Zwei Monate ist unser Babymädchen nun also schon bei uns. Es sind acht Wochen gewesen, in denen mein Körper und mein Kopf sich vom Schwangersein auf das Leben als vierfache Mama umstellen konnten. Es ist eine Zeit gewesen, in der wir als Familie zusammenwachsen und neue Routinen finden konnten. Das Wochenbett habe ich bei allen Kindern in wirklich guter Erinnerung – aber diesmal habe ich es besonders doll genossen.
Obwohl der Alltag mit steigender Kinderzahl unruhiger wird, werden wir als Eltern in gleichem Maße zunehmend ruhiger. Wir regen uns über weniger Dinge auf und haben mit den Kindern und uns selbst mehr Geduld, als es das damals bei den ersten Kindern der Fall war. Wir haben akzeptiert, dass der Tag nur 24 Stunden hat und man manchmal (oder ehrlich gesagt sogar eher häufig) nicht all das schafft, was man sich vorgenommen hat. Aber das ist in aller Regel auch kein echtes Problem und die wirklich wichtigen Dinge schieben sich ohnehin automatisch in den Vordergrund.
Aktuell gibt in unserer Familie vor allem das Baby das Tempo vor. Doch genauso passt es sich immer wieder den hier längst etablierten Abläufen und Routinen an. Ich habe das Gefühl, dass wir genug Zeit hatten, in den Alltag zurückzufinden, ohne uns überfordert zu fühlen. Das Wochenbett war ein schöner und sanfter Einstieg in das Leben zu sechst. Das habe ich vor allem Christian zu verdanken, der sich wirklich wunderbar um alles gekümmert hat – und auch um sich selbst noch genug. Denn als Wöchnerin hätte ich mich wohl kaum so gut erholen können, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass mein Partner kurz vor dem Burnout steht. Dass Christian zwölf Monate Elternzeit nimmt, ist natürlich die beste Voraussetzung für ein entspanntes Wochenbett gewesen.
Verlängerung des Wochenbetts beantragt
Die Ersparnisse, die für den damit verbundenen Verdienstausfall drauf gehen werden, sind für uns ganz persönlich besser investiert als in einen teuren Luxusurlaub mit der ganzen Familie, den es wahrscheinlich braucht, wenn das Arbeitspensum von einem oder beiden Partnern im ersten Babyjahr sehr hoch ist. Christian ist also nicht nach zwei oder drei Wochen bereits schon wieder arbeiten gewesen. Klassischerweise werden die Baby ja meist genau dann etwas anspruchsvoller in ihren Bedürfnissen, wenn ein Großteil der Partner wieder arbeiten geht – eine leider sehr gemeine Situation.
Als Hebamme erlebe ich es oft mit, wie schnell es dann für die Mütter mit der Erholung im Wochenbett vorbei ist. Dabei könnten Körper, Seele und auch der Beckenboden noch gut eine etwas längere Schonfrist vertragen. Oder es tut einfach gut zu wissen, dass man in Ruhe duschen oder auch etwas essen kann, während der Partner das Baby trägt. Wenn Geschwister da sind, kommen ja noch mal ganz andere logistische Herausforderungen dazu. Wie gut, wenn auch diese Missionen im Wochenbett nicht primär von der Mutter alleine bewältigt werden müssen.
Aber ganz abgesehen vom Erholungseffekt für die Mutter und dem Finden eines möglichst gut laufenden neuen Familienalltags ist das Wochenbett einfach eine so magische Zeit. Nie wieder ist man emotional derart permanent berührt von allem, was in dieser Zeit passiert. Die vielen kleinen Babydetails, die einen verzaubern. Aber auch diese große Überempfindlichkeit gegenüber allen möglichen Störungen.
Überschwängliche Liebe
Dann ist da diese überschwängliche Liebe, aber auch gleichzeitig die Sorge um das kleine Baby, die einen weich und verletzlich macht. Es ist eine Zeit voller Achtsamkeit. Im besten Fall kann man auch seine Prioritäten deutlicher setzen und Dinge absagen, die einem einfach nicht gut tun. Viele Menschen besinnen sich in dieser Zeit auf das, was wirklich wichtig für sie ist. Und auch als Paar rückt man bestenfalls in dieser besonderen Zeit noch ein bisschen enger zusammen.
Auch jenseits des Wochenbettes würde uns diese erhöhte Achtsamkeit für die wichtigen Dinge im Leben wohl sehr gut tun. Deshalb sagte ich gerade erst zu Christian, als die acht Wochen Wochenbett rum waren, dass ich eigentlich eine Verlängerung des Wochenbetts bei uns beiden beantragen möchte. Ich wünsche mir, dass wir es jetzt auch im immer deutlicher präsenten Alltag danach schaffen, unsere Kräfte sinnvoll einzuteilen. Und unsere Prioritäten passend zu setzen. Dass wir Dinge absagen und deutlich „Nein“ sagen, wenn etwas zu viel wird. Wir sollen geduldig sein, vor allen Dingen mit unseren Kindern. Und dass wir weiter immer wieder so verzaubert von unseren Kindern bleiben – und zwar von allen vieren. Und dass wir auch einfach weiterhin entspannt sagen können, wenn wir schon wieder Essen beim Lieferdienst bestellen statt selbst zu kochen: „Ach, ist doch egal, ist schließlich noch Wochenbett.“
Der wichtigste Punkt aber ist das Erhalten der Dankbarkeit darüber, dass es dieses Wochenbett und die Zeit danach überhaupt gibt. Diese Dankbarkeit sollten sich Eltern gerade in Stressphasen immer vergegenwärtigen und bewahren. Wer schon einmal ein Kind verloren hat, kennt dieses Gefühl ganz genau. Bei aller Schlaflosigkeit, aller Erschöpfung und einem Leben, dass sich so manches Mal nach Standstreifen anfühlt, ist jedes Baby eben doch ein kleines großes Wunder… und so ganz und gar nicht selbstverständlich.
Schreibe einen Kommentar