Dies ist der 34. Beitrag in unserer Reihe „Stillen ist bunt“ (alle weiteren findet ihr gesammelt hier), in dem Avesta ihre Stillgeschichte erzählt. Die 27-jährige Studentin der Sonderpädagogik ist „verheiratet mit meinem Traummann und Mama eines 11 Monate alten, wundervollen Jungen“. Sie mag Yoga, ich liebe es zu wandern und fotografiert sehr gerne. „Außerdem bin ich einfach sehr gerne Freundin, für die Menschen, die ich mag. Auf ihrem Blog (plumenkind.com) teilt sie minimalistische, gesunde Rezepte, schreibt über das Leben mit Kind und darüber, was sie sonst noch bewegt.
Was hast du vor deiner Schwangerschaft über das Stillen gedacht bzw. welche Erfahrungen mit dem Thema gemacht?
Im September 2017 bin ich Mutter geworden und bin in eine mir bis dahin unbekannte Welt gekommen, über die ich mir vorher keine Gedanken gemacht hatte. Alle sagen einem, dass man sich nicht vorstellen kann, wie es ist Eltern zu sein, bevor man ein Kind hat. Und sie haben verdammt Recht damit. Stillen ist nur ein Teil dieser mir bis dahin unbekannten Welt. Und doch auch ein ziemlich großer Teil!
Vor meiner Schwangerschaft habe ich nicht viel übers Stillen nachgedacht. Ich hatte mit dem Thema gar keine Berührung. Ich wusste nur, dass ich selbst 15 Monate gestillt worden war und fand das gut und dachte mir, dass ich mein Kind auch gerne stillen wollen würde.
Wie hast du dich vor der Geburt über das Thema informiert? Gab es Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf die vor euch liegende Stillzeit?
Vor der Geburt habe ich mich nicht übers Stillen informiert. Ich wurde ein paar Mal im Laufe der Schwangerschaft gefragt, ob ich vorhabe zu stillen und für mich war einfach klar: Ja, ich möchte mein Kind stillen. Ich hatte mir keinen Plan zurechtgelegt, wie lange ich stillen möchte. Ich wollte es einfach auf uns zukommen lassen. Zum Zeitraum der Schwangerschaft fand ich die Vorstellung absurd, dass aus meinen Brüsten Milch rauskommen sollte. Nicht nur, dass ein Kind in mir heranwächst, nein ich würde danach auch noch Milch geben. Das war für mich nicht fassbar und so wartete ich einfach ab.
Manchmal war ich verzweifelt
Wie verlief der Stillstart und wie ging es dir und Deinem Baby dabei? Welchen Einfluss hatte die Geburt auf eure ersten Stillmomente?
Mein Sohn kam spontan und natürlich auf diese Welt und wurde mir sofort auf den Bauch gelegt. Er nuckelte gleich nach ein paar Minuten an der Brust, aber so richtig zu fassen bekam er sie noch nicht. Er versuchte es jedoch unermüdlich. In den nächsten Stunden und Tagen versuchten wir es immer und immer wieder. Manchmal war ich verzweifelt, weil es gar nicht so einfach war. Einfach anlegen… so war das nicht. Wir mussten üben. Immer und immer wieder.
Wie lief das Stillen im Wochenbett? Hattest du in dieser Zeit Unterstützung?
Im Krankenhaus halfen mir die Schwestern und Hebammen. Sie waren wirklich nett, aber sie machten mir auch Druck, weil mein Sohn nach der Geburt abgenommen hatte und meinten, dass wir nicht nach Hause dürften, wenn er nicht zunehmen würde. Meine betreuende Hebamme schrieb mir, dass es normal sei, dass nicht sofort der Milcheinschuss kommt und dass die Babys abnehmen. Es war wie sie gesagt hatte, der Milcheinschuss kam nicht sofort, aber er kam. Und mein Baby trank und nahm zu und wir konnten nach Hause.
Wer war bei Fragen oder Problemen in der Stillzeit für Dich da? Wer oder was hat Dir besonders gut bei etwaigen Schwierigkeiten geholfen?
Zu Hause unterstützten mich meine Hebamme und mein Mann. Meine Hebamme unterstützte mich mit ihrem Wissen und mit ihrer Entspanntheit den Dingen gegenüber. Sie schaffte es, mir die Angst, die mir im Krankenhaus mitgegeben wurde, zu nehmen und sie half mir, mein Vertrauen in mich und mein Kind zu stärken. Mein Mann unterstützte mich indem er da war. Er sorgte dafür, dass ich immer ein Glas mit Wasser neben mir hatte, um zu trinken. Denn Stillen macht durstig! Und wie. Er kochte und las mir vor. Er tat einfach alles, damit ich mich so gut es ging entspannen konnte.
