Mobil zu sein, ist wichtig für Familien. Es müssen Einkäufe erledigt werden. Freund*innen und Familie wollen besucht werden, ebenso wie Kurse und Gruppen für Eltern mit Babys und Kleinkindern. Und auch ganz ohne weiteren Zweck ist es schön, mit Kind ein wenig Zeit unter freiem Himmel zu verbringen. Und einfach spazieren zu gehen.
Solange das Kind aber längere Strecken noch nicht allein zurücklegt, sind Eltern dabei auf ein Transportmittel der Wahl angewiesen: Tragetuch oder Tragehilfe, Lastenrad oder Fahrradanhänger, Kinderwagen oder Buggy. Mit Kind unterwegs zu sein, bedeutet dann auch, dass das gewählte Transportmittel bequem sein sollte für die nutzenden Personen. Gerade wenn das Baby in einem Fahrradanhänger oder Kinderwagen bewegt wird, lohnt sich noch einmal ein Blick auf den Komfort.
Um zu verstehen, wie wichtig ein gemütlicher Transport für das Baby ist, reisen wir in Gedanken ein paar Monate zurück. Im Uterus schwamm das Babys bei etwa 37,5 °C im Fruchtwasser. Es wurde dabei nicht nur sanft gewiegt, sondern war von Eihäuten, Uterus, Organen und dem knöchernen Becken umhüllt. Es hörte die Geräusche der Organe, das Strömen des Blutes, gedämpft die Stimme der Schwangeren.
Bedürfnisse des Babys verstehen
Zu diesem Zeitpunkt bildete es eine Einheit mit dem Menschen, in dem es gerade heranwuchs. Nach der Geburt erlebt es eine völlig neue Umgebung. Zum ersten Mal wird es bekleidet und liegt auf gestrecktem Rücken gerade auf einer Unterlage. Es erfährt Grenzenlosigkeit, wenn es sich in alle Richtungen streckt und dabei nicht künstlich eingehüllt wird.
Um dem Kind ein sanftes Ankommen in dieser völlig neuen Welt zu ermöglichen, können wir versuchen, den Übergang von der früheren Erfahrungswelt in die jetzige möglichst sanft und ähnlich zu gestalten. Das betrifft auch den Transport des Kindes.
Gemütlich gelagert im Kinderwagen
Blicken wir nun auf die Transportmöglichkeiten des Kindes im Kinderwagen, haben wir damit schon eine gute Möglichkeit, das gewohnte sanfte Wiegen nachzubilden. Die Bewegung des Kinderwagens empfinden viele Babys als angenehm. Doch auch jenseits der sanften Bewegungen kann darauf geachtet werden, dass der Ausflug angenehm ist.
Das Konzept des „Kinästhetik Infant Handling“ empfiehlt, dass Babys auf einem gefalteten Handtuch mit einem ganz leicht erhöhten Kopfbereich und einem erhöhten Beinbereich liegen. Ein Mulltuch kann zerknüllt unter die Beine des Babys gelegt werden, so dass das Baby gemütlicher liegt. Je nach Jahreszeit sollte es dann zusätzlich ausreichend warm angezogen und/oder bedeckt sein, um für eine angenehme Temperatur zu sorgen.
Es empfiehlt sich, das Baby beim Schieben direkt sehen zu können. Es wird also der Kinderwagen nicht mit Öffnung nach vorn geschoben, sondern zur schiebenden Person gewandt. So kann der schiebende Elternteil mit dem Baby kommunizieren und das Baby kann sich mit leichten Nahsignalen mitteilen. Nahsignale sind die sanften Signale eines Babys, mit denen es beispielsweise Hunger, Müdigkeit oder ein Nähebedürfnis mitteilt.
Zeitnah und richtig reagieren
Wenn Bezugspersonen nicht in der Nähe sind oder die Nahsignale übersehen – was im Alltag durchaus ab und zu vorkommt – greift das Baby auf stärkere Signale zurück bis hin zum Weinen und Schreien. Allerdings lässt sich das ursprüngliche Bedürfnis des Babys weniger schnell beantworten. Und dann erst richtig aus dem Weinen heraus interpretieren, schlechter als etwa ein Nahsignal wie die Suchbewegung des Mundes, die auf Hunger hindeutet.
Deswegen ist es hilfreich, auch unterwegs einen Blick auf die Signale des Babys haben zu können. So lässt sich möglichst zeitnah und richtig reagieren. So kann auch eher gesehen werden, ob das Baby beispielsweise durch die Umgebungsreize überfordert ist. Während wir uns nämlich laufend mit waagerechtem oder nach unten gerichteten Blick fortbewegen, blickt das gefahrene Baby nach oben. Im Einkaufszentrum oder Supermarkt schaut es damit oft direkt in die helle Neonbeleuchtung. Das ist auf Dauer anstrengend, neben all den anderen Reizen.
Liegt das Baby gern auf dem Bauch, kann es auch im Blick der Bezugsperson auf dem Bauch gelagert werden. Jedenfalls solange es das mag. Beginnt das Baby in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres mit dem selbständigen Sitzen, kann von der Babytragetasche zum Sportwagensitz gewechselt werden. Damit beginnt eine neue Art der Fortbewegung. Auch weil das Baby nun noch viel aktiver am Geschehen in der Umgebung teilnehmen möchte.
Notfalltrage einstecken
Wichtig ist allerdings auch, dass wir es mit den Hüllen nicht übertreiben. Manchmal ist zu sehen, dass das Verdeck des Kinderwagens zusätzlich mit einem Tuch verdeckt wird, um das Kind extra abzuschirmen vor Reizen oder auch vor der Sonne zu schützen. Insbesondere an heißen Tagen ist das allerdings eine gefährliche Idee. Durch die Abdeckung kann die Luft nicht gut zirkulieren, es kann sich sogar Hitze stauen und weiter ansteigen.
Da das Baby hinter dem Tuch liegt, sehen Eltern vielleicht nicht einmal, dass sich das Baby zunehmend unwohl fühlt, was bis zu einem medizinischen Notfall führen kann. Statt das Verdeck zu überdecken, sollten deswegen lieber Sonnenschirm oder Sonnensegel genutzt werden. Auch in kühleren Jahreszeiten sollte zudem darauf geachtet werden, dass die Luft im Wagen gut zirkulieren kann.
Manche Kinder sind gerne im Kinderwagen unterwegs, andere lehnen ihn ab, manche können nur eine Weile darin gefahren werden und brauchen dann wieder mehr Nähe. Hilfreich ist es, für solche Situationen eine Notfall-Trage dabei zu haben, beispielsweise einen Ringsling, der (mit einiger Übung) schnell und leicht angelegt werden kann. In den kann sich das Baby dann zurückziehen, um sich vor den Reizen zu schützen, zu schlafen oder einfach “nur” etwas Körpernähe zu spüren.
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