Stillen am Arbeitsplatz

Die Rückkehr ins bezahlte Berufsleben nach der Elternzeit markiert für viele junge Mütter einen bedeutenden Wendepunkt. Das private Leben hat sich grundlegend verändert. Neben der Erwerbsarbeit ist nun auch ein beträchtlicher Anteil an Care-Arbeit hinzugekommen. Diese Doppelbelastung alleine stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Überlappt die Stillzeit nun aber mit der Erwerbstätigkeit, stellen sich viele Mütter die Frage nach dem Abstillen. Der Beruf alleine sollte jedoch kein Grund zum Abstillen sein. Wie also lässt sich Stillen und Arbeitsleben miteinander vereinbaren?

Das Mutterschutzgesetz gilt während der gesamten Stillzeit. Stillende dürfen keine Mehrarbeit, keine Nachtarbeit und in der Regel auch keine Sonn- und Feiertagsarbeit leisten. Ein Unternehmen muss die Stillende für die dazu benötigte Zeit freistellen. Bei einer Beschäftigung von bis zu acht Stunden stehen ihnen mindestens zweimal täglich 30 Minuten oder einmal täglich 60 Minuten Stillzeit zu. Dieses Recht gilt bis zum 1. Geburtstag des Babys.

Auch in der Schweiz sind die Regelungen ähnlich. Ebenso in Österreich, wo aber die Gewährung der Stillzeiten nicht auf das erste Lebensjahr limitiert sind. Überall gilt diese Zeit als bezahlte Arbeitszeit und nicht als Pause. Zudem muss der Arbeitgebende einen privat nutzbaren Stillraum zur Verfügung stellen.

Arbeitsbedingungen in der Stillzeit

Die Mutterschutzgesetze schützen Stillende auch vor bestimmten belastenden Tätigkeiten wie z.B. schweres Heben oder dem Umgang mit potentiell gesundheitsgefährdenden Stoffen. Einige Berufe bieten jedoch keine sichere Umgebung für Stillende.

In solchen Fällen ist der Arbeitgebende verpflichtet, entweder Schutzmaßnahmen zu ergreifen, eine andere Stelle anzubieten oder ein Beschäftigungsverbot auszusprechen. Die unzulässigen Tätigkeiten sind in Deutschland in den §§ 11 und 12 des Mutterschutzgesetzes aufgeführt.

Hier ist das Gesetz also sehr auf Seite der stillenden Mütter. Eine entsprechende Umsetzung in der Praxis gestaltet sich allerdings manchmal schwieriger. Deshalb ist es wichtig, dass Stillende ihre Rechte kennen und einfordern können.

Stillen oder Abpumpen

Die meisten berufstätigen Mütter pumpen während der Arbeitszeit Milch ab, damit das Kind von einer anderen Bezugsperson betreut werden kann. Es ist aber genauso möglich, dass das Kind für die Stillmahlzeiten zur Mutter an den Arbeitsplatz gebracht wird. Dies setzt jedoch eine räumliche Nähe von Wohnort und Arbeitsplatz voraus.

Und es bedeutet, dass sich die Mutter mehrmals am Tag vom Kind verabschieden muss. Andere Stillbeziehungen werden auf den Nachmittag, Abend und Nacht verschoben, ohne dass ein Entleeren der Brust notwendig ist. Hier darf jede Familie den für sich passenden Weg herausfinden.

Wichtig ist: Planung vermeidet Stress, darum hier einige sinnvolle Tipps:

  • Nehmt euch als Familie früh genug Zeit, um die Rückkehr ins Berufsleben zu planen. So kann alles vorbereitet und Stress vermieden werden.
  • Melde dich frühzeitig bei deinem Arbeitgebenden. Kommuniziere deine Absicht, nach der Rückkehr ins Berufsleben weiter zu stillen. So kann die Gefährdung am Arbeitsplatz beurteilt werden. Und es bleibt Zeit, notwendige Strukturen zu schaffen.
  • Soll dein Kind auch in deiner Abwesenheit mit Muttermilch versorgt werden, musst du abpumpen, um einen Muttermilchvorrat zu Hause zu haben. Dies ist auch sinnvoll, wenn du spürst, dass eine längere Stillpause deine Brust unangenehm schwellen lässt. Deine Hebamme berät dich gerne zur passenden Milchpumpe. Beginne frühzeitig mit dem Gewinnen von Muttermilch, damit du mit der Technik vertraut bist und bereits einen Vorrat hast, wenn der erste Arbeitstag beginnt.
  • Zum Pumpen unterwegs braucht es saubere Gefäße oder Milchbeutel sowie Kühl-Akkus für den Transport der Milch.
  • Wie das Stillen erfordert auch das Füttern mit der Flasche etwas Übung. Lass die Betreuungsperson und auch das Baby üben, aus der Flasche zu füttern beziehungsweise zu trinken.

Routinen schaffen

  • Plane regelmäßige Abpump- oder Stillsitzungen während des Arbeitstags ein, idealerweise entsprechend der Zeiten, zu denen sich dein Kind erfahrungsgemäß meldet.
  • Der neue Arbeitsalltag ist nicht nur für euch, sondern auch für das Baby aufregend. Stress kann die Milchmenge reduzieren. Zudem möchte das Baby möglicherweise mehr Körperkontakt oder häufiger stillen als zuvor. Das kann schon mal das Gefühl vermitteln, dass die Milch nicht mehr ausreicht, ist aber meist auf den Stress zurückzuführen und pendelt sich wieder ein. Gönnt euch bewusst Zeit zum Kuscheln, stillen und durchatmen bis sich der neue Alltag bei allen eingespielt hat.

Lohnarbeit und Stillen in Einklang zu bringen, ist zweifellos eine Herausforderung, die Planung und neuer Routinen bedarf. Mit der Unterstützung des Arbeitgebenden, weiterer Betreuungspersonen zu Hause sowie ausreichend Zeit und Ruhe ist es jedoch erfolgreich umsetzbar. Viele Frauen erleben die Stillbeziehung mit ihrem Kind nach der Erwerbsarbeit als besonders intensiv – und genießen diese Zeit nochmals neu.

Mehr Informationen:

Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Familienportal des Bundes

WHO/ UNICEF-Initiative Babyfreundlich

Europäisches Institut für Stillen und Laktation

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