Du bist schwanger, spürst ein Ziehen im Bauch und fragst dich, ob das normal ist? Fast allen Schwangeren geht es so. Denn die Gebärmutter ist ständig in Bewegung. Sie wächst und zieht sich dabei zusammen. Doch woran ist erkennbar, dass Kontraktionen ganz normal oder doch kontrollbedürftig sind? Könnten es vorzeitige Wehen sein?
Während der ganzen Schwangerschaft, besonders aber in der zweiten Hälfte, macht sich bemerkbar, dass der Uterus sich bewegt und arbeitet. In den ersten Wochen richtet er sich auf und zieht dabei an den Mutterbändern. In den folgenden Wochen reagiert er auf Kindsbewegungen oder körperliche Betätigung der Schwangeren. Der Uterus wird fest bzw. zieht sich zusammen. So weit so normal. Doch woran ist erkennbar, dass der Uterus sich über das normale Maß hinaus bewegt? Und ob es sich um so genannte vorzeitige Wehen handelt?
Ein großer Muskel
Eins der faszinierendsten Phänomene in der Schwangerschaft ist die Veränderung des Uterus. Aus einem ungefähr 50 Gramm schweren birnenförmigen Muskel wird im Laufe der neun Monate ein rund 1000 Gramm schweres Organ in Form eines Luftballons.
Hauptsächlich durch hormonellen Einfluss vermehren sich die Muskelzellen und machen den Uterus damit zum größten Muskel im Körper. Vor diesem Hintergrund scheint es einleuchtend, dass im Laufe der Schwangerschaft ganz unterschiedliche Muskelkontraktionen zu spüren sein können.
Wenn der Uterus sich bereits vor der Geburt kontrahiert, können das Übungswehen sein, auch Braxton-Hicks-Kontraktionen genannt. So werden unkoordiniert auftretende, eher schmerzlose Wehen in der zweiten Schwangerschaftshälfte genannt. Damit übt der Uterus und seine Durchblutung wird gefördert.
Senkwehen oder vorzeitige Wehen?
In den letzten Wochen vor der Geburt kann es Senkwehen geben. Sie bewirken ein Tieferrutschen des Kindes (meist des kindlichen Kopfes) in das mütterliche Becken. Schwangere nehmen sie ganz unterschiedlich wahr. Bei manchen Frauen treten sie über mehrere Tage regelmäßig und schmerzhaft auf. Andere nehmen kaum etwas wahr, bemerken dann aber einen tiefer sitzenden Bauch.
Es ist ganz individuell, ob und wie viele Übungswehen in der Schwangerschaft auftreten. Bei manchen ist der Uterus fast von Beginn an in erhöhter Kontraktionsbereitschaft. Bei anderen Schwangeren treten gar keine Kontraktionen auf. Ein Dauererregungszustand des Uterus kann belastend sein. In solchen Fällen ist aber in erster Linie wichtig zu wissen, ob die Kontraktionen den Muttermund beeinflussen.
Es nicht immer leicht herauszufinden, ob es sich bei Kontraktionen um harmlose Übungswehen oder um ernst zu nehmende Wehen handelt, die auf den Gebärmutterhals bzw. den Muttermund wirken. Häufig geschieht es um die 30. Schwangerschaftswoche herum, dass (schmerzhafte) Kontraktionen auch ohne körperliche Anstrengung auftreten. Dann ist es sinnvoll, bei der Gynäkologin oder der Hebamme abklären zu lassen, ob sich der Gebärmutterhals (auch Cervix genannt) verkürzt oder das Gewebe weicher wird. Dieser Befund würde dafür sprechen, dass es sich um vorzeitige Wehen handelt.
Gebärmutterhals verkürzt, Gewebe weich?
