Eine Möglichkeit, dein aufgeregtes Baby zu beruhigen, kann das Pucken sein. Es gibt dem Baby die aus dem Bauch vertraute Begrenzung. Deshalb wird diese durchaus effektive Methode oft empfohlen. Es gibt aber auch einige Risiken und Nachteile, wegen denen das Pucken nur gut überlegt und entsprechend modifiziert angewendet werden sollte. Was du unbedingt beachten solltest, erfährst du in diesem Beitrag.
Was nun ist das Pucken eigentlich? Das Pucken ist eine Wickeltechnik, mit der ein Baby in den ersten Monaten in eine Decke, ein Pucktuch oder andere Stoffbahnen eingebunden wird. Die Idee dahinter ist, dass das Baby auf diesem Weg schneller zur Ruhe findet.
Die Enge im Pucktuch ist ihm aus der Schwangerschaft bereits vertraut. Diese Grenzsetzung für die Bewegung der Arme und Beine bewirkt unter anderem auch eine Beruhigung, weil so zum Beispiel der Moro-Reflex nicht ausgelöst wird. Dieser Umklammerungsreflex wird ausgelöst, wenn das Kind in Rückenlage nach hinten fällt – oder aber durch Schrecksituationen.
Der Moro-Reflex tritt auch im Schlaf auf und führt dazu, dass manche Babys sich durch das ruckartige Strecken der Arme und Spreizen der Finger selbst aufwecken. Trotzdem sollte das Pucken nicht nachts angewendet werden, da zu lange und tiefe Schlafphasen das SIDS-Risiko (Plötzlicher Kindstod) erhöhen können. Außerdem könnte es dazu kommen, dass die Eltern nicht mitkriegen, wenn sich das gepuckte Baby nachts unerwartet in Bauchlage oder eine andere ungünstige Position dreht.
Pucken als Option zur Beruhigung
Als Beruhigungsoption tagsüber ist die Idee des Puckens prinzipiell nicht verkehrt. Denn gerade neugeborene Kinder mögen es gerne eher eng und begrenzt. Deshalb schlafen sie in den Armen ihrer Eltern oft auch viel besser als im für sie großen, eher „haltlosen“ Babybettchen. Natürlich ist auch die unmittelbare elterliche Nähe auf dem Arm ein großer Beruhigungsfaktor. Denn Nähe gibt Sicherheit. Ein sicheres und geborgenes Gefühl lässt ein Baby entspannen und gut schlafen.
Doch auch eine räumliche Begrenzung trägt mit zur Beruhigung von Babys bei. Das Pucken wird, auch kulturell bedingt, sehr unterschiedlich gestaltet. Das betrifft sowohl die Technik als auch die Materialien, mit denen gepuckt wird. Hieraus können sich entsprechend bestimmte Risikofaktoren ergeben. Es kann zu einer Überwärmung oder Einschränkung der Atmung kommen. Haltungsbedingt kann die körperliche Entwicklung eingeschränkt werden. Die folgenden Faktoren sollten deshalb gut beachtet werden.
1. Nicht zu stramm pucken
Ein sehr strammes Einwickeln von Armen und Beinen kann dazu führen, dass das Kind nicht genug Raum zum tiefen Luftholen und Schreien hat – und darum nicht gut genug atmen kann. Zu festes Einbinden von Armen und Beinen kann schlimmstenfalls sogar Nerven abklemmen. Das Risiko für eine Hüftdysplasie (Fehlstellung des Hüftgelenks) wird erhöht, wenn die Beine des Babys beim Pucken in einer gestreckten Haltung fixiert sind.
Pucksäckchen für nackte Beinchen
Deshalb haben fertig zu kaufende Pucksäckchen oft ein rundes, weiteres Unterteil, in dem die Beine des Babys in die natürlich Anhockspreizhaltung gehen können. Wenn Dein Baby mit nackten Beinchen im Pucksack ist, spürt es diese Haut auf Haut, so wie es das auch schon vertraut aus dem Bauch kennt. Strampelsäckchen sind deshalb auch ohne Puckfunktion eine gute Idee.
2. Nicht zu lange pucken
Wenn Babys zu lange in Rückenlage liegen – ob nun gepuckt oder nicht – kann sich der Hinterkopf des Kindes nach hinten hin abflachen (Plagiocepahlus) und ungünstig verformen. Auch davor wird im Kontext des Puckens gewarnt, weil das Pucken die Liegezeiten des Babys verlängern kann.
Generell sollten alle Babys immer wieder verschiedene Positionen erleben, auch wenn die Rückenlage die empfohlene Schlafposition im Liegen ist. Das Tragen im Tuch oder in einer guten Tragehilfe wirkt sich ebenfalls positiv auf die Kopfform aus – und vermeidet zu lange einseitige Liegezeiten im Kinderwagen.
