Fragen an die Hebamme: Was ist eine Mastitis?

Nach einer Geburt braucht es meist ein paar Wochen, bis sich die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind einpendelt. Nach dem ersten Anlegen, idealerweise zeitnah nach der Geburt, folgen einige Tage mit dem Ausprobieren von Stillpositionen. Und der Milcheinschuss kommt, die initiale Brustdrüsenschwellung. Das passiert am dritten oder vierten Lebenstag des Babys. Sehr häufig etabliert sich dann das Stillen in den folgenden Tagen und läuft nach zwei bis drei Wochen problemlos. Es kann aber auch schon im späten Wochenbett eine erste Krise geben – und in der Folge einen Milchstau oder sogar eine Brustentzündung, die so genannte Mastitis.

Während der initialen Brustdrüsenschwellung ein paar Tage nach der Geburt ist es normal, dass die Brüste sich voll anfühlen. Sie sind auch fester und eventuell leicht gerötet. Während dies kurz nach der Geburt beidseitig auftreten kann und ein normales Geschehen ist, sollten in den folgenden Wochen und Monaten diese Symptome aber immer ein Warnsignal sein. 

Durch eine zu starke Milchproduktion, zu seltenes Stillen oder die Blockierung eines Milchganges kommt es zu einem Druckanstieg in den Milchgängen, der zu lokalen Beschwerden in der Brust führt. Dies kann sich durch eine begrenzte verhärtete und/oder gerötete Stelle bemerkbar machen. Unter Umständen ist der Milchspendereflex durch Schmerzen und die Stauung erschwert. Hier gilt es, umgehend zu handeln. 

Das Baby sollte häufig angelegt werden, gegebenenfalls auch zum Stillen geweckt werden. Bettruhe und viel Hautkontakt mit dem Baby helfen, dass eher milde Symptome bald verschwinden.

Symptome der Mastistis

Eine Brustentzündung geht immer mit einem starken Krankheitsgefühl einher. Die stillende Person hat Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und schnell ansteigendes Fieber. Fast immer tritt eine Mastitis einseitig auf (in der Literatur wird nur ganz selten eine beidseitige Mastitis beschrieben). Die betroffene Brust ist großflächig oder an einer begrenzten Stelle gerötet und stark geschwollen bzw. verhärtet.

Es gibt verschiedene Wege der Entstehung. Wenn über mehrere Tage die Mich nicht ausreichend fließt, die Brust nicht genügend entleert wird, entsteht aus einem Milchstau eine Entzündung. Durch wunde oder verletzte Brustwarzen kann ebenfalls eine Mastitis entstehen. Es dringen Bakterien (meist ist es der Erreger Staphylococcusaureus) über die verletzten Brustwarzen in die Brust ein.

Unzureichende Hygiene beim Händewaschen oder die Benutzung von Stillhütchen und Milchpumpen können eine Entzündung begünstigen. Weitere Ursachen können sein:

  • nicht korrekte Anlegepositionen, bei denen das Baby die Brustwarze unzureichend erfasst
  • Druck auf die Brust durch zu enge Kleidung
  • ein durch ein Milchbläschen verstopfter Milchgang
  • nicht zuletzt auch Stress, Müdigkeit und Erschöpfung

Brustentzündung konservativ behandeln

Neben der strikten Bettruhe sollten das Fieber und die entzündete Brust mit einem schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikament behandelt werden. Ibuprofen ist laut ärztlicher Leitlinie und Stillrichtlinien das Mittel der Wahl. In vielen Fällen lindert dies die Symptome und eine rasche Besserung tritt ein.

Das Baby sollte regelmäßig gestillt werden, um den Milchfluss anzuregen. Hier ist ein intensiver Haut-zu-Haut-Kontakt hilfreich. Unter Umständen kann die Brust unterstützend gepumpt werden. Allerdings sollte sie nicht leergepumpt werden, wie es früher empfohlen wurde.

Auf keinen Fall sollte die Brust massiert werden. Lediglich sanfte Berührungen, die angenehm empfunden werden und so den Milchfluss anregen können, können probiert werden.  Eine so genannte Oxytocin-Massage am Rücken kann entspannend wirken.

Antibiotika nach Wahl nutzen

Wie bei anderen fieberhaften Erkrankungen auch kann der Appetit deutlich geringer sein. Wichtig sind dann besonders kräftigende Speisen wie ein warmer Porridge mit Nussmus oder eine kräftige Gemüse- oder Hühnerbrühe. Die Flüssigkeitszufuhr sollte nicht begrenzt, sondern es sollte nach Durstgefühl getrunken werden.

