Susanne hat bereits vor einiger Zeit ihre persönliche Stillgeschichte hier bei uns geteilt. 2019 ist sie 45 Jahre alt und Mama von zwei Jungs (acht und vier Jahre alt). Sie arbeitet freiberuflich als Wingwave-Coach und Autorin. Sie hat zwei „späte“ Schwangerschaften erlebt. Hier schreibt sie über ihre Erfahrungen, den Umgang mit möglichen Untersuchungsoptionen und das Thema Alter überhaupt im Kontext der Familienplanung.
Bei der Geburt unseres ersten Sohnes galt ich schon als „Risikoschwangere“. Meine damalige Ärztin meinte, da solle man öfter und engmaschiger untersuchen. Wir wohnten damals noch in Köln. Im Geburtsvorbereitungskurs war keine Frau unter 35, viele waren älter als ich. Mich interessierte aber eigentlich nie, ob das nun „spät“ oder „normal“ ist. Ich erinnere mich da gerne immer an meinen Bio-LK-Lehrer in der Oberstufe, der uns regelmäßig Vorträge zu den neuesten Forschungen zu künstlicher Befruchtung hielt.
In seinen ausführlichen Berichten ging er damals (1990) schon darauf ein, dass das Alter von Erstgebärenden immer weiter nach oben gehen werde. Seine These: Frauen wollten allein aufgrund ihrer Ausbildungen erst einmal in den Job und entscheiden sich oftmals viel später für Kinder. Und dann müsse ja zu dem Zeitpunkt auch noch der Partner passen.
Das ist übrigens diese eine Frage, die ich bei meinen beiden Schwangerschaften gänzlich vermisst habe! Niemand wollte wissen: „Wie alt ist dein Partner denn eigentlich?“ Frauen werden immer gefragt, aber die Altersfrage des Partners stellt sich fast nie. Und auch da wird ja zum Glück mittlerweile mehr geforscht und es gibt erste konkrete Ergebnisse. Denn wenn man immer nur über die Wahrscheinlichkeiten bei Krankheiten und Fehlbildungen der Babys bei höherem Alter der Frau spricht, sollte man so fair sein und auch die Untersuchungen nennen, die den Mann betreffen. Und auch die gibt es.
Keine weiteren Untersuchungen in der Schwangerschaft
In meinem persönlichen Fall ist mein Mann sieben Jahre jünger – und das hat irgendwie nie jemand wissen wollen. Als ich 40 Jahre alt war, war dann unser zweiter Sohn unterwegs. Es war eine bewusste Entscheidung. Für mich ergab es keinen Sinn, mich über die höhere Wahrscheinlichkeit einer Trisomie 21 aufklären zu lassen. Für uns beide war immer klar: Die Entscheidung, was man als Eltern tut und wie man damit umgeht, muss zu einem viel früheren Zeitpunkt getroffen werden. Daher habe ich keine weiteren Untersuchungen in der Schwangerschaft vornehmen lassen.
Ich war einmal bei einem großen Ultraschall, weil ich eine Herzerkrankung ausschließen wollte. Das hätte ich unabhängig des Alters eh gemacht, da ich in solchen Fällen dann eine Kinderklinik aussuchen und auch die Geburt anders planen würde. Ich weiß aus dem persönlichen Umfeld, dass es sehr hilfreich sein kann, so etwas planen zu können. Weitere Untersuchungen wollte ich nicht.
Ich hatte aber auch eine Ärztin, die mich da in allem sehr bestärkt und mich nicht anders behandelt hat. Ich bekam von ihr zum Ende der Schwangerschaft drei mal Akupunktur und die Geburt ging damit auch direkt los. Die Schwangerschaft verlief insgesamt komplikationslos. Ebenso die Geburt. Im Gegensatz zur ersten Geburt fühlte ich mich viel besser vorbereitet auf das was mich erwartet. Ich konnte viel besser mit allem umgehen. In der kompletten Schwangerschaft habe ich eine Hypnobirthing-CD gehört und auch mit zur Geburt genommen. Mir hat das sehr geholfen. Geburtsvorbereitungskurse und sonstige Kurse in der Schwangerschaft habe ich nicht mehr gebucht, da ich mich eher zurückgezogen habe und mit meinen Kräften haushalten musste. Ich war ständig sehr müde, aber das habe ich auch von jüngeren Schwangeren gehört.
