Es gab viele Rückmeldungen zu Christians Text über unsere Minimalismus-Bemühungen im Großfamilienchaos auf dem Blog sowie auf Facebook und Instagram. Und es kamen viele Fragen, wie man das Ganze konkret angeht. Nun, ich versuche mal, zu beschreiben, was hier gut funktioniert.
Wir sind sicherlich weit entfernt davon, Minimalisten zu sein. Trotzdem ist es in den letzten Jahren bei steigender Kinderzahl doch irgendwie etwas überschaubarer geworden in unserer Wohnung. Das Blog „becomingminimalist“ ebenso wie das Buch Minimalism for Families und den Aufräumklassiker Magic Cleaning von Marie Kondo fand ich persönlich zum Thema ganz inspirierend. Aber genau wie auch aus diesem Artikel hier muss sich letztlich jeder selbst raussuchen, was für ihn passt und umsetzbar ist. Und wenn man gar nicht das Bedürfnis verspürt, gerade irgend etwas zu verändern, ist das auch gut und richtig so. Wer sich aber vielleicht bisweilen etwas erschlagen fühlt von all den Dingen, die sich mit und ohne Kinder anhäufen, kann aus den fünf Tipps für mehr Ordnung im Chaos sicher die eine oder andere Inspiration mitnehmen.
1. Klein anfangen
Wenn man aussortieren und aufräumen möchte, kommt schnell das Bedürfnis auf, alles auf einmal erledigen zu wollen. Doch gerade im Familienalltag gibt das eigene Zeitkontingent exakt das gar nicht her. Gerade in den Schwangerschaften hatte ich hormonell beeinflusst immer wieder ausgiebige Nestbauphasen, in denen ich am liebsten die ganze Wohnung an einem Wochenende komplett umräumen und entrümpeln wollte. Das funktioniert in der Regel aber nicht. Doch statt aus Frust darüber, gar nicht erst anzufangen, sollte man seine Aufräumprojekte in kleine überschaubare Häppchen aufteilen. Wenn mal eine halbe Stunde Zeit ist, kann man sich hier eine Schublade oder da das Spielzeugregal vornehmen. In Magic Cleaning wird zwar eine radikalere Vorgehensweise empfohlen. Aber das war für uns aus besagten Zeitgründen oft nicht umsetzbar.
Mehr Ordnung durch weniger Dinge
Der aufgeräumte und aussortierte Flurschrank hinterlässt dann aber ein so gutes Gefühl, dass man Lust bekommt, sich auch weitere Bereiche der Wohnung vorzunehmen. Die Entscheidungen darüber zu treffen, was gehen und was bleiben darf, wird mit jedem Mal ein bisschen einfacher. Es ist sinnvoll, mit den Dingen anzufangen, an denen erst mal nicht so große Emotionen hängen, etwa die Küchenausstattung. Das Aussortieren geht leichter von der Hand, wenn man weiß wohin mit den Dingen. Das gilt gerade dann, wenn diese noch brauchbar sind. Viele Bücher sind wir auf Momox losgeworden, aber auch ebay-Kleinanzeigen ist sehr praktisch.
Auch zum Spenden und Verschenken gibt es viele Möglichkeiten. Und manchmal ergeben sich auch einfach passende Optionen. So habe ich zum Beispiel eine meiner zwei elektrischen Milchpumpen einer Mutter geschenkt, die für eine Muttermilchbank abpumpt und dies bis dato mit einer Handpumpe getan hatte. Die gerade ausgezogene Tochter meiner Freundin freute sich über einen Mixer, den sie mit in ihr neues Zuhause genommen hat. Alles was bleiben darf, bekommt dafür einen festen Platz. Das erleichtert das Aufräumen im Alltag ungemein. Gerade Kinder, aber letztlich auch wir Großen, sind viel schneller unmotiviert und überfordert, wenn unklar ist, wo konkret etwas aufbewahrt wird, wenn es gerade nicht in Benutzung ist.
2. Eins kommt, eins geht
Wenn man das mit dem Aussortieren ganz gut hinbekommen hat, ist es bisweilen die größere Herausforderung, nicht wieder allzu viele neue Dinge einziehen zu lassen. Sonst ist man schnell wieder an dem Punkt, an dem man bereits ein Jahr zuvor war. Ganz hilfreich kann da die „Regel“ sein, dass erst eine Sache gehen muss, bevor eine neue einziehen darf. Das kann man auch Kindern ganz gut erklären. Noch sinnvoller ist es natürlich, wenn man zu der Entscheidung kommt, dass man so manches doch eher überhaupt nicht braucht.
Qualität hält mehrere Kinder lang
Je mehr Zeug sich in Haus oder Wohnung befindet, desto eher vergisst man, dass man manches vielleicht schon da ist. Gerade bei mehreren Kindern verliert man schnell mal den Überblick. Um diesen zu behalten, habe ich uns für manche Dinge simple Listen angelegt. Schneeanzüge und Winterjacken besitzen wir zum Beispiel mittlerweile in so vielen Größen, dass ich das nicht mehr alles im Kopf habe. Also gibt es mittlerweile ein kleines Büchlein, wo drin steht, was in welcher Größe noch da ist. So muss ich nicht die ganzen Kisten mit aufgehobener Kleidung auseinandernehmen, wenn der Winter doch plötzlich vor der Tür steht und die Kinder schon wieder aus ihren Sachen heraus gewachsen sind. Es lohnt sich generell, auf die Qualität der Sachen zu achten. Dann halten manche Stücke tatsächlich auch drei oder sogar vier Kinder lang.
