Dies ist der 33. Beitrag in unserer Reihe „Stillen ist bunt“ (alle weiteren findet ihr gesammelt hier), in dem Fiona aus München ihre Stillgeschichte erzählt. Die 33-jährige ausgebildete Journalistin und Pädagogin hat zuletzt mit traumatisierten Flüchtlingen gearbeitet. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter. „Ich liebe Bücher, Filme, Serien, Musik und gutes Essen“, schreibt sie. Wer mehr über sie erfahren will, schaut auf Instagram bei fiona.familia vorbei.
Nach einem harmonischen Stillstart folgten für Fiona Wochenbetttage mit einigen Stillhürden. Der Beikoststart kam spontan, ebenso wie das nachlassende Stillinteresse ihres Babys zum „halben“ Geburtstag.
Was hast du vor deiner Schwangerschaft über das Stillen gedacht bzw. welche Erfahrungen mit dem Thema gemacht? Vor meiner Schwangerschaft habe ich mir kaum Gedanken über das Stillen gemacht. Eine Zeit lang war ich mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt stillen möchte, wenn ich mal ein Kind bekomme. Mit Eintreten der Schwangerschaft war allerdings für mich plötzlich klar, dass wir in jedem Fall stillen werden. Und irgendwie hatte ich auch im Gefühl, dass es klappen wird.
Wie hast du dich vor der Geburt über das Thema informiert? Gab es Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf die vor euch liegende Stillzeit? Als ich mich eingelesen hatte und mir klar wurde, wie wertvoll Muttermilch ist und dass Stillen so viel mehr ist als nur Aufnahme von Nährstoffen für das Baby, war mir klar: Ich möchte es auf jeden Fall versuchen! Dabei habe ich probiert, mich nicht irre zu machen und ein gutes Gelingen visualisiert.
Wie verlief der Stillstart und wie ging es dir und Deinem Baby dabei? Welchen Einfluss hatte die Geburt auf eure ersten Stillmomente? Die Geburt war selbstbestimmt und ruhig, kein anderer Beschreibung passt so gut. Unsere Tochter hat nicht geschrien, sie lag einfach leise auf meiner Brust, nachdem ich sie natürlich gebären durfte. Als sie zu schmatzen anfing, habe ich sie angelegt. Dieser Beginn unserer Stillbeziehung war also sehr harmonisch.
Schmerzend feste Milchberge
Wie lief das Stillen im Wochenbett? Hattest du in dieser Zeit Unterstützung? Eine Hürde war der Milcheinschuss. Ich weiß noch, dass ich nackt vor dem Spiegel stand und diesen Anblick nicht glauben konnte – ich wusste nicht, ob ich mich freuen soll, dass Milch da ist oder von den neuen Körperfunktionen überfordert sein soll?! Und dass Brüste wehtun können, sich wie Steinberge anfühlen, das hätte ich mir nie gedacht!
Mit diesen schmerzend festen Milchbergen war das Stillen schwierig, bis sich die Menge etwas angepasst hatte. Das Mädchen konnte schlecht andocken und ich war ja nicht geübt im Baby-Halten. Eine bequeme Position zu finden, in der der Kopf gut gestützt ist und das Andocken klappt, war ein paar Tage eine echte Herausforderung. Unterstützt haben uns die Hebammen – ich war in einem Zentrum angemeldet, deshalb kam täglich eine andere Frau zu uns.
Wer war bei Fragen oder Problemen in der Stillzeit für Dich da? Wer oder was hat Dir besonders gut bei etwaigen Schwierigkeiten geholfen? Schwierig für unsere Stillbeziehung waren die oben beschriebenen Tage um den Milcheinschuss, gereizte Brustwarzen, eine geschwollene Milchdrüse (und es hat eine Zeit gedauert, bis ich diese ausmachen konnte, weil ich die Schmerzen auf die Warze geschoben hatte) und das Anpassen der Menge nach einem Wachstumsschub und viel Anlegen.
Stillbeziehung war gefestigt
In erster Linie hat mir geholfen, dass ich nicht mal ans Aufgeben gedacht habe. Ich habe mir immer wieder gesagt, in jeder Beziehung muss man sich erst kennenlernen und dass stürmische Zeiten dazugehören. Die Hebammen haben mich ebenso bestärkt. Ein offener Austausch mit Müttern im Freundeskreis war Gold wert! Und bei Fragen, die zwischendurch aufgeploppt sind, habe ich tatsächlich gegoogelt – das kann einen in der Schwangerschaft ja irre machen, aber ich habe auch viel gelernt.