3. Vor Überwärmung schützen
Das Pucken in warmer Umgebung oder an heißen Tagen kann zur Überwärmung und schlimmstenfalls zu Hitzschlag und Dehydrierung führen. Das gilt natürlich ebenso für zu warme Kleidung oder zu dicke Decken im Kinderwagen. Mit einem dünnen großen Musselintuch (Mullwindel) lässt sich ein Baby locker und nicht zu warm pucken.
Hebamme zeigt das sichere Pucken
Die meisten Eltern pucken nicht zu stramm, sondern sogar eher so locker, dass sich das Baby manchmal sogar von alleine das Tuch wegstrampelt. Gerne kannst du dir von deiner Hebamme das sichere Pucken zeigen lassen, wenn du bezüglich der Festigkeit unsicher bist.
Fertige Pucksäcke sind in der Regel aus atmungsaktiven Materialien gefertigt. Dein Baby sollte zum Pucken entsprechend gekleidet sein, weil durch das Pucktuch noch eine Schicht Stoff hinzukommt. Im Sommer reicht meist einfach ein Body unter dem Pucksack. Die Arme werden in Pucksäckchen (Swaddle) meist mittels eines Klettverschlusseskörpernah gehalten. Lies dir immer gut die beigefügte Anleitung durch, um ein zu strammes Pucken und die genannten Risiken zu vermeiden.
4. Achtsam gepuckt und dosiert eingesetzt
Sollte ich mein Baby denn überhaupt pucken? Das zu stramme und zu warme Einbinden von Babys in einer gestreckten Haltung ist auf keinen Fall empfehlenswert und in dieser Variante eben auch durchaus gefährlich. Das lockere Pucken, bei dem den zur Körpermitte zentrierten Händchen etwas Halt gegeben wird und die Beine sich weiterhin locker in die Anhockspreizhaltung bewegen können, ist aber durchaus als mögliche temporäre Beruhigungsstrategie anwendbar. Pucken ist aber keine Schlafhilfe für die Nacht, sondern sollte als Beruhigungsoption unter Aufsicht eingesetzt werden. Pucksäcke ersetzen auch keinen Schlafsack.
Signale des Babys beachten
Generell muss man von Anfang an darauf schauen, welche Signale das Kind beim Pucken gibt. Neugeborene lassen sich in der Regel gerne pucken. Bei etwas älteren Babys kann auch durch Strampeln eine Abwehrhaltung angezeigt werden, dass sie nicht mehr gepuckt werden möchten.
Diese Signale sollten immer ernst genommen werden. Nicht für alle Babys (und Eltern) ist das Pucken eine passende Beruhigungsstrategie. Schaue also individuell, ob es für euch überhaupt notwendig oder passend ist, wenn du das Pucken als gute gemeinten Tipp bekommst.
Ein Baby darf natürlich nicht gegen seinen deutlichen Widerstand gepuckt werden. Wenn dein Baby zunächst weint, weil es einfach übermüdet ist, wird es sich gepuckt und im Arm gehalten relativ schnell beruhigen. Wenn dies aber nicht der Fall ist, sollte der Puckversuch beendet werden und eine passendere Hilfestellung zum Schlafen probiert werden. Richtig und achtsam gewickelt und dosiert eingesetzt kann das Pucken durchaus eine hilfreiche Beruhigungsstrategie sein.
Das Pucken beenden
Wichtig ist noch zu wissen, dass das Pucken nur eine Option für die Ruhephasen ist. Das Baby sollte außerhalb dieser Phasen nicht gepuckt werden, damit es seinen Körper frei bewegen und erkunden kann. Das ist besonders wichtig, wenn dein Baby nach und nach anfängt seine Welt mit den Händen zu begreifen.
Meist lässt der eingangs beschriebene Moro-Reflex im Alter von drei bis vier Monaten nach. Dies ist dann oft ein guter Zeitpunkt, mit dem Pucken aufzuhören. Wenn dein Baby sich anfängt zu drehen, besteht die Gefahr, dass es sich gepuckt in die Seit- oder Bauchlage bringt, ohne dann seine Arme in dieser Lage einsetzen zu können. Dies ist der späteste Entwöhnungszeitpunkt.
Wenn du die hier nochmal kurz zusammengefasst wichtigen Punkte beachtest, ist das Pucken eine mögliche Option, die Beruhigung deines Babys in der ersten Zeit zu unterstützen.
- Nicht zu fest nur die Arme körpernah pucken. Die Beinchen können weiterhin in eine Anhockspreiz-Haltung gehen. Lass dir das Pucken von deiner Hebamme zeigen.
- Nie gegen den Widerstand des Babys pucken. Beachte seine Signale.
- Nur tagsüber und beaufsichtigt pucken.
- Bei folgenden Faktoren nicht pucken: Atemwegserkrankungen, Fieber, hohe Raum- oder Außentemperaturen, Frühgeburtlichkeit, Speien und Reflux, Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen.
- Spätestens, wenn dein Baby sich zu drehen beginnt, sollte es vom Pucken entwöhnt werden.
- Pucken ersetzt nicht die elterliche Begleitung und Trost in unruhigen Babyzeiten.
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