Sie steht in vielen Haushalten zum Ende der Schwangerschaft im Flur, allzeit bereit, sollte die Geburt starten: die Kliniktasche. Welche Utensilien braucht es wirklich in der Kliniktasche, um eine Geburt außerhalb des häuslichen Umfeldes zu meistern?
Es geht nicht drum, alles zu kaufen. Es sollte eher die Frage sein, was man braucht, um sich im Krankenhaus wohlzufühlen. Unsere Hebamme Carolina hat aus ihrer Erfahrung als Klinikhebamme einige Vorschläge zusammengetragen. Und sie erklärt, warum sie diese Dinge empfiehlt.
Was muss ich für die Klinik kaufen?
Ganz wichtig: Du musst gar nichts. Die erste und wichtigste Frage ist: Was brauchst du, um die Klinik zu deinem Ort zu machen? Was brauchst du, um dich wohlzufühlen? All das, was zu diesem Gefühl beiträgt, gehört in deine Kliniktasche.
„Statt sich zu fragen, was man kaufen muss, sollte man sich eher fragen, was man braucht, um sich wohlzufühlen.“
Carolina, Hebamme
Wenn es deine erste Geburt ist, wird deine Tasche wahrscheinlich voller sein. Das ist okay. Du weißt vielleicht noch nicht ganz genau, was du für die Geburt brauchst. Mit jedem weiteren Kind wird die Tasche in der Regel kompakter. Dinge, die du beim letzten Mal nicht gebraucht hast, wirst du zu Hause lassen. Grundsätzlich gilt jedoch: besser haben als brauchen. Deshalb folgen nun einige Anregungen – und du kannst selbst entscheiden, ob dir diese Dinge helfen könnten.
Beim Packen der Tasche könnt ihr im Team arbeiten. Du bereitest alles vor, was du individuell mitnehmen möchtest – und deine Begleitperson packt ein. So findet sie schnell, was du brauchst, wenn du intensiv mit der Geburtsarbeit beschäftigt bist. Es ist nämlich meist Aufgabe der Begleitperson im Kreißsaal, Dinge aus der Tasche zu holen.
Es empfiehlt sich, wichtige Utensilien direkt im Kreißsaal auszupacken. So sind sie in Reichweite und werden eher genutzt. Aber keine Sorge, ihr werdet nicht die ersten Eltern sein, die sich so sehr auf den Duft des Lieblingsöls im Kreißsaal gefreut haben, das am Ende unbenutzt bleibt. Berührungen können unter der Geburt plötzlich als unangenehm empfunden wurden. Oder das Öl war ganz unten in der Kliniktasche verschwunden.
Was brauche ich für mich?
Deine Dokumente
Das ist tatsächlich das Einzige, was du wirklich nicht vergessen solltest, da diese Unterlagen den Kolleginnen vor Ort wichtige Informationen geben. Viele Frauen haben Mutterpass, Allergiepass, Geburtsplan und Versichertenkarte in einem Ordner oder Mäppchen in der Handtasche, die ohnehin immer mitgenommen wird, sobald das Haus verlassen wird.
Deine Lieblingsmusik
Sie kann eine tolle Begleitung sein und dir helfen, dich zu entspannen und zu konzentrieren. Geburtshäuser und Kliniken sind oft noch mit CD-Playern ausgestattet. Da heute ja kaum noch jemand CDs hat, kannst du die Musik natürlich auch via Smartphone abspielen. Hier empfehle ich den Download der Playlist, damit diese im Offline-Modus abgespielt werden kann, ohne dass das Handy ständig klingelt.
„Deine Lieblingsmusik kann eine tolle Begleitung sein und dir helfen, dich zu entspannen.“
Carolina, Hebamme
Nachrichten und Anrufe von Außerhalb stören die Geburtsarbeit oft nur. Deshalb sollte der Flugmodus bzw. Offline-Modus unter der Geburt aktiviert sein. Manche Frauen hören bereits in der Schwangerschaft Entspannungsmusik oder Meditationen, um sich bewusst zu entspannen. Diese Musik wird dann auch im Kreißsaal gehört und kann so für extra Entspannung sorgen.
