Fragen an die Hebamme: Wie viel Pflege braucht ein Baby?

Der Begriff Babyhaut wird gerne als Synonym für eine besonders perfekte Haut verwendet. Dabei ist diese noch ganz junge Haut nicht perfekt und besonderen Herausforderungen ausgesetzt. So ist die Haut des Babys drei bis fünfmal dünner als die von uns Erwachsenen und auch die Talg- und Schweißdrüsen sind noch nicht vollständig ausgereift.

Die Hautbarriere, also die Schutzschicht der Haut gegenüber Keimen und Viren, ist daher weniger gut ausgebildet als bei Erwachsenen. Babyhaut trocknet schneller aus und Erreger können leichter eindringen. In den ersten Tagen ist die Haut des Babys noch geschützt durch die Käseschmiere (Vernix), die das Baby im Uterus bedeckt hat.

Bestenfalls wird die Käseschmiere nach der Geburt nicht abgerieben oder abgewaschen, sondern lediglich auf dem Körper verteilt. Sie enthält unter anderem antibakterielle Bestandteile, die die benötigte Barriere bilden. Und sie liefert auch einen geringen Schutz vor Kälte. Babys Haut braucht daher eine Unterstützung in der Bildung einer Barriere, Wärme und Pflege.

Achtsame Babypflege

Da Babys sich noch nicht schmutzig machen wie aktive Kleinkinder, müssen sie nicht besonders häufig gebadet werden. Ein – bis zweimal pro Woche reicht ein Bad mit klarem Wasser oder wenig Badezusatz für zarte Babyhaut absolut aus. Nach Bedarf solltest du Gesicht, Po und die vielen Hautfalten mit einem weichen, feuchten Lappen reinigen, damit es nicht zu Entzündungen kommt. Hier bietet sich auch eine Kombination von Reinigung mit dem Lappen und anschließender Massage mit einem milden Öl an, um die Haut sowohl zu reinigen, als auch zu pflegen.

Und so lassen sich die positiven Eigenschaften der Babymassage mit der Reinigung verbinden. Die Massage fördert die Durchblutung und sie wirkt zudem entspannend. Und durch die Hormonausschüttung bei positivem Körperkontakt kann die Bindung gestärkt werden. Für eine solche Massage im Rahmen der Babypflege brauchst du keine besonderen Handgriffe. Massiere mit sanften Bewegungen das Öl in die Haut ein und beachte die Signale des Babys dabei. Babypflege ist auch immer Kommunikation mit deinem Kind.

Weniger ist mehr

Anders als bei den Bedürfnissen des Babys nach Nähe und Zuwendung gibt es durchaus ein Zuviel an Pflege auf der Haut des Babys. Sowohl die Menge und Anzahl an Pflegeprodukten sollte im Blick behalten werden, ebenso die Menge an Pflegeritualen. Es gibt ein Zuwenig an Pflege – aber auch ein Zuviel an Pflege.  

Was die zarte Babyhaut nicht benötigt, sind Duftstoffe, die das Baby „nach Baby riechen“ lassen. Vielen Pflegeprodukten sind Duftstoffe zugesetzt, die nicht nur den Eigengeruch des Babys verändern, sondern auch Allergien begünstigen können. Dass dein Baby nicht generell nach einem künstlich erzeugten Babyduft riecht, sondern ganz speziell nach deinem Baby, ist auch wichtig für die Beziehung zwischen Eltern und Kind.

Der Geruch des Babys aktiviert im Gehirn den Nucleus caudatus, eine Hirnstruktur des Belohnungssystems, die Glücksgefühle ausschüttet. Der Babyduft sorgt dafür, dass wir fürsorgliches Verhalten dem Baby gegenüber zeigen und uns ihm zuwenden. Deswegen gilt: Pflegeprodukte mit einem starken Eigengeruch, der den kindlichen Duft überdeckt wie etwa spezielle Babyparfums, sind nicht empfehlenswert. Pflegeprodukte wie zum Beispiel Wundschutzcremes sollten also entweder parfümfrei oder eine ganz dezente Beduftung aus natürlichen Inhaltsstoffen haben.

