Wenn man als Hebamme ein Kind bekommt, denken viel Menschen, dass man Schwangerschaft, Geburt und die erste Zeit danach besonders gut hinbekommt. Natürlich ist das nicht so. Und wir Hebammen sind oft die noch aufgeregteren Schwangeren oder haben utopisch hohe Ansprüche an die eigene Geburt. Aber das ist ein anderes Thema.
Dennoch gibt es etwas, das ich tatsächlich aus der Hebammenarbeit für meine eigene Elternschaft mitgenommen habe. Je mehr Chaos, Stress und Lärm rundherum ist, desto ruhiger muss man selbst bleiben. Ganz egal, wie es gerade in einem selbst aussieht. Denn nichts wird besser, wenn man auch noch auf das hohe Anspannungslevel anderer Menschen einsteigt. Das gilt für die werdende Mutter unter der Geburt, die völlig außer sich ist, ebenso wie für das eigene Kleinkind, das gerade die Fassung verliert. Werde ich nun als Mutter oder Vater auch noch laut und hektisch, wird sich die Situation eher verschlechtern. Und gut helfen kann ich auch nicht mehr.
Im beruflichen Kontext ist es oft ein bisschen leichter, dieses Wissen abzurufen. Einfach weil es Teil meiner Aufgabe ist, für eine entspannte Situation zu sorgen – auch wenn gefühlt die Luft im Kreißsaal brennt. Zudem kommt eine gewisse professionelle Distanz dazu, die bei den eigenen Kindern natürlich komplett fehlt.
Trotzdem sage ich mir ganz oft in den fordernden und stressigen Momenten im Familienalltag, das nie etwas besser wird, wenn ich jetzt auch noch aufgeregt oder genervt reagiere. Um mich emotional ein bisschen abzugrenzen, denke ich dann oft, dass ich jetzt gerade wohl ein bisschen die „Hebamme für meine Kinder“ sein muss. Diejenige, die sie jetzt einfach durch eine schwierige Übergangsphase begleiten muss. Diejenige, die das jetzt einfach auch mit aushält in dem Wissen, dass es bald besser sein wird. Mein Fachwissen hat mir als Mutter nur hin und wieder mal tatsächlich weitergeholfen. Aber „professionelles Ruhe bewahren“ ist sicherlich auch im Familienalltag ganz sinnvoll.
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