Präeklampsie, so wird eine Erkrankung in der Schwangerschaft genannt, die sich hauptsächlich durch erhöhten Blutdruck bemerkbar macht. Deshalb wird übrigens bei jeder Schwangerenvorsorge der Blutdruck gemessen.
Bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen, die im Laufe der Schwangerschaft von der Hebamme oder der Gynäkologin durchgeführt werden, steht neben dem Abtasten des Bauches und dem Hören der kindlichen Herztöne immer eine Messung des Blutdrucks und eine Kontrolle des Urins an. Ein erhöhter Blutdruck und/oder erhöhte Eiweiß-Werte im Urin (hier werden allerdings noch andere Werte gemessen) können ein Hinweis auf eine so genannte hypertensive Schwangerschaftserkrankung sein.
So wird eine Erkrankung genannt, die den Kreislauf der Schwangeren betrifft. In der Vergangenheit gab es unterschiedliche Begriffe dafür: EPH-Gestose, SIH oder auch – etwas unglücklich formuliert – Schwangerschaftsvergiftung. Dieser Begriff hält sich im Volksmund hartnäckig und trägt sicher dazu bei, Ängste zu schüren. Inzwischen hat sich die Fachwelt auf den Begriff Präeklampsie geeinigt, was übersetzt „Zustand vor dem Krampfanfall“ meint. Diese Übersetzung klingt auch nicht gerade beruhigend – umso wichtiger, die Erkrankung zu verstehen und mögliche Risikofaktoren zu kennen.
Eine ernst zu nehmende Erkrankung
Wenn der mütterliche Blutdruck ansteigt, kann das für Mutter und Kind gefährlich werden. Je früher in der Schwangerschaft der Blutdruck ansteigt, um so höher ist das Risiko, dass Blutgefäße sich verengen und so der Blutfluss zum Kind und damit seine Versorgung nicht mehr optimal ist.
Aufgrund zusätzlicher Symptome ist meist eine stationäre Behandlung erforderlich, und die Therapie besteht letztlich in der Geburt des Kindes.
Frühe Hinweise
Die Entstehung der Erkrankung ist noch nicht in allen Einzelheiten erforscht. Im Moment gehen die Fachleute davon aus, dass es schon bei der Einnistung der befruchteten Eizelle zu Störungen kommen kann, dass die Blutgefäße in der Plazenta sich nicht richtig ausbilden oder dass eine Fehlfunktion der Blutplättchen (Thrombozyten) zu Schäden an den Wänden der Blutgefäße führt. Bei den frühen Ultraschalluntersuchungen (oder falls ein Ersttrimesterscreening durchgeführt wird) kann die Durchblutung der beiden Gebärmutterarterien überprüft werden. Ein nicht optimaler Durchfluss (ein so genanntes Notching) kann ein Hinweis auf Präeklampsie sein. 5 Prozent aller Schwangeren erleiden diese Komplikation und es gibt Menschen, die durch ihre Anamnese eher davon betroffen sind: sehr junge und ältere Frauen, mehrgewichtige Frauen, Schwangere mit einer Präeklampsie in der Anamnese, Frauen mit Bluthochdruck und/oder Diabetes. Weitere Ursachen für ein erhöhtes Risiko können sein: Gerinnungsstörungen, Autoimmunerkrankungen, eine Kinderwunschbehandlung oder mehrere erlittene Fehlgeburten.
Daher liegt die Prävention einer Präeklampsie in erster Linie in einer gründlichen Anamnese zu Beginn der Schwangerschaft.
Symptome
Nicht immer macht sich ein erhöhter Blutdruck körperlich bemerkbar. Wenn erhöhte Blutdruckwerte nicht aus der Vergangenheit bekannt sind oder es keine familiäre Belastung gibt, kann solch eine schwangerschaftsbedingte Veränderung überraschend kommen. Kopfschmerzen, Schwindel oder Sehstörungen können Hinweise sein, die ernst genommen werden sollten. Bei mehrfach auftretenden Werten >= 140/90 mmHg oder einmalig 160/110 mmHg wird von erhöhtem Blutdruck gesprochen. Auch Wassereinlagerungen (Ödeme) und erhöhte Eiweißwerte im Urin können auf eine beginnende Präeklampsie hindeuten.
