In Vorbereitung auf die Geburt machen sich Schwangere viele Gedanken. Auch die Überlegung, was man eigentlich bei einer Geburt anzieht, gehört dazu. In diesem Artikel findest du Anregungen und Ideen aus unserer Hebammen-Erfahrung, welche Kleidungsstücke und Accessoires bei der Geburt hilfreich sind – und welche eher nicht.

Zunächst erhältst du eine schnelle und praktische Übersicht. Danach erklären wir genauer, was es mit den einzelnen Stücken auf sich hat. Außerdem erfährst du, was es mit dem Geburtskamm auf sich hat. Und wenn du wissen möchtest, was alles in deine Geburtstasche bzw. Kliniktasche gehört, lies diesen Artikel von Hebamme Carolina Fink.

Nun aber zu deiner Frage: Was kann ich zur Geburt anziehen?

1. Kleidung für die Geburt

Grundsätzliches:

• Wähle bequeme Kleidung, die dich nicht einengt und in der du dich gut bewegen kannst
• Die Kleidung sollte eher leicht und luftig sein – Geburtsräume sind warm und du wirst ins Schwitzen kommen
• Setze auf leichte, atmungsaktive und natürliche Materialien
• Denk daran: Weniger ist oft mehr!

Für den Geburtsprozess:

• Längeres T-Shirt oder weites Hemd (bedeckt den Rücken)
• Warme, rutschfeste Socken
• Leichte Hausschuhe
• Bademantel für Spaziergänge und nach Wassergeburten

Tipp: Pack mehrere Outfits ein. Bei längeren Geburten oder nach einem Blasensprung möchtest du dich vielleicht umziehen. 

Bei einer Wassergeburt:

• Bikini oder Bikinioberteil (falls du dich sonst zu nackt fühlst)
• Alternative: ein Mulltuch für den Brustbereich

2. Praktische Tipps

• Haargummi nicht vergessen
• Verzichte auf zu viel Make-up
• Denk an Handtücher zum Schutz fürs Auto (bei Blasensprung)
• Plane leichte Kleidung ein – Geburtsräume sind oft gut geheizt

Was dein:e Partner:in einpacken sollte:

• auch bequeme, leichte Kleidung 
• Badebekleidung (falls ihr zusammen in eine Gebärwanne möchtet)
• Wechselkleidung (für eventuelle „Unfälle“ mit Fruchtwasser etc.)

Kleidung für nach nach der Geburt:

• Bonding- und stillfreundliche Oberteile (weit aufknöpfbar)
• Bequeme Unterwäsche (groß genug für Wochenbettbinden)
• Lockere Kleidung für die Heimreise

Gut zu wissen:

• Unter Wehen wird die Outfit-Frage meist nebensächlich
• Hauptsache, du fühlst dich wohl und kannst dich gut bewegen
• Warme Füße fördern einen entspannten Geburtsverlauf

3. Übrigens: Dem Baby ist es egal, was du trägst!  

Es gibt natürlich kein „perfektes“ Geburtsoutfit. Das Wichtigste ist, dass du dich wohl und sicher fühlst. Ob du dich für ein Krankenhaushemdchen entscheidest oder dein Lieblings-T-Shirt trägst – Hauptsache, du kannst dich voll und ganz auf die Geburt deines Babys konzentrieren.

 Wahrscheinlich wird es dir an einem Punkt der Geburt ganz gleichgültig sein, was du anhast. Auch deinem Kind ist es egal, was du trägst. Es freut sich vor allem, wenn es direkt nach der Geburt viel direkten Hautkontakt mit dir haben kann. Weniger ist hier also mehr.

4. Anziehen und Ausziehen bei der Geburt

Ein Vorteil von Hausgeburten ist ja, dass man sein Zuhause nicht für die Geburt verlassen muss. Man kann also jederzeit alles anziehen, was der Kleiderschrank so hergibt. Oder auch nichts, wenn man das mag. Es sehen einen ja ohnehin nur Partner*innen und die ebenfalls vertraute Hebamme.

Aber die meisten Kinder werden in Krankenhäusern und Geburtshäusern geboren. Also muss sich die Schwangere zur Geburt irgendwann dorthin begeben. Wenn die Geburt so schnell verläuft, dass das Baby beinahe oder direkt im Auto zur Welt kommt, wird es der Gebärenden ziemlich egal sein, was sie gerade anhat und wie sie aussieht. Doch diese überstürzten Geburten sind sehr selten.

