Der Deutschlandfunk-Journalist, der vor einiger Zeit eine Kollegin und mich zur schwierigen Lage der Hebammen interviewte, erzählte mir, dass seine Mutter früher auch mal Hebamme war. Schon lange aber habe sie sich beruflich verändert, zu Gunsten „besserer Arbeitszeiten und einer gerechteren Bezahlung“. Nun sitze ich selbst hier und denke darüber nach, ob auch meine Töchter das bald mal über mich sagen werden.
Der kleine Sohn wird sich vielleicht gar nicht mehr daran erinnern können, was seine Mama damals mal gemacht hat. Die beiden Mädchen waren zumindest noch neulich recht stolz, als ich im Hebammenunterricht in der Grundschule nicht nur etwas zu Schwangerschaft, Geburt und der ersten Babyzeit erzählte, sondern auch zum Beruf der Hebamme. Auch die anderen Kinder wussten alle, dass eine Hebamme sie ins Leben begleitet hat. Manche kannten sogar den Namen ihrer Hebamme von damals.
Wahrscheinlich wird es auch in Zukunft weiter Hebammen geben. Denn auch in den USA, wo ein ähnlicher Weg der stetig steigenden Haftpflichtprämien zum „Aussterben“ der Hebammen geführt hat, gibt es weiter Hebammen. Teilweise arbeiten sie ohne Versicherung – ein hohes Risiko für alle Beteiligten. Oder die exorbitanten Kosten für eine individuelle Haftpflichtversicherung werden durch die Eltern getragen. Eine Abrechnung über die Krankenkasse ist dort nicht möglich. Und so ist es in den USA eine Frage des Geldbeutels, wer sich die Betreuung durch eine Hebamme leisten kann und wird.
Endgültiger Ausstieg als Hebamme
Sind wir nun in Deutschland tatsächlich kurz vor einem ähnlichen System? Heißt das wirklich, dass etliche Kolleginnen und auch ich die Hebammentasche nach und nach einmotten und uns überlegen, was wir jetzt tun? Viele Kolleginnen gehen diesen Weg bereits, arbeiten in anderen Bereichen, studieren, planen den Ausstieg. Denn ganz ehrlich: Wer möchte in einem Beruf arbeiten, für den er jedes Jahr aufs Neue zittert, ob er ihn überhaupt noch unter erträglichen Bedingungen ausüben kann…
Aber bei allen anderen Wegen, die diese Kolleginnen und auch ich teilweise gehen – es ist nicht das, was wir wollen. Denn viele machen trotz aller widrigen Umstände die Hebammenarbeit von Herzen gerne. Und der endgültige Ausstieg ist schmerzhaft, denn Hebamme ist und bleibt man irgendwie doch für immer. Mir fehlen wieder einmal die Worte, für das was passiert – wie so oft in den letzten Jahren, wenn es um die Umstände geht, unter denen wir diesen Beruf ausüben.
Es sind nicht die (werdenden) Eltern, die uns die Steine in den Weg rollen, ganz im Gegenteil. Es sind scheinbar Menschen, denen die Kinder und ganz besonders der Lebensanfang für diese kleinen Menschen und ihren Eltern nicht wichtig sind. Menschen in der Politik und der Wirtschaft. Diese Rechnung wird aber nicht aufgehen. So wie es nie aufgeht, wenn wir uns nicht um gute Bedingungen für das Leben und das Großwerden unserer Kinder kümmern.
Schreibe einen Kommentar