Bei Ödemen muss differenziert werden: Zum Ende der Schwangerschaft und im Sommer hat fast jede Schwangere geschwollene Füße und dicke Hände. Sind die Wassereinlagerungen jedoch schon in der Mitte der Schwangerschaft und sehr ausgeprägt vorhanden, können sie eine Warnung sein. Gibt es ein bekanntes Risiko oder wurden wiederholt höhere Blutdruckwerte festgestellt, wird eine engmaschige Überwachung angeraten. Es wird häufiger eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um die Durchblutung der Plazenta zu überprüfen. Denn meist geht eine Präeklampsie mit einer so genannten Plazentainsuffizienz einher – das Baby wird nicht ausreichend versorgt und wächst weniger. Eine Frühgeburt kann die Folge sein.
Prävention
Obwohl es neben der so genannten Dopplersonographie (hier werden Blutströme z.B. in den Blutgefäßen der Gebärmutter und der Plazenta gemessen) weitere verschiedene Tests gibt, empfiehlt die ärztliche Leitlinie kein generelles Screening bei allen Schwangeren. Lediglich bei einem bereits bestehenden Risiko (s.o.) kann es Sinn machen, ab der SSW 24+0 eine spezielle Blutuntersuchung durchzuführen, bei dem das Vorkommen zweier von der Plazenta produzierten Eiweiße untersucht wird („SFLT-1/PGLF-Quotient“). Dieser Test kann vorhersagen, ob eine Präeklampsie in der kommenden Woche auftreten wird.
Liegen Risikofaktoren vor, empfiehlt die ärztliche Leitlinie die tägliche Einnahme von 150mg Acetylsalicylsäure (auch als Aspirin bekannt) möglichst früh in der Schwangerschaft (vor SSW 16+0).
Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin D, Omega-3, Magnesium, Arginin und Melatonin wird ein unterstützender Effekt zugesprochen, hier ist die Studienlage allerdings nicht eindeutig.
In der Ernährung gibt es zwei Stoffe, die möglichen Bluthochdruck und Wassereinlagerungen (Ödeme) beeinflussen bzw. vermindern können: Salz und Eiweiß.
Entgegen früheren, heute veralteten Empfehlungen wird bei einem Präeklampsie-Risiko dazu geraten, Speisen kräftiger zu salzen und so 1-2 Teelöffel Salz täglich zusätzlich zu essen. Bei Eiweiß liegt die Empfehlung bei 1,3g pro kg Körpergewicht zusätzlich. Unter Umständen ist dies nur mit Eiweiß-Shakes zu erreichen.
Bei der Betreuung in der Schwangerschaft ist eine enge Zusammenarbeit von Hebamme und Gynäkologin hilfreich. Während die Ärztin den regelmäßigen Ultraschall übernimmt, kann die Hebamme die Schwangere durch die Vorsorge zuhause von allzu häufigen Praxisterminen entlasten.
Druck rausnehmen
Neben der Beobachtung der körperlichen Symptome gilt es auch, die psychische Verfassung im Blick zu haben. Stress im Beruf, eine angespannte familiäre Situation, private Sorgen können den Blutdruck erhöhen oder dazu führen, dass dem Bedürfnis nach Ruhe, ausreichend Schlaf und einer ausgewogenen Ernährung nicht ausreichend Rechnung getragen werden kann. Die Gynäkologin kann ein (Teil)beschäftigungsverbot aussprechen und eine Haushaltshilfe verordnen. Die Hebamme kann zum Beispiel mit Akupunktur, Fußreflexzonenmassage und regelmäßigen Hausbesuchen unterstützen.
Viele Schwangere setzt der hohe Blutdruck auch mental unter Druck, sie machen sich Sorgen um das Baby und seine Entwicklung. Die Angst vor einer Frühgeburt ist präsent.
Regelmäßige Termine mit der Hebamme, die die Herztöne des Babys hört und sein Wachstum ertastet, sind eine e
Weil die Versorgung des Babys durch die Plazenta nicht optimal sein kann, ist neben allen medizinischen Maßnahmen auch der seelische Kontakt zum Kind ein wichtiger Aspekt. Mehrere Ruhepausen täglich, mit entspannter Atmung und einem Gespräch mit dem Baby können eine Unterstützung sein. Hier helfen Meditationen, geführte Traumreisen oder auch Hypnobirthing.
Quellen:
AWMF-Leitlinie „Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen: Diagnostik und Therapie.
Arbeitsgemeinschaft Gestose-Betroffene e.V.
Sabine Föhl-Kuse: Präeklampsie und HELLP-Syndrom – Hilfe für Betroffene. AG Gestose-Betroffene e.V., ISBN 978‐3‐936060‐30‐0
Stiefel,A., Brendel,K, Bauer, Nicola H.: Hebammenkunde, Thieme 6. Aufl. 2020
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