In den ersten Tagen nach der Geburt sehen die meisten Babys rosig aus. Einige Neugeborene entwickeln jedoch eine Veränderung ihrer Hautfarbe, wodurch der Teint mehr oder weniger gelblich wird. Vielen Eltern fällt dies zunächst nicht auf, da das Kind eine scheinbar sehr gesunde Gesichtsfarbe hat. Doch die Gelbfärbung ist Ausdruck einer so genannten Neugeborenen-Gelbsucht.
Ursachen der Neugeborenen-Gelbsucht
Bei allen Menschen – den großen wie den kleinen – sorgt die Leber als zentrales Stoffwechselorgan im Körper unter anderem für den Abbau alter Blutkörperchen. Diese Stoffwechselfunktion muss beim Baby erst in Gang kommen. Daher ist eine Neugeborenen-Gelbsucht (auch Ikterus neonatorum genannt) im Gegensatz zur krankhaften Gelbsucht eines Erwachsenen Teil eines gesunden Anpassungsprozesses. Für den Ikterus gibt es zwei Ursachen:
- Nach der Geburt des Neugeborenen werden vermehrt rote Blutkörperchen abgebaut. Die wurden zuvor für den Sauerstofftransport benötigt. Dieser Abbau findet in der Leber statt, dabei entsteht unter anderem das so genannte Bilirubin, das gelb ist.
- In der Leber muss das Bilirubin von einer fettlöslichen Variante in wasserlösliches Bilirubin umgewandelt werden, damit es dann mit der Gallenflüssigkeit über den Darm ausgeschieden werden kann. Die kindliche Leber ist aber noch unreif und mit dieser Umwandlung überlastet. Wird das Bilirubin nicht ausreichend umgewandelt und ausgeschieden, staut es sich in der Haut zurück und das Baby sieht gelb aus.
Symptome: Ansteigende Gelbfärbung
Normalerweise beginnt die Gelbsucht zwischen dem zweiten und dem vierten Lebenstag und hat ihren Höhepunkt um den fünften oder sechsten Lebenstag herum.
Typischerweise erscheint zuerst ein gelblicher Stich im Gesicht und je nach Höhe des Bilirubinspiegels im Blut breitet sich die Gelbfärbung über Brust, Bauch, Arme und Beine aus. Bei Kindern mit einer dunklen Hautpigmentierung ist es schwierig, die Gelbsucht mit dem bloßen Auge zu beurteilen. Am besten erkennt man es in den Augen des Babys, da das Weiße (die Skleren) gelb sind.
Nach einer medizinischen Leitlinie wird die Gelbsucht sowohl in der Geburtsklinik vom Pflegepersonal als auch in der ambulanten Weiterbetreuung von der Hebamme beobachtet und kontrolliert. Bei der zweiten Vorsorgeuntersuchung (U2) kann eine mögliche Gelbsucht durch eine Messung über die Haut erkannt werden. Dies geschieht mit einem speziellen Messgerät.
Die exakte Höhe des Bilirubinwertes im kindlichen Blut lässt sich mit einer Blutentnahme bestimmen. Je nach Alter und Gewicht des Babys gibt es Grenzwerte. Je nach Wert ist eine Kontrolluntersuchung nach ein oder zwei Tagen notwendig. Würde die Bilirubinkonzentration einen bestimmten Wert übersteigen, gäbe es ein Risiko, dass das Bilirubin Nervenzellen im Gehirn schädigt.
Mehr oder weniger gelb
Die meisten Neugeborenen bekommen keine oder nur eine sehr leichte Gelbsucht, die nicht behandelt werden muss. Doch es gibt Babys, bei denen der Geburtsverlauf oder Hinweise aus der Anamnese ein erhöhtes Risiko sein können. So sollte bei Frühgeborenen, Kindern von diabetischen Müttern, einer Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind, erkrankten Neugeborenen oder nach einem schweren Geburtsverlauf (z.B. ein niedriger kindlicher pH-Wert nach der Geburt oder eine Saugglocken-Geburt) die Gelbfärbung besonders gut beobachtet werden.