Windelfreie Zeiten für Wickelkinder

Die Haut des Babys ist generell empfindsam und benötigt noch einen besonderen Schutz. Der Windelbreich wird aber noch einmal besonders beansprucht, da ihn die Ausscheidungen des Babys reizen. Zwar verfügen moderne Wegwerfwindeln über Superabsorber, die sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen. Aber das feucht-warme Klima in der Windel begünstigt gleichzeitig Pilzinfektionen.

Oft sind die Windeln auch mit duftenden Lotionen angereichert, die einerseits auf Erdöl basieren und die Poren verstopfen können sowie andererseits möglicherweise auch reizen. Wer Wegwerfwindeln nutzen möchte, sollte sich über die Inhaltsstoffe einzelner Marken informieren. Und auch darauf achten, die Windeln häufig zu wechseln (nach jeder Ausscheidung).

Zudem sollten besonders die Babys, die Wegwerfwindeln tragen, jeden Tag nach dem Wickeln ausreichend Zeit haben, um nackt liegen zu können. Nur dann kann die Haut ausreichend atmen. Auch eine zusätzliche Pflege für den Windelbereich kann hier empfehlenswert sein, um Wundsein vorzubeugen. 

Den eigenen Wickelweg finden

Die immer beliebter werdende Alternative Stoffwindel hat den Nachteil, über keine Superabsorber zu verfügen, wodurch Windeln häufig zu wechseln sind. Aber dafür fallen die negativen Eigenschaften der verwendeten Kunststoffe weg. Stoffwindeln sind atmungsaktiver, nicht mit Lotionen ausgestattet, die auf die Babyhaut einwirken, und sie führen zu weniger Hautirritationen.

Das Baby erhält durch die Nässe ein Feedback über die eigene Körperausscheidung, zeigt Unwohlsein an und erlebt dann Hilfe durch Versorgung. Durch die Verbindung des Gefühls von Ausscheidungsdruck, Nässe durch Entleerung und anschließende Beseitigung, hat das Kind früher die Chance, trocken zu werden als wenn das körperliche Feedback nach der Entleerung ausbleibt. 

Aber hier gilt es auch immer zu schauen, was für Eltern realistisch machbar ist, da bei den Mehrwegwindeln natürlich der Aufwand des Waschens dazu kommt. Wie bei vielen Dingen im Elternalltag, lassen sich auch hier die unterschiedlichen Wickelwege kombinieren. Es ist alles möglich zwischen dem Gebrauch von verschiedenen Windelvarianten und auch dem Abhalten als Option. Schau darauf, was gerade zu deinen elterlichen Ressourcen passt.

Kinästhetik Infant Handling als Model

Bei der direkten Pflegesituation ist darauf zu achten, das Baby bequem zu bewegen, beispielsweise indem du es auf die Seite drehst, um es aus- und anzukleiden und die Windel zu entfernen. Man sollte es nicht an den Füßen oder Beinen leicht hochheben bis zum Po, wie es früher gängig war. Achte auch auf die Temperatur des Lappens und auch der Pflegelotion oder des Pflegeöls, das du nach der Reinigung aufbringst.

Solange das Baby Mekonium ausscheidet, den dunklen klebrigen Stuhl der ersten Tage, auch „Kindspech“ genannt, solltest du den Intimbereich mit Öl reinigen, später reicht ein feuchter Waschlappen.  Aus dem Kinästhetik Infant Handling lassen sich viele wertvolle Anregungen für Pflegesituationen mitnehmen. Dies ist eine bewegungsorientierte Kommunikationsform, bei der das Kind entsprechend seiner Entwicklung unterstützt wird, Bewegungen zu erfahren und zu erlernen.

Die Muskulatur wird altersgerecht gestärkt und das Baby dabei unterstützt, seinen Körper in der Schwerkraft zu koordinieren. Das mag jetzt komplizierter klingen, als es ist. Lass dir gerne von Hebammen und anderem Fachpersonal die entsprechenden Möglichkeiten zum Handling zeigen.

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