Dies ist der 16. Beitrag in unserer Reihe „Stillen ist bunt“ (alle weiteren findet ihr gesammelt hier), in dem Katrin aus Berlin ihre Stillgeschichte erzählt.
Die heute 40-Jährige ist verheiratet und hat eine viereinhalbjährige Tochter. Bis vor knapp zweieinhalb Jahren arbeitete sie als Beraterin für IT Projekte, jetzt ist sie als Data Analystin und Softwareentwicklerin tätig. „Ich habe zwei Monate nach der Geburt wieder angefangen zu arbeiten, mit Reisetätigkeit“, schreibt sie mit Blick auf ihre Stillzeit. Und ergänzt gleich: „Mein Mann war zwölf Monate zu Hause“.
Nach einem holprigen Stillstart war das Pumpstillen der Weg, mit dem Katrin die Bedürfnisse ihres Babys aber auch ihre eigene baldige Berufstätigkeit nach der Geburt gut vereinbaren konnte. Über diesen Weg hat Katrins Tochter zehn Monate lang ihre Muttermilch erhalten.
Von Anfang an trotz Unterstützung nicht geklappt
Was hast du vor deiner Schwangerschaft über das Stillen gedacht bzw. welche Erfahrungen mit dem Thema gemacht?
Vor der Schwangerschaft habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht und da auch keine Babys und Kleinkinder in meinem Umfeld waren, gab es auch keine Erfahrung.
Wie hast du dich vor der Geburt über das Thema informiert? Gab es Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf die vor euch liegende Stillzeit?
Durch meine Hebamme und Infobroschüren. Meine Vorstellung war, die zwei Monate, die ich zu Hause bin, zu stillen und danach mal zu sehen, wie es mit einer Kombination aus Abpumpen und Stillen klappt. Wenn nicht, dann halt Umstieg auf Pre-Nahrung. Ich hatte nicht vor, länger als sechs Monate zu stillen.
Wie verlief der Stillstart und wie ging es dir und Deinem Baby dabei? Welchen Einfluss hatte die Geburt auf eure ersten Stillmomente?
Es hat von Anfang an trotz Unterstützung nicht geklappt. Das erste Anlegen hat nicht geklappt, mir floss Kolostrum aus der Brust, dass interessierte aber mein Kind nicht. Mich haben in den folgenden Tagen die Hebammen im Krankenhaus und die Stillberaterin unterstützt, aber es hat nicht geklappt. Ich habe dann abgepumpt (hat super geklappt) und dann das Kind mit einem Feeder gefüttert. Auch das hat gut geklappt, war aber aufwändig.
Ich fand das Abpumpen entspannend
Wie lief das Stillen im Wochenbett? Hattest du in dieser Zeit Unterstützung?
Zu Hause war mir das Füttern mit dem Feeder zu umständlich. In Absprache mit meiner Hebamme, die auch wusste, dass ich bald wieder arbeiten würde, habe ich dann entschieden, die Muttermilch über das Fläschchen zu geben. Ab da war es richtig entspannt. Ich hatte über Rezept vom Arzt eine Milchpumpe für zuhause, die war richtig gut. Für unterwegs hatte ich mir später eine weitere gekauft – die war ok, aber nicht so gut, dafür sehr viel handlicher.
Anfangs habe ich fünf Mal täglich 15 Minuten abgepumpt, da konnte ich einige Vorräte anlegen. Als ich anfing zu arbeiten, habe ich es auf vier mal täglich reduziert. Ich hatte auch nie Probleme, wenn ich beim Kunden war – mir wurde immer ein ruhiges Zimmer organisiert zum Abpumpen. Besonders professionell waren sie in dieser Hinsicht bei einer Konferenz in den Niederlanden.
Wer war bei Fragen oder Problemen in der Stillzeit für Dich da? Wer oder was hat Dir besonders gut bei etwaigen Schwierigkeiten geholfen?
Meine Hebamme hat mir bei den Anfangsschwierigkeiten geholfen (ein Mal blutige Brustwarze und ein Mal Milchstau). Ansonsten gab es keine Probleme. Ich fand das Abpumpen entspannend und habe in der Zeit oft gelesen. Ich hatte das Glück, es so timen zu können, dass entweder mein Mann oder meine Eltern da waren und sich ums Baby gekümmert haben. Oder die Kleine schlief oder ich unterwegs war. Anstrengend wurde es ab sieben Monaten, da da die Kleine einen größeren Bewegungsradius hatte und es liebte, an Kabeln zu ziehen (komischerweise nur von der Milchpumpe) und es nicht akzeptierte, wenn ich mich für das Abpumpen zurückziehen wollte.
