Ich schaue ja schon immer gerne Arzt- bzw. Krankenhausserien. Ob nun Dr. House oder Grey’s Anatomy – und ja, auch schon die Schwarzwaldklinik fand ich super als Kind. Trotzdem fällt mir immer wieder auf, wie unrealistisch diese Serien spätestens beim Thema Geburt werden.
Nicht nur, weil das in der 28. SSW geborene Frühchen mehr nach einem propperen Reifgeborenen aussieht. Was mich wirklich immer wieder erstaunt und auch stört, ist diese unrealistische Dramatik, mit der Fernsehgeburten ablaufen. Es ist schon klar, dass natürlich ein bisschen Spannung da sein muss. Dennoch darf man doch bitte Gebärende nicht immer wieder in eine absolut hilflose und vor allem passive Situation bringen. Entbinden statt gebären.
Heute habe ich beim Wäsche sortieren dann mit Staunen verfolgt, wie Krankenpflegeschüler im ersten Ausbildungsjahr lernen, wie eine äußere Wendung bei Beckenendlage durchzuführen ist. Natürlich bleibt prompt ein Azubi mit einer Schwangeren im Fahrstuhl stecken. Natürlich wendet er das BEL-Baby, um es dann „ganz alleine auf die Welt zu holen“. Während die Mutter auf dem Rücken auf dem Fahrstuhlfußboden liegt…
Bild der Geburt im Kopf der Menschen
Fraglos sind die geburtshilflichen Gesundheitssysteme von Land zu Land unterschiedlich. Aber das oben beschriebene Szenario entstammt einer aktuellen deutschen Krankenhausserie. Realistisch dargestellt ist hier zumindest, dass es überall an Hebammen fehlt. Denn eine solche tauchte in der ganzen Folge mit der Geburt überhaupt nicht auf.
Manche Darstellungen sind vielleicht so absurd, dass wahrscheinlich jeder den Kopf darüber schüttelt. Manches ist aber so subtil absurd, dass ich mich frage, was es mit dem eigenen Bild von Geburt in den Köpfen vieler Menschen macht. Ob in Kursen oder im Kreißsaal… immer wieder kommen werdende Eltern mit sehr unrealistischen Erwartungen oder zumindest großer Verunsicherung dort an. Und dann dauert es ganz unerwartet etliche Stunden, bis überhaupt erst einmal die Wehen nach einem vorzeitigen Blasensprung einsetzen.
Fernsehgeburt endlich realistisch
Im Film läuft das doch immer ganz anders ab: Blase springt, Fruchtwasser läuft, Kind da. Kein Wunder, dass sich Eltern nur allzu oft nach einem Blasensprung hektisch auf den Weg in die Klinik machen. Und außerdem wird im Fernsehen immer viel mehr gemacht.
Machen statt warten… Kinder holen, zur Welt bringen, entbinden… – das machen die anderen, die Hebammen, die Ärzte oder eben auch die Krankenpflegeschüler. Und am Ende gibt es natürlich immer jemand, dem die Frau zu größter Dankbarkeit verpflichtet ist. Ich frage mich, wann es endlich die Fernsehgeburt gibt, nach der sich die Mutter selbst voller Stolz auf die Schulter klopft und sagt: „ICH habe dieses Kind geboren“ – egal ob im Fahrstuhl, in einer Gebärwanne oder auf dem OP-Tisch.
Vielleicht fange ich demnächst lieber an, Drehbücher statt Elternratgeber zu schreiben. Dann wird die Fernsehgeburt endlich realistisch. Das hat wahrscheinlich mehr Auswirkungen darauf, mit welchem Blick wir auf das Thema Geburt schauen…
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