Seit 15 Jahren bin ich Mutter. Seit wenigen Jahren also auch Teenagermutter. Dieses Begleiten auf dem Weg des Erwachsenwerden lässt mich immer wieder staunen, überfordert sein, lachen, lieben, manchmal verzweifeln, aber auch dankbar und stolz sein.
Und es lässt mich lernen – jeden Tag ein bisschen mehr. Darüber, was man mit seinem Teenagerkindern gut und weniger gut machen kann. Dieses Lernen erinnert mich an die Anfangszeit mit unserem ersten Kind. Auch wenn mir theoretisch vieles bekannt war, so war doch praktisch alles neu. Ich erinnere mich an diese Tage zwischen größtem Glück und völliger Überforderung. Und ich habe jeden Tag dazu gelernt.
Damals wie heute fand ich es hilfreich und wertvoll, mich mit Freundinnen auszutauschen. Besonders mit denen, die das alles schon besser kannten. Und die mich kennen – und mein Kind
Bei jedem weiteren Kind fühlte sich alles etwas leichter an. Und so wird es wohl auch mit der Pubertät sein. Aber ganz egal davon, ob ich ein, zwei, drei oder vier Kinder durch die Pubertät begleite – ich werde keine Expertin für dieses Thema sein. Gerne teile ich mit der Freundin, die das alles nicht vor sich hat, meine Erfahrungen. Aber vielleicht höre ich auch einfach nur zu, wenn sie sich mal ausweinen möchte. Und wenn sie große Sorgen hat, werde ich ihr helfen, jemanden zu finden, der Experte für das Problem ist, etwa eine Familientherapeutin oder Pädagogin.
Genauso ist es in der Hebammenarbeit. Meine eigene Mutterschaft, meine Schwangerschaften und Geburten sind keine Referenz. Es sind meine ganz persönlichen Erfahrungen – und zwar fernab von professioneller Distanz. Natürlich empfand ich es gerade beim ersten Kind spannend, das alles aus der anderen Perspektive zu erleben. Und vielleicht war die schmerzhafte Stillerfahrung im ersten Wochenbett ein Anstoß, endlich die schon zuvor bereits angedachte Ausbildung zur IBCLC-Stillberaterin zu machen.
Was braucht eine Familie?
Aber das Hebammesein hab ich sicherlich nicht durch meine Kinder gelernt, sondern durch meine berufliche Tätigkeit. Zunächst durch die umfangreiche Theorie und die Praxis in der Ausbildung. Aber vor allem in all den Berufsjahren und bis heute durch die Arbeit selbst. Jede Familie und jeder Verlauf sind anders. Durch regelmäßige Fort- und Weiterbildungen, durch kollegialen Austausch, aber vor allem durch die Praxis direkt – ob in der Klinik oder in der Freiberuflichkeit.
Wie winzig klein doch da meine persönliche Erfahrung ist – selbst mit vier Kindern. Und es ist sowieso wichtig, in der Arbeit die eigenen Erfahrungen und den persönlich bevorzugten Weg außen vor zu lassen. Nur so bleibt der Blick offen dafür zu schauen, was eine Familie braucht und nicht was persönlich von mir bevorzugt wird.
Natürlich kann ich auf Nachfrage erzählen, wo und wie ich mein Kind geboren habe. Aber viel wichtiger ist es, die fragende Schwangere dabei zu unterstützen herauszufinden, welches Setting ihr ganz persönlich ein gutes, geborgenes und sicheres Gefühl für die Geburt gibt. Die Bandbreite zwischen Wunschkaiserschnitt und Haugeburt ist groß. Das gilt für den gesamten Betreuungsbogen vom positiven Schwangerschaftstest bis zum Ende der Babyzeit oder dem Abstillen. Als Hebamme darf ich Frauen in allen Situationen erleben und begleiten. All das lässt mich beruflich immer wieder neu dazu lernen.
In Bezug auf meine eigenen Kinder bin ich einfach Mutter. Ich bin nicht Hebamme, weil ich Kinder habe. Und auch keine bessere Hebamme, weil ich Kinder habe. Und ich bin keine Pädagogin oder Expertin für die Pubertät oder andere Erziehungsfragen, weil ich Kinder habe.
Auch dann nicht, wenn ich irgendwann mit allen Kindern durch die Pubertät gegangen bin.
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