Fast immer bleibt Eltern genug Zeit, um relativ entspannt zu ihrem gewünschten Geburtsort zu fahren. Wenn die Geburt mit einem Blasensprung beginnt, kann man in der Regel noch ganz in Ruhe über sein Outfit nachdenken. Der Geburts-Look sollte aber immer um ein paar Handtücher zum Schutz für den Autositz ergänzt werden. Auch bei schon eingesetzter Wehentätigkeit suchen werdende Ersteltern tendenziell eher früh- bis vorzeitig den Kreißsaal auf. Entsprechend gut gestylt sehen manche Gebärende aus. Aber was ist denn nun wirklich sinnvoll als Outfit für die Geburt?

5. Wohl und beweglich

Frau muss sich in ihrem „Gebärgewand“ wohl fühlen und gut bewegen können. Es sollte nichts drücken oder etwas einengen. Das Ganze braucht nicht allzu warm zu sein. Denn erstens ist Geburt eine körperliche Höchstleistung, bei der einem von allein warm werden wird. Und zweitens sind die Geburtsräume für das erwartete Baby entsprechend vorgeheizt.

Für die erste Geburtsphase mit noch längeren Wehenpausen ist eine lange und weite Strickjacke praktisch. In die kann man sich bei Bedarf einkuscheln oder sie schnell ausziehen. Aber natürlich spielen auch die jeweilige Jahreszeit und die damit verbundenen Außentemperaturen eine Rolle. Natürlich und atmungsaktive Materialien sind angenehmer als synthetische Fasern.

6. Hautkontakt bevorzugt

In der Endphase der Geburt sind viele Frauen am liebsten „unten ohne“. Hier empfiehlt sich ein längeres T-Shirt oder Hemd, das den verlängerten Rücken bedeckt. Denn zumindest im Krankenhaus wird man auch unter der Geburt immer wieder mal auf „neue Leute“ treffen, etwa bei einem Schichtwechsel der Hebamme oder wenn ein Arzt hinzugezogen wird.

Den Geburtshelfern ist es total egal, ob und was eine Frau unter der Geburt anhat. Aber die meisten Frauen fühlen sich etwas bedeckt einfach wohler. Die Klinik bietet auf Wunsch ein „hauseigenes Outfit“ an. Dieses besteht meist aus einem einfarbigen oder gemusterten Hemdchen, das manchmal am Rücken und Po komplett offen ist. Nur am Hals wird es durch ein Bändchen oder Druckknöpfe verschlossen.

Manche Kolleginnen bieten der Gebärenden darum zwei dieser Hemden an, damit die Rückseite auch bedeckt ist. Krankenhaushemden sind als Notlösung okay. Die eigene Kleidung trägt aber meist mehr dazu bei, sich wohlzufühlen – eine wichtige Voraussetzung für den Geburtsverlauf. Da bei einer längeren Geburt gerne mal etwas durchgeschwitzt ist und man die Kleidung wechseln möchte, sind mehrere Teile sinnvoll. Auch ein Blasensprung kann ein Shirt und oder Hose schnell durchnässen.

7. Zugang zur Milchquelle

Auch die Partner*innen sollten sich etwas Leichtes zum Anziehen einstecken. Manche Väter kommen direkt aus dem Büro im Anzug zur Geburt. Das ist zu warm, zu unbequem und zu schade, wenn dann später Fruchtwasser und Käseschmiere darauf landen.

Dem Baby ist es natürlich total egal, ob und was seine Mutter bei und nach der Geburt trägt. Hauptsache es bekommt direkten Hautkontakt und freien Zugang zur Milchquelle nach der Geburt. Wenn man also nicht immer barbäuchig beim Bonding und Stillen in den ersten Wochen sein möchte, empfehlen sich weit aufknöpfbare Oberteile.

8. Bikini und Bademantel

Bei einer geplanten Wassergeburt oder einfach einem längeren Badewannenaufenthalt ist es für manche Frauen angenehmer, wenn sie einen Bikini bzw. ein Bikinioberteil tragen. Beides sollte man also dabeihaben. Alternativ kann auch ein Mulltuch auf den Brustbereich gelegt werden, wenn es sich sonst „zu nackig“ anfühlt. Wichtig ist natürlich eine geschützte Gebärumgebung, damit jede Frau das so handhaben kann, wie es sich für sie gerade passend anfühlt.

