Fragen an die Hebamme: Was hilft gegen wunden Po beim Baby?

Schon in den ersten Lebenstagen ist zu erkennen, dass Babys eine andere Hautbeschaffenheit haben als Erwachsene oder ältere Kinder. Die Haut wirkt nicht nur zart und dünn, sie ist auch von ihrem Aufbau her empfindlicher. Schnell zeigen sich Rötungen und kleine rote Pickelchen. Und ebenso schnell hat das Baby auch mal einen wunden Po.

Babyhaut ist noch nicht fertig entwickelt. Die Hornschicht als Schutzbarriere zur Außenwelt ist deutlich dünner und der Rückfettungsmechanismus funktioniert noch nicht. Auch die Besiedelung der Haut mit Bakterien und Mikroorganismen sowie ein leicht saurer pH-Wert bilden sich beim Baby erst in den ersten Monaten. Es gilt daher, in der Hautpflege eine gute Balance zu finden.

Wenn das Baby geboren wird, ist die Haut nur den Aufenthalt im Fruchtwasser gewöhnt, geschützt durch die so genannte Käseschmiere, eine auch Vernix genannte weiße Talgschicht. Der Wechsel vom feuchten vorgeburtlichen Milieu in trockene Umgebung nach der Geburt trägt zur Reifung und Entwicklung der Haut bei – dieser Prozess dauert rund drei Jahre.

Im Windelbereich bleibt das Milieu feucht

An allen Körperregionen klappt dieser Wechsel, nur im Windelbereich bleibt das Milieu feucht. Der Daueraufenthalt in einer Windel sowie der Kontakt mit Urin und Stuhlgang stellen eine Belastung für die Haut dar. Sie reagiert gereizt – meist mit Rötung und/oder roten Pickelchen. 

Daher ist es sinnvoll, dem Baby von Anfang an windelfreie Zeiten zu gönnen, auch wenn sich noch keine Rötung zeigt. Ist der Wickeltisch mit einer Wärmelampe ausgestattet, bietet es sich an, mehrmals täglich die Wickelzeiten zu verlängern und das Baby ohne Windel zu lassen – vielleicht überdeckt mit einem dünnen Mülltuch, die ihm eine Begrenzung gibt. Natürlich solltest du immer dabeibleiben, denn am Wickeltisch gilt: Immer eine Hand am Baby.

Zeigt sich im Windelbereich eine leichte Rötung, sollte die Haut besonders nach Stuhlgang gründlich gesäubert und eine Wundschutzcreme aufgetragen werden. Die Hauptbestandteile der meisten Cremes sind natürliche Öle (wie Mandel-, Sesam- oder Kokosöl), Lanolin und Zinkoxid. Letzteres schützt die Haut, indem es Feuchtigkeit bindet und verhindert, dass die Haut weiter aufweicht und Erreger eindringen.

Viel Creme hilft nicht viel

Die Creme sollte ein bis zwei Mal am Tag aufgetragen werden. Das gilt insbesondere in Zeiten, in denen die Windel länger nicht gewechselt wird, wie beim Mittagsschlaf oder in der Nacht. Bei leichten und stärkeren Rötungen entsprechend häufiger auftragen. Da jede Creme immer auch den Säureschutzmantel der Haut beeinflusst, sollte nicht nach dem Motto „viel hilft viel“ der ganze Windelbereich dick eingecremt werden. Eine dünne Schicht an den Stellen, die zu Rötungen neigen, ist ausreichend. 

In Zeiten von Rötungen im Windelbereich sollte die Wickelfrequenz deutlich höher sein, besonders wenn Stuhlgang in der Windel ist.

Manchmal dauert es ein paar Tage, bis die Behandlung Wirkung zeigt. Hier ist Geduld gefragt – in keinem Fall in kurzen Abständen verschiedene Cremes ausprobieren. Die immer neuen Inhaltsstoffe reizen die Haut mehr als das sie nutzen.

