Wunde Brustwarzen (Mamillen) können schrecklich weh tun. Tatsächlich sind Schmerzen an den Brustwarzen einer der Hauptgründe, weshalb Mütter vorzeitig abstillen. Es ist also sinnvoll zu wissen, wie man wunden Brustwarzen möglichst vorbeugt. Das ist natürlich auch besser als darauf zu setzen, dass schon diese oder jene Creme bei der Heilung helfen wird. Die Heilung wunder Brustwarzen ist nämlich nicht immer ganz einfach. Aber darüber wird es noch einen weiteren Artikel in der Reihe Fragen an die Hebamme geben.
Über die Vorbereitung auf eine möglichst entspannte Stillzeit hatte ich an dieser Stelle bereits geschrieben. Irgendwelche Manipulationen an den Brustwarzen bereits in der Schwangerschaft sind nicht erforderlich. Sie können ganz im Gegenteil sogar schaden. Entscheidend für die Prävention wunder Brustwarzen ist vor allem das Stillmanagement in den ersten Tagen nach der Geburt. Bereits beim ersten Anlegen gilt es darauf zu achten, dass dies so geschieht, dass keine Reizungen oder gar erste Verletzungen an den Mamillen auftreten. Die Brustwarzen können sich anfangs etwas empfindlich anfühlen, das ist durchaus normal. Schmerzen indes sind nicht normal. Sie sind deshalb immer ein Warnsignal, dass etwas nicht ganz rund läuft.
Intuitives Stillen beugt wunden Brustwarzen vor
Beim ersten Anlegen ist es günstig, wenn dem Kind die Führung überlassen ist. Das Neugeborene sollte mit wenig Unterstützung – ganz nach dem Gefühl seiner Mama – selbst den Weg zur Brustwarze finden und dort schließlich andocken. Dies gelingt ihm am besten, wenn es nach der Geburt direkt auf dem Oberkörper seiner Mutter liegen darf. Der kleine nackte Körper sollte ganz viel Haut-zu-Haut-Kontakt haben.
Dieses intuitive Stillen regt alle dafür benötigten Reflexe des Neugeborenen optimal an und nutzt sie. Das Baby findet mit seinen Suchbewegungen den Weg zur Brustwarze und beginnt dort zu saugen. Dabei sollte sein Mund weit geöffnet sein, so dass es viel Brustgewebe erfassen kann. Seine Lippen sind dabei nach außen gestülpt und sein Kinn berührt beim Stillen die Brust. Um richtig saugen zu können, muss das Baby die Zunge über die untere Zahnleiste schieben können. Dies kann zum Beispiel erschwert sein, wenn das Kind ein verkürztes Zungenbändchen hat. Beim Verdacht darauf ist es für die entsprechende Diagnostik sinnvoll, sich an eine erfahrene Hebamme, Stillberaterin oder an einen Kinderarzt zu wenden. Alle können eine möglicherweise notwendige Therapie besprechen.
Wenn das Kind gut angelegt ist, kann das Näschen sehr nah an der Brust liegen. Aber keine Sorge: Die Babynase ist so konzipiert, dass das Kind trotzdem gut Luft bekommt. Die Mutter muss also nicht das Brustgewebe mit den Fingern weghalten. Ganz im Gegenteil führt dies eher häufig dazu, dass das Kind nicht mehr gut angelegt ist.
Bei Schmerzen immer neu anlegen
Anfangs macht das Kind schnelle Sauggbewegungen, um den Milchspendereflex zu stimulieren. Anschließend wird das Saugmuster langsamer und rhythmischer. Die Mutter wird das regelmäßige Schlucken des Babys hören können. Wenn das Kind dabei schnalzende oder andere auffällige Geräusche machen sollte, kann das ein Hinweis sein, dass es nicht richtig angelegt ist. Dies ist auch der Fall, wenn die Bäckchen des Babys eingezogen sind, so als ob es an einem Strohhalm trinken würde. Wenn das Anlegen also auffällig aussieht oder sich anhört, am besten den Saugvorgang abbrechen und das Baby neu anlegen. Das gilt ebenso für dabei auftretende Schmerzen.
Zum neu anlegen kann die Mutter mit ihrem kleinen Finger in den Mundwinkel des Babys gehen und das Vakuum lösen. So lässt sich Mamille schmerzfrei und ohne Widerstand aus dem Babymund ziehen. Wenn das Stillen angenehm und schmerzfrei ist, ist dies nicht erforderlich. Das Stillen sollte ohnehin möglichst vom Kind beendet werden. Wenn das Kind gut angelegt ist, werden die Brustwarzen nicht wund – egal wie häufig und lange es daran trinkt. Die Stilldauer steht also in keinem Zusammenhang mit dem Wundwerden. Dazu muss die Brustwarze an der richtigen Stelle im Babymund sein, damit eine unnötige Reizung ausbleibt.