Bei einer vaginalen Untersuchung kann die Gynäkologin oder die Hebamme nicht nur ertasten, ob sich der Gebärmutterhals verkürzt hat. Es ist auch möglich, die Konsistenz des Gewebes zu prüfen und festzustellen, ob sich die Lage der Cervix verändert hat. Und ob das schwerer werdende Kind Druck auf die Cervix ausübt.
Bis wenige Wochen vor der Geburt sollte der Gebärmutterhals fest verschlossen und ungefähr 40mm lang in Richtung Wirbelsäule positioniert sein. Erst zu Geburtsbeginn (ab dem zweiten Kind eventuell schon früher) bewegt er sich in Richtung Vagina.
Eine Trichterbildung kann ebenfalls ein Hinweis auf vorzeitige Wehen sein. Dabei öffnet sich der äußere Muttermund am unteren Ende der Cervix leicht, während der innere Muttermund am oberen Ende geschlossen bleibt. Die Gynäkologin macht häufig noch eine Ultraschalluntersuchung, um die Länge des Gebärmutterhalses auszumessen.
Infektionen als Ursache?
Nicht immer ist eindeutig, was vorzeitige Wehen auslöst. Risikofaktoren können eine Frühgeburt in der Anamnese sein, ein kurzer Abstand zwischen zwei Schwangerschaften oder belastende Lebensbedingungen. Es wird auch angenommen, dass Infektionen vorzeitige Wehen und eine so genannte Cervixinsuffizienz begünstigen. Dies können zum Beispiel vaginale Infektionen sein, die durch ein Ungleichgewicht der vaginalen Bakterienflora entstehen können. Aber auch chronische Zahnfleischinfektionen oder eine instabile Darmflora können Infektionen auslösen.
Bei der regelmäßigen Schwangerenvorsorge wird meist der Vaginal-pH-Wert gemessen, um so Veränderungen in der Vaginalflora frühzeitig erkennen zu können. Diese Messung kann auch in Eigenregie erfolgen, zum Beispiel mit einem pH-Handschuh. Doch viel hilft nicht immer viel. Eine zu häufige Testung kann auch verunsichern. Und der Eigentest sollte nur erfolgen, wenn es in der Vergangenheit häufiger vaginale Infektionen oder bereits eine Frühgeburt gab.
Ruhe und Unterstützung sind wichtig
Früher galt strenge Bettruhe als erfolgreiche Therapie bei vorzeitigen Wehen. Inzwischen weiß man, dass die Bettruhe ebenso wie wehenhemmende Medikamente nur selten den gewünschten Effekt haben. Doch Ruhe, Schonung, ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung können helfen. Die Gynäkologin kann eine Krankschreibung oder ein (Teil-)Beschäftigungsverbot ausstellen, um eine möglicherweise belastende Arbeitssituation als Ursache auszuschließen. Gibt es bereits Kinder in der Familie, kann eine von der Krankenkasse bezahlte Haushaltshilfe eine hilfreiche Unterstützung sein.
Magnesium kann unterstützend eingenommen werden, es wird vorzeitige Wehen allerdings nicht hemmen. Manche Schwangere empfinden beruhigende Teemischungen und entspannende Körperöle als hilfreich, ein abendliches Fußbad (z.B. mit Lavendelöl) kann angenehm sein.
Aus der Pflanzenheilkunde verwenden Hebammen die Pflanze Bryophyllum (auch Brutblatt oder Keimzumpe genannt). Sie gilt als beruhigend, angstlösend und stabilisierend. Neuere Studien zeigen, dass Progesteron als tägliche vaginale Gabe wehenhemmend wirken kann.
Regelmäßige Hausbesuche durch die Hebamme sind ebenfalls eine sinnvolle Unterstützung. Sie kann zum Beispiel mit Akupunktur oder einer Fuß(reflexzonen)massage unterstützen. Da vorzeitige Wehen auch eine psychische Belastung sind, helfen regelmäßige Gespräche, das Hören der kindlichen Herztöne und das Abtasten des Bauches.
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