Hebammen bringen keine Kinder zur Welt. Und auch Feuerwehrmänner, aufgeregte Väter, Stewardessen, Bäckereifachverkäuferinnen oder wer sonst gewollt oder zufällig bei einer Geburt zugegen ist, bringen nicht das Baby zur Welt. Das macht alleine die Mutter dieses Kindes. Sie ist die Gebärende, die es ihrem Baby ermöglicht, geboren zu werden. Es ist die Geburt dieser Mutter und dieses Kindes.
Warum ich das schreibe? Weil es mich immer wieder ärgert, wenn man in etablierten Medien Überschriften liest wie „Sanis bringen Baby zur Welt“ oder „Vater holt Tochter selbst auf Welt“. Zuletzt holte sogar ein zwölfjähriges Geschwisterkind ihren Bruder zur Welt…
In Berichten dieser Art liest man dann Sätze wie „Auf die Welt brachte ihn nämlich seine große Schwester Jacee, die ihn als Helferin im Kreißsaal mit ihren Händen herauszog und auch noch die Nabelschnur durchtrennte.“ Noch mehr Beispiele gefällig?! Im Flugzeug ist es auch nicht die Mutter, die gebiert. Es ist die Crew, die das Baby zur Welt holt. So war vor einigen Monaten zu lesen: „Die Crew, die für solche Fälle ausgebildet ist, holte das Baby in rund 11.000 Metern Höhe zur Welt…“.
Heldin der Geschichte ist und bleibt die Mutter
Die Mutter taucht in diesen Artikeln meist nur dahingehend auf, dass es ihr (im Idealfall) gut ging. Und sie anschließend mit dem Baby ins Krankenhaus verlegt wurde. Ja, sicherlich ist eine ungeplante Hausgeburt oder eine Geburt unterwegs im Auto etwas Besonderes. Aber letztlich ist es auch hier die Mutter, die das Baby zur Welt bringt. Es wird weder von irgendwem passiv aus ihr heraus geholt, noch mit den Händen heraus gezogen. Wer schon mal ein Kind geboren hat oder bei einer einer Geburt anwesend war, weiß, dass das so nicht funktioniert.
Aber gerade für „Unwissende“ entstehen durch solche Artikel Bilder im Kopf, die gerade Frauen unter der Geburt in eine absolut passive Rolle drängen. Dabei sind die Mütter gerade bei solchen ungeplanten Alleingeburten doch sehr auf sich gestellt – und alles andere als passiv. Und weder der werdende Vater noch der Feuerwehrmann wird (hoffentlich jedenfalls) versuchen, am Kind zu ziehen. Sie sollten fragen und schauen, wie sinnvolle Hilfe möglich ist.
Gefeiert wird nach so einer Geburt aber nicht die Mutter, sondern die Menschen, die dabei waren. Es ist toll, aufregend und auch eine Art Privileg, bei einer Geburt dabei sein zu dürfen. Gerade weil dies die absoluten Ausnahmen sind. Aber die Heldin der Geschichte ist und bleibt die Mutter. Wie bei jeder Geburt. Denn sie hat ein Baby in ihrem Bauch wachsen lassen. Und sie hat es nun durch ihre Kraft auf die Welt gebracht. Und das in den oben genannten Fällen auch noch unter etwas besonderen Umständen. Das ist alles andere als ein passiver Vorgang, der durch andere gestaltet wird. Und darum sollte immer die werdende Mutter im Mittelpunkt stehen und diejenige sein, die ihr Kind zur Welt bringt. Ganz egal ob im Kreißsaal, zu Hause, im Auto oder hoch über den Wolken in einem Flugzeug.
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