Den Milchfluss anregen
Mit dem Beginn der reichlichen Milchbildung (Milcheinschuss oder initiale Brustdrüsenschwellung) sind bei vielen Frauen die Brüste stärker durchblutet, etwas schwerer und angeschwollen. Dadurch kann es passieren, dass das Kind die Brustwarze schwerer erfassen kann. Wenn das Kind in den Tagen zuvor schon häufige positive Saugerfahrungen an der Brust gemacht hat, wird es auch mit dieser Situation besser zurecht kommen. Und auch in diesen Momenten ist das häufige und korrekte Anlegen die beste Prävention vor wunden Mamillen.
Unterstützend sind auch alle Maßnahmen, die dabei helfen, den Milchspendereflex auszulösen. Das dafür erforderliche Hormon Oxytocin kann besonders gut fließen, wenn die Mutter sich wohl und entspannt fühlt. Deshalb sollte sich jede Stillposition auch immer für die Mutter bequem und angenehm anfühlen, egal ob sie im Liegen oder Sitzen stillt.
Auch durch Hautkontakt wie zum Beispiel bei einer leichten Massage wird das Fließen des Hormons angeregt. Eine Massage an der Brust sollte immer sanft sein und mehr einem Streicheln gleichen als tatsächlich handfeste Massagegriffe beinhalten. Manchen Frauen tut auch feuchte Wärme zum Anregen des Milchspendereflexes gut. Dafür kann man einen warmen feuchten Waschlappen auflegen oder die Brust sanft mit warmen Wasser abduschen.
Muttermilch und Luft zur Pflege der Brustwarzen
Zur Pflege der Brustwarzen braucht es keine besonderen Produkte. Es ist sinnvoll, die Brustwarzen nach dem Stillen nicht abzuwischen. Die Muttermilch daran sollten einfach trocknen, da sie wunderbare Pflegeeigenschaften hat. Wenn die Brustwarzen bereits etwas gereizt sind, kann auch das Auftragen einer Lanolin-Salbe sinnvoll sein. Vor allem aber muss geschaut werden, woher die Reizung kommt. Und es gilt zu verhindern, dass die Brustwarzen weiter wund werden.
Generell ist auf eine hygienische Handhabung an der Brust zu achten. Das bedeutet, dass man sich gut die Hände wäscht, Stilleinlagen regelmäßig wechselt und mit Salben entsprechend hygienisch umgeht. Desinfektionsmaßnahmen oder das Waschen der Brust vor jedem Stillen sind nicht erforderlich. Austrocknende Maßnahmen sollten verhindert werden, weshalb Empfehlungen wie das Föhnen der Brustwarzen mehr Schaden als Nutzen anrichten können.
Gerade in der Anfangszeit ist es gut, wenn immer wieder Luft an die Brustwarzen kommt. Stilleinlagen und BH sollten in den ersten Tagen also möglichst wenig getragen werden. Beide können die Blutzirkulation der Brustwarzen einschränken. Wenn das Brustgewebe gut durchblutet ist, ist es elastischer und somit besser vor dem Wundwerden geschützt. Wenn die Milch beim oder zwischen dem Stillen stark läuft, sind einfache Baumwollwindeln eine gute Alternative, in die auslaufende Muttermilch einfach hineinlaufen darf. Ein bisschen „feucht“ ist das Wochenbett ohnehin immer, wenn Muttermilch, Wochenfluss und auch ab und an die Tränen fließen. Das „Auslaufen“ der Muttermilch reguliert sich häufig in den ersten Wochen.
Unterstützung in besonderen Situationen
Die beste Prophylaxe vor wunden Brustwarzen bietet also eine gute Anlegetechnik und das Fördern des Milchflusses. Trotzdem gibt es manchmal darüber hinaus andere Ursachen, die schmerzende und wunde Brustwarzen verursachen können. Das sind etwa eine Pilzerkrankung an der Brust (Soor) oder ein Vasospasmus der Brustwarzen (Raynaud-Phänomen), der für schmerzhafte Gefäßkrämpfe in den kleinen Blutgefäßen der Brustwarze sorgt. Das schnelle Finden der Ursache und Einleiten der Therapie ist wichtig, damit wunde Brustwarzen die Stillzeit nicht vorzeitig und ungewollt beenden.
Auch wenn ein Baby zu früh oder krank geboren wird, brauchen Mutter und Kind besonders gute und umfassende Unterstützung, weil zum Beispiel aufgrund der Frühgeburtlichkeit noch nicht alle fürs Stillen erforderlichen Reflexe ausgebildet sind. Besondere Haltungen können hier zum Beispiel das Anlegen verbessern. Manchmal muss die Mutter vielleicht auch zunächst abpumpen. Damit es auch hierbei nicht zu wunden Mamillen kommt, muss der Pumpaufsatz zur Größe der Brustwarze passen. Zudem muss die Saugintensität so angepasst sein, dass die Mutter keine Schmerzen dabei hat.
Ursache für wunde Brustwarzen sind also weder ein zu häufiges noch ein zu langes Anlegen. Ein Baby darf und sollte immer nach Bedarf gestillt werden können. Und dafür ist es wichtig, dass seine Mutter keine Schmerzen beim Stillen hat bzw. sie schnelle Hilfe bekommt, wenn Beschwerden auftreten.
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