Wenn die Begleitperson vorhat, mit in die Gebärwanne zu steigen, sollte auch sie Badesachen dabei haben. Für manche Frauen ist der unmittelbare Halt des Partners oder der Partnerin in der Wanne hilfreich, während anderen dies deutlich zu viel ist. Was wirklich passt, lässt sich erst unter der Geburt selbst sagen.

Nach dem Verlassen der Wanne ist ein Bademantel angenehmer als das Abtrocknen mit den meist eher kleinen Klinikhandtüchern. Außerdem leitet dieses Kleidungsstück auch die folgende „Bademantelzeit“, also das Wochenbett ein, in dem viel Ausruhen und Ankommen im Vordergrund stehen

9. Warme Füße und fester Stand

Wichtig für eine entspannten Geburtsverlauf sind warme Füße und ein guter Stand. Warme, am besten rutschfeste Socken gehören darum unbedingt in jede Kliniktasche. Auch hier ist ein Paar mehr empfehlenswert, wenn zum Beispiel mal Fruchtwasser in Richtung Füße läuft.

Es kommen, wenn auch selten, durchaus manchmal noch Frauen in High Heels in den Kreißsaal. Für die Geburt eignen sich auf jeden Fall warme Socken oder bequeme Schuhe zum Spazieren besser. Hausschuhe oder andere Schuhe, in die man leicht reinschlüpfen kann, sind praktisch. Ein fester Stand und warme Füße sind gute Voraussetzungen für die Geburtsarbeit.

10. Haargummi nicht vergessen

Für die Haare empfiehlt sich eine eher sportliche Frisur – also das Haargummi nicht vergessen. Bei langen Haaren kann auch ein geflochtener Zopf sinnvoll sein, weil durch Schwitzen und Bewegungen sich die Haare gerne verknoten. Kaum eine Gebärende hat unter der Geburt das Bedürfnis die Haare zu kämmen. Einen Kamm bei der Geburt kann dennoch hilfreich sein.

Tipp: Der Geburtskamm

Zum Umgang mit dem Wehenschmerz gibt es viele Möglichkeiten neben dem Einsatz von Schmerzmitteln. Eine Option ist das feste Halten eines schmalen Kammes in der Hand. Die Zähne des Kamms drücken auf die Handinnenfläche. Die Intensität des Druckes bestimmt die Gebärende selbst, so wie es sich für sie gut anfühlt.

Der Fokus liegt nun auf dem Druck in der Hand. Diese Art der Berührung lenkt von den Uteruskontraktionen ab, was sich positiv auf das Schmerzempfinden und das mentale Stresslevel auswirken kann. Auch wenn es für diese Methode keine wissenschaftliche Evidenz gibt, sprechen sehr viele positive Erfahrungsberichte dafür, es einmal auszuprobieren.

11. Und das Make-up?

Bleibt noch die Frage nach dem Make-up. Auch hier ist weniger mehr. Ein Zuviel an teintverschönernder Grundierung und an Lippenrot sorgen dafür, dass die Hebamme den Kreislaufzustand anhand der Gesichtsfarbe nicht mehr beurteilen kann. Darum sollte dies am besten weggelassen werden.

Aufpassen sollte man auch mit zu viel Wimperntusche. Selbst die beste wasserfeste Mascara kommt mit der Mischung aus Schweiß, Badewasser und Freudentränen meist nicht klar – und so sehen nicht wenige geschminkte Frauen auf ihren ersten Fotos mit dem Baby ein bisschen wie Pandas um die Augen aus.

Wenn einem all die gerade genannten Dinge vor dem Aufbruch in den Kreißsaal völlig egal sind, ist das meist ein Indiz dafür, dass die Geburt schon ganz gut voranschreitet. Die Frage „Was ziehe ich zur Geburt an?“ stellen sich nämlich Schwangere in der Regel immer nur vorab. Unter Wehen wird die Outfit-Frage wie so vieles anderes meist ziemlich unwichtig. Auch für das geburtshilfliche Personal an deinem Geburtsort spielt es weder eine Rolle, was du anhast, noch ob oder wo und wie du rasiert bist.