Das Kühlen nach dem Stillen kann als angenehm empfunden werden und gelingt am besten mit einem Quarkwickel oder einer kühlschrankkalten Gel-Kompresse. Für das Kühlen gibt es keine Evidenz. Es bessert aber nach der Erfahrung von vielen Stillexpert*innen das Befinden der stillenden Person. Es sollte in jedem Fall mit Vorsicht so gekühlt werden, dass die Brust vor dem nächsten Stillen wieder gut durchwärmt ist.

Tritt mit diesen konservativen Maßnahmen nach ungefähr 24 Stunden keine Besserung ein, handelt es sich wahrscheinlich um eine bakterielle Mastitis. Dann sollte eine Antibiotika-Therapie begonnen werden. Hier gibt es stillverträgliche Mittel, so dass keine Stillpause eingelegt werden muss. Meist ist der Erreger der Keim Staphylococcus aureus. Daher werden zur Behandlung bestimmte Penicilline wie Dicloxacillin oder Flucloxacillin empfohlen. 

Keine Besserung – dann droht ein Abszess

In den Stillrichtlinien werden auch Cephalosporine zur Behandlung genannt, zum Beispiel bei Verdacht auf Penicillin-Allergie. Bei den selten vorkommenden Erregern wie Streptokokken oder Escherichia coli können auch andere Antibiotika zum Einsatz kommen. In jedem Fall ist eine gynäkologische Beratung und Behandlung notwendig. Fachkundige Hilfe gibt es auch beim Institut Embryotox an der Berliner Charité.  Um die Stillbeziehung stabil zu halten, ist es empfehlenswert, weiter im gewohnten Rhythmus zu stillen. Selbst bei einem hoch fieberhaften Verlauf würde ein Abstillen die Situation nur verschlimmern.

Mit der Antibiose tritt meist eine schnelle Besserung der Symptome ein. Fachleute raten dennoch dazu, die Antibiose 10 bis 14 Tage durchzuführen, um eine mögliche Resistenz zu vermeiden. Für die Genesung ist es wichtig, noch einige Tage das Bett zu hüten, viel zu schlafen und mit dem Baby zu kuscheln. Gibt es bereits größere Kinder in der Familie, kann es ratsam sein, sich mit ärztlicher Unterstützung eine Haushaltshilfe verschreiben zu lassen.

Eine Mastitis ist immer ernst zu nehmen und mit Unterstützung der Gynäkologin und der Hebamme zu behandeln. In seltenen Fällen kann sich aus einer Mastitis (häufig bei falscher oder zu spät einsetzender Therapie) ein Brustabszess bilden. Dieser äußert sich in einer abgekapselten, verhärteten Stelle bzw. einem Knoten, der auch beim Stillen nicht verschwindet und zunehmend druckschmerzhaft ist. Ein Abszess muss punktiert werden.

Hebammenhilfe bei Stillproblemen

Neben der meist beeindruckend heftig verlaufenden akuten Brustentzündung gibt es auch eine so genannte subakute Mastitis. Sie verläuft ohne Fieber und akutes Krankheitsgefühl und kann länger andauern. Häufig stehen starke brennende, stechende Schmerzen in der Brustwarze und der Brust im Vordergrund. Da diese Mastitis-Form erst in der neueren Literatur beschrieben wird, werden zunächst andere Diagnosen wie Milchgang-Soor (der als überholt gilt), Vasospasmus oder das Raynaud-Syndrom vermutet. 

Wenn das als ausgeschlossen abgeklärt ist, geht man bei einer subakuten Mastitis von einem ins Ungleichgewicht geratenen Mikrobiom in den Milchgängen aus. Wie bei der akuten, bakteriellen Brustentzündung gelten Bakterien als Auslöser, allerdings andere Stämme. Daher werden als Therapie Schmerzmittel (Ibuprofen), Probiotika und spezielle Antibiotika empfohlen.

Während der ganzen Stillzeit kann es zu einem Milchstau, einer Brustentzündung oder anderen Stillproblemen kommen. Gut zu wissen, dass dies auch nach Monaten Anlass sein kann, seine betreuende Hebamme wieder zu kontaktieren. Gerade anhaltende Schmerzen beim Stillen sind ein häufiger Abstillgrund – die Unterstützung durch die Hebamme und gemeinsame Ursachenforschung können hilfreich sein.

Quellen und weitere Informationen:

Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Bund Deutscher Still- und Laktionsberaterinnen (PDF)

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