Zu Beginn einer Schwangerschaft scheint die Geburt noch weit entfernt. Doch spätestens im letzten Schwangerschaftsdrittel kreisen die Gedanken der Schwangeren immer häufiger um die Frage, wie und wo das Baby geboren werden soll. Hausgeburt oder doch Wunschkaiserschnitt?
Gerade Paaren, die ihr erstes Kind erwarten, fällt es oft schwer, sich die Geburt vorzustellen. Obwohl viele Geburtsgeschichten gerade auch im Internet kursieren, kann es schwer sein, eine realistische Vorstellung von diesem Ereignis zu bekommen.
Für viele Schwangere ist es ungewohnt, Vertrauen in den eigenen Körper zu haben – und in seine Fähigkeit zu gebären. Gerade beim ersten Kind ist die Geburt eine große Unbekannte, es fehlt an Vorbildern und nicht selten gibt es hauptsächlich dramatische Erzählungen von Geburten die in Erinnerung bleiben.
Planbarer Kaiserschnitt?
Da die meist ärztlich dominierte Geburtshilfe eher die Risiken betont, kann einem die geplante Geburt per Wunschkaiserschnitt als ideale Lösung erscheinen. So wird beim Geburtsplanungsgespräch mit der Hebamme oder bei der Anmeldung in der Klinik nicht selten nach einem planbaren Kaiserschnitt gefragt. Für die Entscheidung über die Art der Geburt sollte es eine ausführliche Beratung geben und alle Vor- und Nachteile abgewogen werden.
Im Jahr 2023 gab es in Deutschland 32,6 Prozent Kaiserschnitt-Geburten. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine Kaiserschnittquote von zehn bis 15 Prozent, darüber gibt es keine positiven Effekte für die Gesundheit von Mutter und Kind oder auf mögliche Risiken.
Hierzulande wird jedes dritte Kind per Kaiserschnitt geboren. So entsteht der Eindruck, dass es sich bei einem Kaiserschnitt um eine unkomplizierte Geburtsmethode handelt. Trotz aller Routine ein Kaiserschnitt eine große Bauchoperation. Für die Gebärende gibt es ein erhöhtes Risiko für Blutungen und Infektionen nach der Geburt sowie ein erhöhtes Thromboserisiko.
Erhöhte Risiken fürs Baby
Die Erholung nach einer Kaiserschnittgeburt verläuft oft langsamer. Das Stillen kann unter Umständen erschwert in Gang kommen. Für das Baby ist die Umstellung auf das Leben „draußen“ oft schwerer als bei einer vaginalen Geburt, weil die Wehen als Vorankündigung fehlen. Kaiserschnittbaby haben in den ersten Stunden eher Atemprobleme und so genannte Anpassungsstörungen. Studien zeigen bei Kaiserschnittbabys ein leicht erhöhtes Risiko, an Allergien, Asthma oder Diabetes Typ 1 zu erkranken. Seit einigen Jahren forschen Expert_innen, ob das fehlende vaginale Mikrobiom der Mutter für die Babys Auswirkungen hat.
Bei einem Kaiserschnitt wird die geplante Variante, die primäre Sectio, und die ungeplante Variante als sekundäre Sectio unterschieden. Ein geplanter Kaiserschnitt ist nötig bei Erkrankungen der Mutter, wie z. B. ein Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck.
Wenn die Plazenta vor dem Muttermund liegt (eine so genannte Plazenta praevia) oder das Baby quer im Mutterlaib liegt, wird ebenfalls ein geplanter Kaiserschnitt durchgeführt. Bei einer Beckenendlage (das Baby liegt mit dem Kopf nach oben) oder einer Zwillingsgeburt kommt es auf die individuellen Gegebenheiten von Mutter und Kind an. Und darauf, ob die Geburtshilfe der jeweiligen Klinik einen geplanten Kaiserschnitt empfiehlt.
Eine Bauchgeburt auf Wunsch
Ein sekundärer, ungeplanter Kaiserschnitt wird immer dann nötig, wenn es sich im Laufe einer vaginalen Geburt Risiken für Mutter und Kind ergeben. Dazu zählen etwa ein deutlich verlangsamter Geburtsverlauf oder schlechte Herztöne des Babys.
Über die Art der Geburt gibt es unter Frauen und Paaren zum Teil heftige und emotionale Diskussionen. Nicht selten wird pauschal die vaginale Geburt als der natürliche Weg dargestellt und der Kaiserschnitt als Geburt zweiter Klasse. Noch immer fühlen sich Mütter, die per Sectio geboren haben, schuldig und nicht als Gebärende.
Seit einiger Zeit wird der Kaiserschnitt auch als Bauchgeburt bezeichnet, um deutlich zu machen, dass es ebenfalls eine Geburt ist und nicht ein rein chirurgischer Eingriff.
Eingriff ohne medizinischen Grund
Wenn Frauen sich im Laufe ihrer Schwangerschaft einen geplanten Kaiserschnitt wünschen, sollten sie sich nicht rechtfertigen müssen. In den meisten Kliniken ist es allerdings üblich, dass es eine ausführliche Beratung und eine Aufklärung über Vor- und Nachteile gibt. Ein Gespräch mit einer Psychologin bieten manche Kliniken zusätzlich an. Oder sie machen es zur Bedingung, um auch die psychischen Beweggründe klären zu können.
Ein Wunschkaiserschnitt ist ein Eingriff ohne medizinischen Grund. Es gibt Kliniken, die ihn deswegen nicht durchführen. Und er wird von den Krankenkassen nicht bezahlt. Doch viele Geburtshelfer*innen bewerten das Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren höher und möchten ihr daher den von ihr gewünschten Geburtsweg ermöglichen.
In der ärztlichen Leitlinie ist formuliert, dass nach einem ausführlichen Gespräch, der Darstellung aller Risiken und einer möglichen Beratung durch eine Psychologin dem Wunsch der Frau nach einem Kaiserschnitt entsprochen werden soll.
Zuhören und unterstützen
Äußert eine Schwangere den Wunsch auf eine Bauchgeburt, gilt es, genau zuzuhören. Was sind die Gründe? Angst vor Schmerzen? Angst vor Kontrollverlust? Ein traumatisches Erlebnis bei einer vorangegangenen vaginalen Geburt? Ist es die Sorge vor einem durch die vaginale Geburt verletzten Körper und vor einem veränderten Liebesleben?
Manchen Frauen sorgen sich bei einer vaginalen Geburt auch um die Gesundheit ihres Kindes.
In jedem Fall gilt es, alle Argumente ernst zu nehmen und gleichzeitig mögliche Alternativen und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Wahrscheinlich sind mehrere Gespräche mit den Geburtsmediziner*innen, einer Hebamme und vielleicht auch mit einer Psychologin notwendig, um herausfinden zu können, wie der Wunsch nach einem Kaiserschnitt entstanden ist und welche Unterstützung die Schwangere für ihre Entscheidung braucht.
Quellen:
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