Ein Satz, der wohl den meisten Müttern irgendwann mal begegnet ist lautet: „Ich könnte das ja nicht.“ Manchmal wird er einem direkt gesagt. Oft aber auch eher allgemein, wenn andere Mütter zum Beispiel in Gruppen zusammen sind. Und ja, es klingt immer ein bisschen abwertend, dieses „Also, ich könnte das ja nicht“ als Kommentar.
Mal beziehen sich die Kommentare auf den Geburtsort, auf die Stilldauer oder den Zeitpunkt des Wiedereinstiegs in den alten Job. Und manchmal hinterlässt es eben auch ein bisschen Unsicherheit bei der Adressatin. Sie denkt sich unter Umständen, womöglich „keine gute“ Mutter zu sein. Einfach weil irgendwas zu früh, zu spät, zu kurz, zu lange oder am falschen Ort passiert.
Aber wenn man das Ganze mal vom Muttersein entkoppelt, gibt es doch etliche Dinge, die viele von uns nicht könnten. Aus ebenso vielen unterschiedlichen Gründen. Doch im Kontext Elternschaft schwingt bisweilen schnell etwas Wertendes mit. Und dann entsteht eher das Gefühl der Abwertung als der Wertschätzung. Während man sonst im Leben weniger abhängig ist von der Bestätigung anderer, ist es in der Phase des Elternwerdens doch bedeutsamer, dass wir positive Rückmeldungen für unser Tun bekommen.
Positive Rückmeldung heißt in dem Fall oft schlicht und einfach, dass es andere genauso machen. Das gefühlte gegen den Strom schwimmen ist oft anstrengend und kann sehr einsam sein. Egal, ob man die Mutter mit dem Wunschkaiserschnitt oder die mit der Alleingeburt ist. Beides „könnte“ ich übrigens ganz persönlich nicht. Aber auch für meine eigenen Hausgeburtsentscheidungen habe ich mehr als einmal ein „Ich könnte das ja nicht“ gehört. Und dabei zumindest ein kleines Fünkchen Verunsicherung in mir aufblitzen sehen…
Man tut, was man könnte und kann
Es ja eigentlich sehr gesund, dass man eben das tut, was man könnte und kann. Also das, was mit den eigenen Vorstellungen und Werten vereinbar ist. Es ist das, was in die jeweilige Lebenssituation passt. Es entspricht immer den eigenen Bedürfnissen – und auch den Bedürfnissen meines Kindes. Denn ja, auch Baby ist nicht gleich Baby. Die Bandbreite der kindlichen Temperamente und Bedürfnisse ist ebenso groß wie bei den Müttern.
Und nur, weil ich etwas nicht so machen würde, heißt das mitnichten, dass es einer anderen Mutter oder einem anderen Kind damit schlechter geht. Ich spreche hier natürlich nicht von Verhaltensweisen, die einem Kind ganz offenkundig schaden. Leider wird gerade in diesen Kontexten dann übrigens oft zu wenig gesagt.
Das „Ich könnte das nicht“ bezieht sich häufig auf eher bedeutungslosere Dinge wie die Wahl zwischen Stoff- oder Einwegwindel, Brei oder Nicht-Brei oder eben auch im Kontext der Stilldauer. Und während die einen niemals nach drei Monaten selbstgewählt abstillen könnten, ist es für andere unvorstellbar, ein dreijähriges Kind zu stillen. Einfach weil sie es nicht könnten, aus diversen Gründen.
Im besten Fall können wir uns entscheiden. Ein „Ich möchte das nicht“ in Kombination mit „…und ich muss das nicht“ ist die beste Grundlage, um seinen eigenen Weg als Mutter zu gehen. Ganz egal, ob es um den Geburtsort oder den Beikostweg oder welchen Weg auch immer geht.
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