Muttermilch kann auch helfen

Bei einer leichten Rötung hilft auch Muttermilch, die auf die wunden Stellen getupft wird. Studien haben gezeigt, dass bestimmte Inhaltsstoffe in der Muttermilch antientzündlich und antibakteriell wirken, wie zum Beispiel Lysozyme, das Immunglobulin IgA oder Bifidus-Faktoren. So genannte Heilwolle, als kleiner Bausch auf die Haut gelegt, kann ebenfalls helfen. Diese naturbelassene Wolle von Schafen enthält hautpflegendes Wollwachs. Sie darf allerdings nur bei leichten Rötungen genutzt werden und keinesfalls bei offenen Stellen, da hier das Risiko einer Superinfektion besteht.

Die Zeiten, in denen Eltern Babys täglich gebadet haben, sind lange vorbei. Dennoch sollten Eltern heute ihr Neugeborenes einmal täglich auf dem Wickeltisch ausführlich angeschauen und besonders alle Hautfalten inspizieren. Hinter den Ohren, am Hals und unter den Achseln bilden sich schnell wunde Stellen. Eine gute Prävention ist es, täglich ein Tropfen Öl auf die Falten zu streichen. 

Der Windelbereich sollte täglich sanft gereinigt werden, am besten mit lauwarmem Wasser. Mit Wattepads, Waschlappen oder Mikrofaser-Pads lassen sich Stuhlgangreste vorsichtig entfernen. Ist die Haut im Genitalbereich bereits gerötet oder wund, zur Reinigung auf keinen Fall Feucht- oder Öltücher verwenden. Diese zwar praktischen Fertigprodukte reizen die Haut mit ihren zahlreichen Inhaltsstoffen zusätzlich.

Verschiedene Windelsysteme

Aber auch bei gesunder, intakter Babyhaut wird vom täglichen Gebrauch von Feuchttüchern abgeraten. Viele Produkte enthalten zwar nur noch wenige Konservierungsstoffe, doch Tests finden immer wieder Polyethylenglykol (PEG)-Verbindungen (die die Babyhaut durchlässiger für Fremdstoffe machen können) und halogenorganische Verbindungen, die als allergieauslösend und krebserregend gelten.

Nach der feuchten Reinigung sollte die Haut vorsichtig trocken getupft werden – und nicht gerieben und auch nicht geföhnt werden.

Bei einer gereizten Haut im Windelbereich kann es auch helfen, vorübergehend die Windelmarke oder sogar das Windelsystem zu wechseln. Wurde das Baby bisher mit Wegwerfwindeln gewickelt, kann ein Versuch mit Stoffwindeln helfen – oder umgekehrt. Kein Windelsystem hat von sich aus nur Vorteile.

Ist der Windelbereich öfter gerötet oder wund, sind tägliche längere windelfreie Zeiten ein Weg zu dauerhaft intakter Babyhaut. Manche Eltern nehmen die eher empfindliche Haut ihres Babys zum Anlass, das Abhalten auszuprobieren. Auch wenn es vielleicht zunächst kompliziert erscheint, lohnt es sich doch, die Feinzeichen des Babys in puncto Ausscheidung lesen zu lernen.

Entzündete Haut

Es kann vorkommen, dass ein wunder Babypo trotz verschiedener Maßnahmen nicht besser wird. Die Haut weicht auf und Bakterien oder Pilze dringen ein. Meist sieht die Haut dann nicht nur rot, sondern schuppig und/oder erhaben aus. Sie kann auch Pusteln haben. 

Wenn es sich um eine Pilzinfektion handelt, spricht man von Windelsoor oder Soor. Das ist zwar ein harmloser Hefepilz, er sollte aber immer behandelt werden. Eine Kinderärztin kann die entsprechende Creme, die einen pilzabtötenden Wirkstoff enthält, verschreiben.

Ist die Haut durch Bakterien entzündet, wird von Windeldermatitis gesprochen. Auch hier zeigt die Haut kleine rote Pickel oder Pusteln, manchmal auch offene Stellen. 

Sind Eltern sich in der Diagnose unsicher, sollte die Hebamme den Babypo begutachten oder ein Besuch in der Kinderarztpraxis Klärung bringen.

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