Also so langsam weiß ich auch nicht mehr, wie ich diese ganze Entwicklung in Sachen Hebammensuche finden soll. Nachdem Gesundheitsminister Jens Spahn ja schon mutmaßte, dass es genug tätige Hebammen gibt, aber diese nur schwer auffindbar sind, ließ er ja nun diese GKV-Liste erstellen, auf der noch ziemlich chaotisch sämtliche irgendwann und irgendwie mal tätigen Hebammen aufgeführt sind. Eine Option, mit der die Hebamme in dieser Liste aktiv ihre tatsächlichen Kapazitäten und ihr Einzugsgebiet festlegen kann, sind bisher nicht vorgesehen.
Das macht die Suche also tatsächlich nicht einfacher für die Schwangeren. Doch mittlerweile gibt es mehr und mehr solcher intelligenten Listen, in der Frauen eben gezielt suchen können und nur Hebammen mit freien Kapazitäten angezeigt bekommen. Auch für Berlin wird es bald eine Vermittlungsplattform geben, die die Sache für Hebammen und suchende Frauen gleichermaßen leichter machen wird.
Die Hebammensuche lässt sich zudem auch zunehmend an externe Dienstleister gegen Geld auslagern. Auch hier könnte man sagen, dass das natürlich eine gute Unterstützung für die Frauen sei, weil es wirklich kein Spaß ist, etliche E-Mails zu schreiben, Telefonate zu führen, um dann eine Absage nach der nächsten zu bekommen. Doch der mich heute anfragende „Hebammendienstleister“ argumentiert sein Angebot im Netz damit, dass nicht ein Hebammenmangel das Problem sei, sondern vor allem die schlechte Auffindbarkeit der Hebammen.
Doch das ist es eben nicht. Selbst Kolleginnen, die ohne Homepage oder E-Mail-Adresse nur so ganz Old School via Telefon angefragt werden können, klagen nicht über zu wenig Arbeit. Ich sehe doch die Berufswege vieler Hebammen in den letzten Jahren. Ich höre die Geschichten von den Kolleginnen, die „aufgegeben“ haben, nicht nur aus Berlin.
Zwei-Klassen-Geburtshilfe mit Hebamme als Privileg
Sicherlich können solche Anbieter im Einzelfall vielleicht noch weiterhelfen – wobei ich nicht wüsste, wo die ihr Geheimdepot an Hebammen mit freien Kapazitäten verstecken. Aber wenn jetzt schon nur die reine Hebammensuche zur selbst zu zahlenden Privatleistung wird, gleiten wir doch immer mehr in eine Zwei-Klassen-Geburtshilfe ab, in der die Hebamme zum Privileg wird.
Und als nächstes bekommt man auch Termine beim Arzt nur noch über solche Such-Service-Dienstleister? Bitte nicht! Denn Hebammenhilfe ist nicht irgendein „fancy special nice to have“, sondern steht laut „Sozialgesetzbuch § 24d SGB V Ärztliche Betreuung und Hebammenhilfe“ einfach so allen Frauen zu. Es heißt dort:
„Die Versicherte hat während der Schwangerschaft, bei und nach der Entbindung Anspruch auf ärztliche Betreuung sowie auf Hebammenhilfe einschließlich der Untersuchungen zur Feststellung der Schwangerschaft und zur Schwangerenvorsorge; ein Anspruch auf Hebammenhilfe im Hinblick auf die Wochenbettbetreuung besteht bis zum Ablauf von zwölf Wochen nach der Geburt…“
https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/24d.html
Und die vorgelagerte Hebammensuche darf dabei weder eine organisatorische noch finanzielle Hürde sein. Es müssen also nicht die Suchverfahren optimiert werden, sondern die Arbeitsbedingungen der Hebammen. Dann gibt es auch wieder mehr davon. Und Familien finden leichter eine sie betreuende Hebamme. Und im Kreißsaal ist die 1:1-Betreuung kein glücklicher Zufall, sondern Normalität. So einfach – und doch schwer.
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