Das Pucken ist eine Wickeltechnik, mit der ein Baby in den ersten Monaten in eine Decke, ein Pucktuch oder andere Stoffbahnen eingebunden wird. Die Idee dahinter ist, dass das Baby so schneller zur Ruhe findet. Die Enge im Pucktuch ist ihm aus der Schwangerschaft bereits vertraut. Diese Grenzsetzung für die Bewegung der Arme und Beine bewirkt unter anderem auch eine Beruhigung, weil so zum Beispiel der Moro-Reflex nicht ausgelöst wird. Dieser Umklammerungsreflex wird ausgelöst, wenn das Kind in Rückenlage nach hinten fällt oder aber durch Schrecksituationen.
Der Moro-Reflex tritt auch im Schlaf auf und führt dazu, dass manche Babys sich durch das ruckartige Strecken der Arme und Spreizen der Finger selbst aufwecken. Die Idee des Puckens ist also prinzipiell nicht verkehrt, denn gerade neugeborene Kinder mögen es gerne eher eng und begrenzt. Deshalb schlafen sie auf Mamas Arm gekuschelt oft auch viel besser als im großen eher „haltlosen“ Babybettchen. Natürlich ist auch die unmittelbare mütterliche Nähe auf dem Arm ein großer Beruhigungsfaktor. Aber eben auch die Begrenzung trägt mit zur Beruhigung bei.
Nun liest man seit einiger Zeit immer wieder, dass Kinder- und Jugendärzte vor dem Pucken warnen. Hier gilt es aber zu differenzieren, was denn mit Pucken gemeint ist. In der Tat ist ein sehr strammes Einwickeln von Armen und Beinen nicht empfehlenswert. Es könnte sogar dazu führen, dass das Kind nicht gut genug atmen kann oder sogar Nerven abgeklemmt werden, wie von den Pädiatern gewarnt wird.
Nicht zu stramm und nicht zu warm pucken
In der Realität habe ich aber noch nie Eltern erlebt, die ihr Baby so stramm eingewickelt haben. Das Risiko für eine Hüftdysplasie (Fehlstellung des Hüftgelenks) ist auch erhöht, wenn die Beine des Kindes beim Pucken in einer gestreckten Haltung fixiert sind. Deshalb haben fertig zu kaufende Pucksäckchen oft ein rundes, weiteres Unterteil, in dem die Beine des Babys in die natürlich Anhockspreizhaltung gehen können.
Wenn ich ein Kind lange in Rückenlage liegen lasse – ob nun gepuckt oder nicht – kann sich der Hinterkopf des Babys nach hinten hin abflachen (Plagiocepahlus) und ungünstig verformen. Auch davor wird im Kontext des Puckens gewarnt. Deshalb sollten generell alle Kinder immer wieder verschiedene Positionen erfahren, auch wenn die Rückenlage die empfohlene Schlafposition im Liegen ist. Das Tragen im Tuch oder in einer guten Tragehilfe wirkt sich positiv auf die Kopfform aus und vermeidet zu lange einseitige Liegezeiten im Kinderwagen.
Ein weiteres Gegenargument der Kinderärzte ist, dass das Pucken an heißen Tagen zu Hitzschlag und Dehydrierung führen könne. Natürlich darf ein Kind an warmen Tagen nicht so eingepackt werden, dass es überhitzt oder Flüssigkeit durch starkes Schwitzen verliert. Aber das gilt ebenso für zu warme Kleidung oder zu dicke Decken im Kinderwagen. Mit einer dünnen Mullwindel kann man ein Kind bei wärmerem Wetter leicht zudecken oder auch locker pucken. Fertige Pucksäcke sind in der Regel aus atmungsaktiven Materialien gefertigt. Das Kind sollte zum Pucken entsprechend gekleidet sein, weil durch das Pucktuch noch eine Schicht Stoff hinzukommt. Im Sommer reicht meist einfach ein Body unter dem Pucksack.
Achtsam gepuckt und dosiert eingesetzt
Wenn das Kind, wie ebenfalls von den Pädiatern gewarnt, gepuckt nicht genug Raum zum tiefen Luftholen und Schreien hat, ist es natürlich viel zu fest eingebunden worden. Aber wie schon erwähnt, pucken die meisten Eltern eher so locker, dass sich das Kind sogar von alleine das Tuch wegstrampelt. Gerne können sich Eltern aber auch von der Hebamme das Pucken zeigen lassen, wenn sie bezüglich der Festigkeit unsicher sind. Auch die fertig zu kaufenden guten Pucksäcke sind so konzipiert und mit entsprechender Anleitung versehen, dass die genannten Risiken nicht auftreten.
Generell bin ich der Meinung, dass das stramme und zu warme Einbinden von Babys in einer gestreckten Haltung auf keinen Fall empfehlenswert und in dieser Variante auch durchaus gefährlich ist. Das lockere Pucken, bei dem den zur Körpermitte zentrierten Händchen etwas Halt gegeben wird und die Beine sich weiterhin locker in die Anhockspreizhaltung bewegen können, ist aber durchaus als mögliche Beruhigungsstrategie anwendbar.
Wichtig ist noch zu wissen, dass das Pucken nur eine Option für die Ruhe bzw. Schlafphasen ist. Das Baby sollte außerhalb dieser Phasen natürlich nicht gepuckt werden, damit es seinen Körper frei bewegen und erkunden kann. Meist lässt der eingangs beschriebene Moro-Reflex im Alter von drei bis vier Monaten nach. Dies ist dann oft ein guter Zeitpunkt, mit dem Pucken aufzuhören. Wenn die Kinder sich anfangen zu drehen, besteht die Gefahr, dass sich das gepuckte Baby selbst in die Bauchlage bringt, ohne dann seine Arme in dieser Lage einsetzen zu können. Dieser Zeitpunkt wird deshalb auch mit als möglicher Entwöhnungszeitpunkt angegeben.
Nie gegen den Widerstand des Baby pucken
Generell muss man von Anfang an darauf schauen, welche Signale das Kind beim Pucken gibt. Neugeborene lassen sich in der Regel gerne pucken. Bei etwas älteren Kindern kann auch durch Strampeln und eine Abwehrhaltung angezeigt werden, dass sie nicht mehr gepuckt werden möchten. Diese Signale sollten immer ernst genommen werden. Ein Baby darf natürlich nicht gegen seinen deutlichen Widerstand gepuckt werden.
Wenn es zunächst weint, weil es einfach übermüdet ist, wird es sich gepuckt und im Arm gehalten relativ schnell beruhigen. Wenn dies aber nicht der Fall ist, sollte der Puckversuch beendet werden und eine passendere Hilfestellung zum Schlafen probiert werden. Richtig und achtsam gewickelt und dosiert eingesetzt kann das Pucken durchaus eine hilfreiche Beruhigungsstrategie sein.
Gut zum Pucken eignen sich die großen Mullwindeltücher von Aden und Anais in der Größe 120 x120 Zentimeter. Gute Erfahrungen habe ich außerdem mit den Pucksäcken von Ergobaby und denen von Nonomo gemacht.
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