Wie verlief der Beikostbeginn? Welche Erwartungen gab es? Und wie hat sich das Stillen in dieser Zeit verändert? Das erste Löffelchen war beladen mit püriertem Kürbis aus einem praktischen Grund – der musste dringend verarbeitet werden. Ich habe nicht groß darüber nachgedacht im Vorfeld, weil ich eigentlich dachte, dass Mädchen sei noch nicht so weit. Sie war 20 Wochen alt, unsere Stillbeziehung war gefestigt und bis auf die üblichen Ausreißer-Tage wir beide ein eingespieltes Team.
In meinem PEKIP-Kurs war Beikost schon ein Riesenthema und dann sagte ich zu meinem Mann, lass mal versuchen, aber ich glaube, das hat noch Zeit. Ich hatte also keine Erwartung und war eher auf BLW gepolt und dachte, wir überspringen den Brei – tja, und dann hat das Mädchen richtig reingehauen. Das tut sie bis heute – außer, das Zahnfleisch ist empfindlich wegen neuer Zähnchen. Unser Beikostbeginn war also teils überraschend, frei von Druck und irgendwie gleich mitten im Geschehen.
Immer öfter „unordentlich“ getrunken
Wie verlief der Abstillprozess bzw. welche Wünsche oder Vorstellungen hast du in Bezug auf diese Zeit? Nach dem ersten Löffelchen hat sich das Stillen in eine Richtung entwickelt, mit der ich so nicht gerechnet hatte. Das Mädchen hat getrunken und sobald sie satt war, angedockt und sich weggedreht. Sie hat kein Kuscheln, kein Trösten, kein Nuckeln eingefordert. Die Brust war wie Mittel zum Zweck. Und immer öfter hat sie „unordentlich“ getrunken, nicht mal richtig angedockt, als ob sie zwar Durst oder Hunger hat, aber nicht richtig Interesse an der Brust.
Mit Beikost-Beginn hat sie plötzlich die Flasche genommen und ein Versuch mit Pre-Milch war ein voller Erfolg. Ich habe die Brust immer weniger angeboten und letztlich hat sich das Mädchen von alleine abgestillt, es war keine Nachfrage mehr da. Einen Tag vor ihrem „halben Geburtstag“ hat sie das letzte Mal gestillt. Ich dachte tatsächlich, wir würden viel länger stillen, aber da ich mich ganz an den Bedürfnissen des Babys orientiert habe, war die Entwicklung so gut und richtig.
Was war oder ist das Schönste für dich am Stillen? Wenn wir nachts im milden Schein des Still-Lämpchens im Bett saßen, nur wir beide (halb-)wach, bis sie an der Brust eingeschlafen ist, der Anblick dieses kleinen Gesichtchens mit dem friedlichen Ausdruck. Diese Momente habe ich ganz intensiv aufgesogen.
Stillen ist eine echte Aufgabe
Was war am schwersten oder belastendsten für dich in der Stillzeit? Wenn sich nach einem Wachstumsschub und großer Nachfrage die Milchmenge erst zurückregulieren musste und das Mädchen versehentlich viel zu viel geschluckt und zu weinen angefangen hat. Das hat mir richtig wehgetan, weil diese (in jeder Hinsicht) nährende Sache ihr so viel Unbehagen bereitet hat. Und der eine Abend nach dem Milcheinschuss, als ich keine gute Position für uns gefunden habe und von Minute zu Minute nervöser und angestrengter wurde, was sich natürlich 1:1 auf das Baby übertragen hat.
Was würdest du in einer weiteren Stillzeit anders machen? Was ist deine wichtigste Erkenntnis in Bezug auf das Stillen, die du anderen Müttern weitergeben würdest? Ich würde wahrscheinlich früher üben, im Liegen zu stillen und mich weniger scheuen vor der Öffentlichkeit – es hat gedauert, bis ich mich sicher gefühlt habe. Mamas, ein Neugeborenes stillen ist eine echte Aufgabe, man sollte sich selbst nicht vergessen! Es klingt so banal, aber gut trinken und essen ist so wichtig. Zudem sollte man sich nicht scheuen, um Hilfe zu bitten. Es ist keine Schande, wenn etwas nicht klappt.
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