3. Zu Fehlkäufen stehen
Auch wenn wir versuchen, recht bewusst zu konsumieren, vertun wir uns bisweilen. Wie zum Beispiel bei dem wirklich hübschen und auch noch recht teuren Holzmüllauto, in das man sogar zwei kleine Mülltonnen kippen konnte. Der kleine Sohn hatte damals gerade eine Phase, in der wir jedes Müllauto und seine Besatzung bei der Arbeit beobachten mussten. Das tolle Holzmüllauto selbst interessierte ihn dann aber herzlich wenig. Es stand noch noch ein gutes Jahr bei uns herum, bis ich es schließlich etwas wehmütig verkauft habe. Natürlich mit ein bisschen innerlichem Ärger, dafür so viel Geld ausgegeben zu haben. Aber die Kosten würden letztlich weiter „steigen“, wenn man diese Dinge behält. Denn sie beanspruchen Raum und kosten Zeit, in der man sie immer wieder auf- und wegräumen muss.
Natürlich ist es am sinnvollsten, Fehlkäufe ganz zu vermeiden. Aber das klappt nicht. Und gerade bei kleineren Kindern ist nicht immer so ganz absehbar, was wirklich von Interesse sein wird. Manchmal wird selbst das absolute Lieblingsspielzeug aus dem Kindercafé nicht mal mehr angeschaut, wenn es dann neu gekauft im Kinderzimmer steht.
Auch da haben wir mit jedem Kind etwas dazu gelernt und dadurch weniger angeschafft. Natürlich auch, weil vieles schon existiert und weiter vererbt wird.
4. Geschenkepolizei sein
Gerade zu Weihnachten ist es in vielen Familien ein großes Thema: Es werden Dinge geschenkt, die nicht gebraucht und gewollt sind. Natürlich geschieht dies mit der guten Absicht, den beschenkten Kindern eine Freude zu machen. Und es ist nicht so einfach, jemanden mit dieser guten Absicht zu sagen, dass es vielleicht trotzdem nicht passt. Doch wahrscheinlich kommt man hier nur mit Ehrlichkeit weiter. Sonst folgen noch viele „unsinnige“ Geschenke. Und je älter die Kinder sind, umso schwieriger ist es, diese Dinge einfach so auszusortieren. Denn Kinder können in der Regel alles „gebrauchen“.
Zeit statt Zeug
Zeit statt Zeug ist wahrscheinlich das sinnvollste Geschenk. Kinder werden sich eher an schöne Erlebnisse mit ihren Eltern und Großeltern erinnern als an das 25. geschenkte Kuscheltier. Ein Gutschein fürs Kasperletheater oder einen Schwimmbadbesuch freut die Kinder und auch die Eltern, weil sie dadurch vielleicht ein paar kinderfreie Stunden geschenkt bekommen. Hier schenken die Großeltern zum Beispiel die Familien-Jahres-Karte für das Kindermuseum in unserem Kiez. Davon haben wir das ganze Jahr über was. Für größere Wünsche, wie es hier zum Beispiel das Indoor-Klettergerüst war, ist es ohnehin super, wenn sich die ganze Familie finanziell beteiligt. Am besten bespricht man das Thema schon vor der immer etwas emotional aufgeladenen Weihnachtszeit.
5. Wohnung ist keine Kunsthalle
Anfangs haben wir von unserem ersten Kind noch jedes kleine Mal- oder Bastelprojekt aufgehoben. Da wussten wir noch nicht, wie viele da doch kommen sollten. Gerade Kunstwerke werden ja von Kindern gerne verschenkt und man möchte diese schon allein aufgrund der liebevollen Geste nicht einfach so entsorgen. Aber ganz ehrlich: Wenn wir alles aufheben würden, müssten wir mittlerweile eine eigene Kunsthalle dafür anmieten. Es bleibt also nichts anderes übrig, als regelmäßig auszusortieren. Aber schließlich wechseln ja auch in Museen die Ausstellungen regelmäßig.
Anfangs haben wir das doch noch ein bisschen heimlich gemacht. Aber eigentlich sind die Kinder – je nach Alter – doch ganz entspannt, wenn man es mit ihnen zusammen macht. Wir Eltern hängen oft emotional mehr an den kleinen Basteleien und Bildern, die außer uns eh niemand erkennen kann. Wenn man sich nicht so ganz trennen kann, kann man ja auch erst mal noch ein Foto davon machen und verwahren. Natürlich kann man sich auch digital zumüllen, aber der Platz in der Wohnung ist sicherlich begrenzter als auf der Festplatte.
Dies sind ein paar unserer Alltagsstrategien für mehr Ordnung im Chaos. Was hilft euch denn dabei, nicht den Überblick zu verlieren oder zu viele Dinge anzuhäufen?
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