Startsignal für den Beikostbeginn
Als er wieder zur Arbeit musste, machte er mir jeden Morgen Frühstück und stellte es in den Kühlschrank, damit ich gleich nach dem Aufstehen frühstücken konnte. Ich glaube tatsächlich, dass mein Mann einen wesentlichen Teil dazu beigetragen hat, dass die Stillbeziehung von meinem Sohn und mir sich gut eingespielt hatte. Seine Unterstützung sowie seine positive Einstellung zum Stillen waren von großer Bedeutung.
Wie verlief der Beikostbeginn? Welche Erwartungen gab es? Und wie hat sich das Stillen in dieser Zeit verändert?
Nachdem sich das Stillen eingependelt hatte, stillten wir ganze sechs Monate voll und dann gab mein Sohn das Startsignal für den Beikostbeginn: Er zog den Löffel, von dem ich aß, zu sich an den Mund. So starteten wir also mit Einführung der Beikost. Auf unser Stillen hatte es jedoch nicht viel Einfluss. Manchmal aß er viel, manchmal nur homöopathische Mengen. Ich hatte, um ehrlich zu sein, gar nicht die Erwartung, dass ich mit Beikostbeginn sofort weniger stillen würde. Ich dachte, es wäre ja eben so, dass Beikost plus Stillen gut wäre, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten gegebenenfalls vorzubeugen.
Wie verlief der Abstillprozess bzw. welche Wünsche oder Vorstellungen hast du in Bezug auf diese Zeit?
Jetzt mit fast einem Jahr, stillen wir zwar weniger als mit sechs Monaten, aber wir stillen noch und die Häufigkeit variiert auch von Tag zu Tag. Dennoch befinden wir uns schon im Abstillprozess. Ich hoffe, dass sich das Stillen irgendwann nach und nach auslaufen wird. So dass wir es vielleicht gar nicht merken, dass es nun das letzte Mal stillen war.
Zaubertrank für mein Baby
Was war oder ist das Schönste für dich am Stillen?
Das schönste am Stillen ist für mich, dass wir eine Exklusivzeit haben. Eine bewusste Auszeit vom Alltag, nur wir zwei. Ich denke auch, dass es wie eine Art Zaubertrank für mein Baby ist, der ihm Schutz und Kraft bietet.
Was war am schwersten oder belastendsten für dich in der Stillzeit?
Am schwersten in der Stillzeit war für mich die Zeit im Wochenbett, als sich die Milchproduktion noch nicht richtig eingependelt und ich schmerzende Brüste hatte. Manchmal war ich auch genervt, wenn mein Baby in bestimmten Entwicklungsphasen ständig stillen wollte. Das war kräftezehrend. In solchen Phasen habe ich manchmal überlegt, mit dem Stillen aufzuhören. Aber tief im Inneren wollte ich nicht aufhören.
Was würdest du in einer weiteren Stillzeit anders machen? Was ist deine wichtigste Erkenntnis in Bezug auf das Stillen, die du anderen Müttern weitergeben würdest?
Meine wichtigste Erkenntnis in Bezug auf das Stillen ist, dass eine entspannte Atmosphäre Wunder bewirken kann. Wichtig ist es auch, mit Menschen umgeben zu sein, die eine positive Einstellung dem Stillen gegenüber haben. Es könnte auch von Bedeutung sein, ein Stillvorbild zu haben. Mein Vorbild war meine Mutter.
Da mein Sohn mein erstes Kind ist, war ich manchmal überrascht, dass er in der Anfangszeit so oft an die Brust wollte. Ich dachte mir, dass er doch nicht schon wieder Hunger haben könne. Aber oh doch, er konnte. Ich habe mir dann einen Kopf gemacht, was vielleicht andere Leute denken könnten, wenn ich mein Baby so oft stille. Und das ist ja eigentlich Quatsch, denn beim Stillen geht es ja nicht darum, was andere denken. Darum sollte es ja eigentlich nie gehen. Ich glaube, dass es im Endeffekt beim Stillen wie mit vielen Themen der Mutterschaft ist: Unterstützung ist von großer Bedeutung.
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