Dies ist der 18. Beitrag in unserer Reihe „Stillen ist bunt“ (alle weiteren findet ihr gesammelt hier), in dem Katja aus Rottweil in Baden-Württemberg ihre Stillgeschichte erzählt.
Sie ist gelernte Krankenschwester und hat sich in ihrer ersten Elternzeit in verschiedenen Bereichen weitergebildet. So arbeitet sie im Bereich der Familienbegleitung als Trage-, Stoffwindel- und Stillberaterin, leitet ein Stillcafé und bietet Artgerecht-Kurse an.“ Auf ihrer Homepage erfährt man mehr und erhält Einblicke in ihren Familienalltag.
Katjas erstes Kind wurde viel zu früh in der 24. Schwangerschaftswoche geboren und lebte nur kurze Zeit. Sie hat damals ihre Milch für ihr Baby abgepumpt. Bei ihrem zweiten und dritten Kind verlief manches in Sachen Stillen ähnlich, etwa die anfänglichen Schmerzen. Andere Dinge wie die Beikostphase gestalten sich wiederum ganz anders.
Mein Wunsch war es zu stillen
Was hast du vor deiner Schwangerschaft über das Stillen gedacht bzw. welche Erfahrungen mit dem Thema gemacht?
Für mich war immer klar, dass ich mal stillen möchte. Ich wusste da aber noch nicht, dass es für viele viele Frauen mit solchen Schwierigkeiten verbunden ist.
Wie hast du dich vor der Geburt über das Thema informiert? Gab es Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf die vor euch liegende Stillzeit?
Meine ersten Stillerfahrungen haben mich sehr unverhofft getroffen. Unsere erste Tochter kam in der 24. SSW als Extremfrühchen auf die Welt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich noch überhaupt nicht mit dem Thema Stillen auseinander gesetzt. In dem ganzen Chaos nach Not-Kaiserschnitt und so weiter hat man mir gleich eine Milchpumpe hingestellt. Ich pumpte ab und der Milcheinschuss kam recht schnell. Das Pumpen war sehr unangenehm, aber das war das Einzige, was ich aktiv für mein Baby tun konnte. Leider verstarb unser Baby.
In der folgenden Schwangerschaft hab ich das Stillbuch von Hannah Lohtrop gelesen und es hat mir unheimlich viel Sicherheit gegeben. Ich habe mich in dieser Hinsicht sehr gestärkt. Mein Wunsch war es zu stillen und ich hab nie auch nur einen Gedanke daran verschwendet, dass es nicht klappen könnte. Meine Vorstellung war bei allen Kindern sechs Monate voll zu Stillen. Das hat auch geklappt.
Wie verlief der Stillstart und wie ging es dir und Deinem Baby dabei? Welchen Einfluss hatte die Geburt auf eure ersten Stillmomente?
Der Stillstart verlief bei allen Geburten auf Grund der Sectios immer etwas holprig im Bezug auf das Anlegen und bescherte mir jedes Mal anfangs wunde Brustwarzen. Obwohl ich in der Klinik viel Unterstützung hatte.
Gestillt wird weiterhin noch sehr viel
Wie lief das Stillen im Wochenbett? Hattest du in dieser Zeit Unterstützung?
Bei meinen beiden darauffolgenden Kindern hatte ich im Wochenbett Unterstützung von meiner Hebamme – und das Stillen spielte sich schnell ein und wir wurden ein gutes Team.
Wer war bei Fragen oder Problemen in der Stillzeit für Dich da? Wer oder was hat Dir besonders gut bei etwaigen Schwierigkeiten geholfen?
Bei Fragen oder Problemen in der Stillzeit konnte ich auf meine Hebamme zurückgreifen. Allerdings hat man schnell gemerkt, dass sie dafür recht wenig Kapazitäten hat. Eine Stillgruppe oder etwas ähnliches gab es bei meiner Großen leider nicht. Inzwischen habe ich selbst ein Stillcafé ins Leben gerufen, das auch sehr gut angenommen wird.
Wie verlief der Beikostbeginn? Welche Erwartungen gab es? Und wie hat sich das Stillen in dieser Zeit verändert?
Der Beikostbeginn bei meiner Großen war ganz klassisch, mit Gemüsebrei am Mittag und dann nach dem empfohlenen Schema. Dabei haben wir weiter gestillt, bis sie circa 16 Monate alt war. Dann hat sie sich plötzlich recht schnell selbst abgestillt. Mein Sohn ist jetzt aktuell sieben Monate alt und wir haben jetzt langsam mit Beikost angefangen, allerdings versuchen wir es dieses Mal mit BLW. Es wirkt so viel natürlicher und passt perfekt zu unserem aktuellen Familienalltag. Gestillt wird weiterhin noch sehr viel.
Abstillen wieder meinem Kind selbst überlassen
Wie verlief der Abstillprozess bzw. welche Wünsche oder Vorstellungen hast du in Bezug auf diese Zeit?
Auch dieses Mal möchte ich das Abstillen wieder meinem Kind selbst überlassen, hoffe aber, dass es dieses Mal nicht so früh ist.
Was war oder ist das Schönste für dich am Stillen?
Das Schönste am Stillen ist für mich, diese unbeschreibliche Nähe, diese Verbundenheit und das es unheimlich praktisch ist.
Was war am schwersten oder belastendsten für dich in der Stillzeit?
Belastend waren für mich anfangs die Schmerzen, es dauerte jedes mal circa sechs Wochen, bis alles sich eingespielt hatte und ich nicht mehr ständig beim Stillen die Zähne zusammenbeißen musste.
Was würdest du in einer weiteren Stillzeit anders machen? Was ist deine wichtigste Erkenntnis in Bezug auf das Stillen, die du anderen Müttern weitergeben würdest?
Würde ich nochmal ein Baby bekommen, würde ich es wieder genau gleich machen, wie jetzt beim zweiten Kind. Meine Große hatte ich anfangs im Beistellbett im Schlafzimmer und wachte beim Stillen immer komplett auf, weil ich aufstehen musste. Dieses Mal hab ich komplett auf Familienbett gesetzt und ich wache morgens meist recht ausgeruht auf, da ich beim Stillen gar nicht mehr richtig aufwache. Ich kann oft nicht mal sagen, wie oft wir gestillt haben, da ich einfach immer gleich wieder einschlafe. Das empfinde ich dieses Mal als enorme Erleichterung. Ansonsten würde ich raten: Lasst euch von Fachleuten wie Hebammen und Stillberaterinnen helfen, vertraut euch, tauscht euch mit Gleichgesinnten aus und bestärkt euch gegenseitig.
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