Was ist ein Hebammenkreißsaal? Vorteile, Nachteile und für wen er geeignet ist.

Immer mehr Geburtskliniken haben mittlerweile einen Hebammenkreißsaal in ihr Klinikangebot integriert. Was aber bietet ein solcher Hebammenkreißsaal, welche Vor- und Nachteile bestehen für Schwangere und Hebammen? Und sofort kommt die Frage auf: Sind nicht in jedem Kreißsaal Hebammen?

Das stimmt, jedoch arbeiten Hebammen in herkömmlichen Kreißsälen mit einem ärztlichen Team zusammen. Eine Hebamme betreut unkomplizierte Geburten, während bei Komplikationen ärztlich eingriffen wird. In der Praxis ist jedoch auch bei einer normal verlaufenden Geburt in diesen Kliniken immer eine Ärztin oder ein Arzt anwesend.

Und genau hier unterscheidet sich der Hebammenkreißsaal erheblich. Denn: Im Hebammenkreißsaal findet die Betreuung ausschließlich durch eine Hebamme statt. Das bedeutet nicht, dass das ärztliche Team gar keine Rolle mehr spielt. Es bleibt aber standardmäßig im Hintergrund und wird nur bei Komplikationen hinzugezogen. 

Für wen eignet sich der Hebammenkreißsaal?

Schwangere, die im Hebammenkreißsaal gebären möchten, sollten keine oder nur geringe Risikofaktoren mitbringen. Jede Klinik legt diese Risikofaktoren selbst fest. Sie orientieren sich an den Kriterien der außerklinischen Geburtshilfe. Außerdem muss die Geburt zwischen 37+0 und 41+3 Schwangerschaftswoche stattfinden. Das Konzept spricht Frauen an, die die Geburt als natürlichen Vorgang sehen, aber die Sicherheit der klinischen Infrastruktur schätzen.

Vorteile im Hebammenkreißsaal gegenüber einer klinischen Geburt im „normalen“ Kreißsaal

  • Die natürliche Geburt und ihre Begleitung stehen im Hebammenkreißsaal im Mittelpunkt. Es soll so wenig wie möglich eingegriffen und der natürliche Geburtsverlauf abgewartet werden. 
  • Schwangere lernen die Hebammen bereits in der Schwangerschaft kennen. Bei diesen Treffen werden Wünsche, Vorstellungen und das Konzept besprochen.
  • Der Hebammenkreißsaal bietet die Betreuung, die Verbände und Leitlinien fordern: Eine Hebamme betreut immer eine Gebärende unter Geburt. Nur so kann die Hebamme Komplikationen frühzeitig erkennen und bei Bedarf einen ärztlichen Dienst informieren. 
  • Studien zeigen, dass in einem hebammengeleiteten Kreißsaal bestimmte geburtshilfliche Interventionen seltener nötig sind und vaginale Geburten häufiger vorkommen.

Nachteile gegenüber anderen Betreuungsmodellen

  • Im Hebammenkreißsaal stehen nicht alle Schmerzmittel zur Verfügung, die eine Klinik bietet. Leichte Schmerzmittel sind erlaubt, Opiate oder eine PDA erfordern ärztliche Betreuung.
  • Es gibt keine Garantie, dass ein Hebammenkreißsaal immer verfügbar ist. Überfüllte Kreißsäle oder Krankheitsausfälle können dies verhindern.

Daher sollte die eigene Wunschklinik von werdenden Eltern nicht nur wegen eines Hebammenkreißsaals ausgewählt werden.

Und was, wenn doch was ist?

Interdisziplinäre Betreuung durch Ärztinnen und Ärzte sowie Hebammen ist wichtig, wenn Risiken bestehen. Deshalb werden während der Treffen in der Schwangerschaft Risiken abgefragt. Schwangerschaftsdiabetes mit Insulinbehandlung oder mütterliche Vorerkrankungen können nicht im Hebammenkreißsaal betreut werden. 

Während der Geburt können ein auffälliges CTG (Herztonmuster des Kindes) oder eine Blutung einen Wechsel in den „normalen“ Kreißsaal erforderlich machen. Sollte Hilfe benötigt werden, ist das ärztliche Team vor Ort und somit jederzeit zur Stelle. Bei Problemen endet dann das Konzept Hebammenkreißsaal und die Gebärende wird gemeinsam von Hebamme und dem ärztlichen Team betreut. Für die Schwangere bedeutet das im Normalfall kein Wechsel des Raumes oder der Hebamme. Dies gilt übrigens auch, wenn die Gebärende eine PDA wünscht.

Neben der Faktenlage, ob in deiner eigenen Schwangerschaft Risiken vorliegen, ist es sinnvoll, darüber nachzudenken, welche Faktoren dir individuell Sicherheit vermitteln. 

Ist der Hebammenkreißsaal ein Modell für mich?

Was brauchst du, um loszulassen und dich wohlzufühlen? Wenn du nur bekannte Personen im Raum, intensive Betreuung und eine gewohnte Umgebung bevorzugst, könnte die außerklinische Geburtshilfe passen.

Hast du eher Respekt vor der Geburt und Angst vor Komplikationen, kann eine Kinderklinik oder die Anwesenheit von Ärztinnen und Ärzten ein Gefühl von Sicherheit bieten. Wähle dann ein Krankenhaus mit entsprechendem Angebot. 

Der Hebammenkreißsaal bietet einen Mittelweg: Einige Vorteile des außerklinisches Setting wie beispielsweise eine 1:1-Betreuung, aber eben klinische Ausstattung bei Bedarf im Hintergrund. Ein Hebammenkreißsaal kann auch ein guter Kompromiss sein, wenn deine Partnerin oder dein Partner und du unterschiedliche Vorstellungen vom Geburtsort eures Kindes habt. 

Mehr fachliche Informationen:

Hebammenkreißsaal und die Infos vom Deutschen Hebammenverband

Natürliche Geburt in der Klinik – ganz ohne Arzt

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