Keinen Druck bei der Beikost
Wie verlief der Beikostbeginn? Welche Erwartungen gab es? Und wie hat sich das Stillen in dieser Zeit verändert?
Mit knapp fünf Monaten hat sie das erste Mal eine Pre-Milch bekommen. Ich wollte keinen Druck bei der Beikost. Da ich viel unterwegs war, musste ich auch abgepumpte Milch wegschütten, da ich sie nicht ausreichend kühlen konnte. Daher wurde es mir zu stressig, so oft abzupumpen, dass es auf Dauer reicht. Die Pre-Milch ist ihr gut bekommen – eine Mahlzeit haben wir Pre-Milch statt Muttermilch pro Tag gefüttert.
Zwei Wochen später (sie war damals gut fünf Monate alt) habe ich das erste Mal Brei gefüttert, das Kind war von Anfang an von Brei begeistert. Einen Monat später waren wir dann schon bei drei Breimahlzeiten täglich, das wurde auch vehement eingefordert. Dazu gab es dann noch ein bis zwei Mal am Tag Muttermilch und Pre-Milch nach Bedarf. Ich habe bis sie neun Monate alt war abgepumpt. Die letzte Muttermilch hat sie mit zehn Monaten bekommen, dann waren auch die letzten Vorräte aufgebraucht. Danach gab es noch Folgemilch.
Wie verlief der Abstillprozess bzw. welche Wünsche oder Vorstellungen hast du in Bezug auf diese Zeit?
Ich wollte Aufhören mit dem Abpumpen, da es zu dem Zeitpunkt im Bereich nervig angekommen war – zumindest zu Hause. Ich hatte überlegt, mir eine Beratung zu dem Thema bei meiner Hebamme zu holen, habe es aber erstmal selber versucht. Die Reduktion auf zwei Mal am Tag Abpumpen war problemlos. Den Schritt auf einmal Abpumpen habe ich in Etappen gemacht, also bei der einen Abpumpphase erst auf zehn, dann auf fünf Minuten verkürzt (ich glaube jeweils etwa eine Woche lang). Und dann ganz weggelassen. Von ein Mal mal auf gar nicht habe ich es auch so gemacht. Die Milchmenge ging auch dabei stark zurück. Das Aufhören mit dem Abpumpen hat einen guten Monat gedauert. Ich hatte keinerlei Probleme, daher habe ich auch keine Beratung in Anspruch genommen.
Jede Lebenssituation ist individuell
Was war oder ist das Schönste für dich am Stillen?
Ich war froh, dass ich auf meinem Weg dem Kind Muttermilch geben konnte und dass es so gut geklappt hat.
Was war am schwersten oder belastendsten für dich in der Stillzeit?
Als das Kind anfing, immer am Kabel zu ziehen und gebrüllt hat, wenn sie davon abgehalten wurde.
Was würdest du in einer weiteren Stillzeit anders machen? Was ist deine wichtigste Erkenntnis in Bezug auf das Stillen, die du anderen Müttern weitergeben würdest?
Eine weitere Stillzeit gibt es nicht, und das war mir auch innerhalb der Zeit schon klar. Akzeptiert, dass nicht immer alles nach Plan läuft – ist ja mit Kindern oft so. Setzt eure Prioritäten, vergesst aber eure Gesundheit (physisch und psychisch) dabei nicht. Stillen ist sicher toll, aber wenn es nicht klappt, gibt es viele andere Möglichkeiten. Holt euch Hilfe, wenn ihr sie braucht. Seid für euer Baby da, dass ist wichtiger als Stillen.
Überlegt, wie viel Kraft ihr investieren wollt, eine gute Stillbeziehung aufzubauen und wo der Punkt für euch erreicht ist, an dem ihr sagt: dann eben nicht. Bei mir war er sehr früh erreicht, da wir nach zwei Monaten eh auch das Fläschchen hätten einführen müssen. Aber wo der Punkt liegt, kann nur jede selber wissen. Es ist euer Weg als Familie, andere sind nicht in euren Schuhen. Vergleicht euch nicht mit anderen – die Lebenssituation ist individuell.
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