Die Hebamme wird bei ihren täglichen Hausbesuchen die Gelbfärbung des Babys kontrollieren und gegebenenfalls weitere Therapievorschläge machen. Dennoch sind auch die Beobachtungen der Eltern wichtig. Erscheint das Baby im Laufe des Tages plötzlich deutlich gelber, ist es auffallend schläfrig (ein Ikterus macht müde) oder schreit ungewöhnlich schrill, benachrichtig die Hebamme oder sucht eine Kinderarztpraxis auf.
Selten braucht ein Kind eine so genannte Fototherapie. Bei der Entscheidung spielen nicht nur der Bilirubinwert im Blut eine Rolle, sondern auch das aktuelle Lebensalter, das Geburtsgewicht, das Schwangerschaftsalter und andere Faktoren. Fototherapie ist eine Bestrahlung mit blauen UV-Lampen und findet im Krankenhaus statt. Es ist die wirksamste Therapie für Neugeborene mit hohem Bilirubinwert. Das nackte Kind wird zur Fototherapie in einem Wärmebett von UV-Lampen bestrahlt und trägt währenddessen eine Schutzaugenbinde. Man kann es aus dem Therapie-Bettchen nehmen, um es zu stillen oder zu füttern.
Behandlung einer Neugeborenen-Gelbsucht
Mit einfachen Mitteln können Eltern eine leichte bis mittlere Neugeborenen-Gelbsucht Eltern behandeln
- Stillen: Beim Stillen sollte das Kind in den ersten Tagen sehr häufig trinken (mindestens achtmal in 24 Stunden, lieber öfter), denn umso mehr Vormilch (Kolostrum) bekommt es. Diese Vormilch wirkt abführend, und so wird möglichst viel Bilirubin ausgeschieden. Falls das Kind zugefüttert werden muss oder nicht gestillt wird, erhält es ausschließlich Pre-Milchnahrung und keine Glukoselösung, Tee oder ähnliches. Diese Nahrung beschleunigt die Darmpassage und verbessert die Kalorienversorgung, was wiederum zur besseren Ausscheidung von Bilirubin beiträgt.
- Wärme: Je weniger Energie das Baby in seinen Wärmehaushalt stecken muss, umso mehr Energie hat es für den Leberstoffwechsel. Ein Wollhemdchen oder -body, Wollsocken, eine Mütze und eine Wolldecke sind ebenso wichtig wie eine Wärmelampe über dem Wickeltisch. Direkter Hautkontakt zwischen Baby und Mutter oder Vater trägt auch zur konstanten Wärme bei.
- Licht: Je heller der Raum ist, in dem das Baby liegt, umso besser. Die Tages- oder Sonnenlichtbestrahlung bewirkt eine Umwandlung des Bilirubins und begünstigt so dessen Ausscheidung. Hierbei muss natürlich darauf geachtet werden, dass das Baby vor zu viel Sonneneinstrahlung (Gefahr Sonnenbrand) sowie einer Überwärmung oder auch Unterkühlung geschützt ist.
Aus der Erfahrung können weitere Maßnahmen wie die Massage der Lebergegend des Kindes den Leberstoffwechsel anregen. Hierzu empfehlen wir eine Rücksprache mit Hebamme oder Kinderärtz*in.
Zum Nutzen der so genannten Sonnenbäder, bei denen das Baby bis auf eine Windel unbekleidet am Fenster an der Sonne schläft, gibt es keine eindeutige Datenlage.
Da auch hier die Gefahr einer Hautschädigung durch zu viel Sonneneinstrahlung, wie auch einer Überwärmung oder Unterkühlung besteht, sollten diese Maßnahmen nur in Absprache mit Hebamme oder Kinderärztin durchgeführt werden.
Während der Neugeborenen-Gelbsucht ist es auch eine Form von Therapie, dem Kind und sich selbst ein paar ruhige Tage mit viel Schlaf und Körperkontakt zu gönnen. Das Baby braucht alle Energie, um seinen Stoffwechsel anzukurbeln. Da ist zu viel Unruhe in Form von Besuch, Ausflügen und anderen Terminen kontraproduktiv. Bei den allermeisten Babys ist die Gelbsucht nach spätestens zwei Wochen kein Thema mehr.
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