Eine Lippenpflege
Einatmen, Ausatmen: Das bewusste Atmen über Stunden trocknet die Lippen aus. Ein Pflegestift deiner Wahl wird dir guttun.
Luftiges Nachthemd oder weites Hemd
Eine Geburt ist eine körperliche Höchstleistung – wähle also bequeme Kleidung für die Geburt. Ein Nachthemd oder Hemd des Partners hat sich als hilfreich erwiesen, da beides über den Po bis hin zu den Oberschenkel reicht. Meist tragen Gebärende irgendwann keine Hose mehr. Wenn du aktive Positionen wie den Vierfüßlerstand einnimmst, ist dein Intimbereich durch ein weites Hemd weiterhin bedeckt und deine Privatsphäre bleibt gewahrt.
Was brauchen wir noch für uns?
- Snacks zur Stärkung
Zwar gibt es in der Klinik Essen und auch Snackautomaten, aber die Auswahl ist im Zweifel nicht zufriedenstellend oder gar nicht geeignet für deine individuelle Ernährung. Es ergibt also Sinn, energiespendende Snacks für dich und deine Begleitperson einzupacken. Denn Gebären kostet Kraft. Während der Wehen haben die meisten Gebärenden keinen Hunger, da der Körper mit der Geburtsarbeit beschäftigt ist. Wenn du dich erschöpft fühlst, aber keinen Appetit hast, kann Traubenzucker schnelle Energie liefern. - Kleidung, Kulturbeutel
Packe natürlich all die persönlichen Gegenstände ein, als würdest du dich auf eine kurze Reise begeben. Geburt bedeutet auch Arbeit für deine Begleitperson. Wenn sie ins Schwitzen kommt oder die Geburt länger dauert als gedacht, kann ein frisches Shirt und eine Zahnbürste helfen. Grundsätzlich sollte eure Kleidung bequem sein. Niemand erwartet eine Jeans und ein passendes Hemd im Kreißsaal. Wenn ihr darüber nachdenkt, ein Familienzimmer (auch Rooming-in oder Daddy-in genannt) zu nutzen, sollte die Begleitperson auch ihre weiteren persönlichen Gegenstände für die geplanten Tage einpacken. - Hausschuhe
Schuhe anziehen ist mit einem Schwangerschaftsbauch auch ohne Wehen eine Herausforderung. Mit Wehen wirst du darauf sicher keine Energie verschwenden wollen. Da helfen Hausschuhe, in die du schnell schlüpfen kannst. Auch deiner Begleitperson würde ich gemütliche (Haus-)schuhe empfehlen. - Rotes Handtuch
Selbstverständlich gibt es in der Klinik Handtücher. Diese sind jedoch nicht mit eurem Waschmittel gewaschen und riechen nicht nach euch. Ein rotes Handtuch, das du bereits benutzt hast, kann deinem Baby nach der Geburt einen vertrauten Geruch geben, während es auf deiner Brust liegt. Die rote Farbe erinnert an die Farben aus dem Mutterleib. Das soll dem Kind den Übergang in unsere Welt erleichtern, indem es an Bekanntes aus dem Bauch erinnert wird. Gib das Handtuch am besten direkt an die Hebamme, wenn du den Kreißsaal betrittst. Dann kann es vorgewärmt werden. - Babysachen
Eine Ausstattung von Babykleidung ist notwendig, wenn du die Klinik verlässt. Für die Zeit in der Klinik kann die Klinik Babykleidung zur Verfügung stellen. Hier gilt dasselbe wie beim Handtuch: Es riecht nicht vertraut. Wenn du möchtest, kannst du direkt eigene Babykleidung mitnehmen und von Tag 1 an nutzen. - Transport des Babys
Für die Entlassung aus der Klinik benötigt ihr ein Transportmittel, um das Neugeborene sicher vom Geburtsort nach Hause zu bringen. Das kann eine Babyschale für das Auto, ein Kinderwagen oder ein Tragetuch sein.
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