Im Umgang mit meinen Kindern sehr entspannt
Bezüglich des Alters bekam ich aber auch im privaten Umfeld nie solche Fragen gestellt. Im Kindergarten gab es schon auch einige Mütter, die ebenfalls um 40 herum nochmal schwanger wurden. Ich persönlich fand den Zeitpunkt ziemlich gut bei beiden Schwangerschaften, da ich viele Jahre vorher gearbeitet hatte und zum Schluss in einer Führungsposition tätig war. Ich hatte und habe heute nicht das Gefühl, dass mir da irgendwas fehlt. Ich bin sehr glücklich, dass ich heute auch mit einem finanziellen Polster aus der früheren Zeit ganz entspannt meine freiberufliche Tätigkeit ausüben kann.
Mit 30 bin ich zum Beispiel sechs Wochen im Jahr Skifahren gegangen, meinen kompletten Jahresurlaub habe ich in der Zeit zwischen Ende Oktober bis Mai in den Bergen verbracht. Die Zeit möchte ich nicht missen. „Alles hat seine Zeit“ sagen viele ältere Menschen immer mal wieder. Ich empfinde das ganz genauso.
Ich bin im Umgang mit meinen Kindern sehr entspannt und locker und diese Einstellung hatte ich mit 30 noch nicht. Ich kann heute wesentlich besser sortieren, was wirklich wichtig gerade ist. Diese Eigenschaft erleichtert im Alltag mit Kindern doch so einiges. Ich kann nicht basteln, brenne auch nicht dafür. Meiner Stärken und Fähigkeiten bin ich mir heute viel bewusster und darauf kann ich mich gut konzentrieren. Das war nicht immer so.
Alter ist kein entscheidendes Kriterium
In der Schwangerschaft selbst habe ich mir keine Gedanken dazu gemacht, ob ich für das „Projekt Kind“ zu alt sein könnte. Das stellt sich jetzt erst so nach ein paar Jahren ein. Man kommt selbst in der Lebensmitte an. Die üblichen Fragen „Was noch so kommt, was will man noch machen, was steht noch an?“ lassen bei mir die Gedanken jetzt eher aufkommen. Auch gesundheitliche Einschnitte, die ich im engeren Umfeld miterlebe, lassen mich noch mehr dazu übergehen, sehr auf mich zu achten. Das führt dazu, dass ich heute viel mehr auf meine Ernährung, genug Bewegung und Sport und ausreichend Schlaf achte als noch vor zehn Jahren. Die Motivation, als „späte“ Mutter mit kleinen Kindern diese auch selbst gesund aufwachsen zu sehen, ist einfach extrem hoch bei mir.
Was ich als Botschaft mitgeben möchte, wenn jemand gerade selbst überlegt, noch (einmal) schwanger werden zu wollen:
Das Alter ist kein entscheidendes Kriterium aus meiner „Brille“ betrachtet. Ich fand viel wichtiger, den richtigen Partner an meiner Seite zu wissen, der auch richtig Lust hat (noch einmal) Vater zu werden. Wenn das bei dir schon mit 30 oder früher der Fall ist, bei mir war es einfach nicht so. Und daher war ich dann eben etwas später dran.
Nicht mit 60 in Rente gehen
Ich finde bei den ganzen Überlegungen einfach viel wichtiger, sich überhaupt mal die Frage zu stellen, was für dich Alter bedeutet? Ist es eher so, dass du noch in klassischen Strukturen aufgewachsen bist. Das bedeutet, man freut sich, mit 60 in die sogenannte Rente zu gehen. Für mich hat sich das komplett verändert. Ich habe das für mich neu definiert. Ich möchte nicht mit 60 in Rente gehen, sondern habe noch viel vor.
Ich war letztens auf einem Vortrag von Rüdiger Dahlke, der darüber sprach, dass immer noch zu viele Menschen mit 30 ihre Träume aufgeben und sich zu alt finden, Neues auszuprobieren. Einen neuen Beruf, neue Ausbildung, neue Hobbys – alles quasi wie gestorben, nur mit 80 erst begraben. Das klang sehr makaber, aber ich kann nur weitergeben, das Alter darf bei so einer Entscheidung kein Kriterium sein.
Ich würde folgende Vision mal zulassen in einem ruhigen Moment der inneren Einkehr: Wie würdest du mit 80 darüber denken, dass du mit 40 eine Schwangerschaft nicht mehr eingegangen bist, weil du dich zu alt gefühlt hast? Versetz dich mal in diese Stimmung oder umgib dich mit Frauen diesen Alters und fühl da mal rein. Aus der Perspektive betrachtet ist es nämlich auf einmal ziemlich egal, ob du mit 30, 35 oder 42 dein Baby bekommen hast.
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