dem Leistungskatalog der Krankenkassen ist noch eine weitere Berufsgruppe berechtigt, Geburtsvorbereitung abzurechnen. Das sind die „Krankengymnast:innen“. Wie der Name schon sagt, geht es hier in erster Linie um Gymnastik, manchmal verbunden mit Atem- und oder Entspannungsübungen. 

Ich finde das Angebot beim zweiten, dritten oder vierten Kind gar nicht schlecht. Denn eine Geburt ist auch körperlich sehr anstrengend. Und so ergibt sich eine schöne Möglichkeit, hier eine Vorbereitung zu haben. Gerade wenn man mit einem oder mehreren Kindern zu Hause eher weniger Zeit für Sport und Bewegung findet, nimmt man sich so einmal in der Woche Zeit für sich und das kommende Baby.

Werden in deiner Nähe keine Geburtsvorbereitungskurse von Hebammen angeboten, kannst du schauen, ob es Kursangebote von Geburtsvorbereiter:innen gibt, die bei der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung ausgebildet wurden. Diese werden jedoch nicht von den Krankenkassen bezahlt.

Ebenso werden im deutschsprachigen Raum auch immer mehr Geburtsvorbereitungskurse von Doulas angeboten. An dieser Stelle will ich keine konkrete Empfehlungen aussprechen. Die Weiterbildungen zur Doula sind sehr unterschiedlich. Ich kenne die Inhalte nicht ausreichend genug, als dass ich mir ein Urteil erlauben möchte. Tatsache ist aber, das sich jede:r Doula nennen kann – auch die Personen, die sich diesbezüglich gar nicht weitergebildet haben.

Hypnobirthing oder Wehensingen?

Es gibt noch weitere Angebote zur Geburtsvorbereitung, etwa zum Hypnobirthing oder Wehensingen. Prinzipiell sind das für einige Gebärende gute Unterstützungen bei der Wehenarbeit. Und es gibt auch Profis, die jahrelange Erfahrungen und gute Ausbildungen dafür mitbringen.

Wenn dir jedoch eine schmerzfreie oder gar orgasmische Geburt versprochen wird, empfehle ich, genauer hinzuschauen. Abraten würde ich immer von Personen, die sich aus einer persönlichen Erfahrung oder Eingebung heraus dazu berufen fühlen, dir zu erklären, wie Geburt geht und noch einiges darüber hinaus.

In den vergangenen Jahren ist mit der Unterversorgung durch Hebammen nach und nach ein bunter, interessanter aber auch manchmal gefährlicher Strauß von Angeboten aufgetaucht. Die Kombination aus fragwürdigen Qualifikationen und Inhalten sowie hohen Preisen sollte immer ein Warnsignal sein.

Hier kannst du jeweils für Deutschland, Österreich und die Schweiz schauen, welche Kursangebote von Hebammen es in deiner Nähe gibt.

Hebammensuche Deutschland | Hebammenliste GkV | Hebammensuche Österreich | Hebammensuche Schweiz

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