Bestimmt unterstellen mir jetzt einige, dass ich mir die absurde Überschrift nur ausgedacht habe. Stimmt aber nicht, denn diese Frage bekam tatsächlich eine Hebammenkollegin von einer Wöchnerin vor ein paar Tagen gestellt. Auch wenn ich sehr über die niedliche Frage schmunzeln musste, nickte ich doch sofort auch innerlich dazu. Denn sie skizziert wunderbar die Tatsache, dass man als Hebamme oft nach allem möglichen gefragt wird. Im besten Fall hat es noch irgendeinen medizinischen Kontext wie den Bluthochdruck des Opas oder das Venenleiden der Großtante zu heilen. Oft hat die Frage aber überhaupt gar nichts mit der Hebammerei zu tun. Wie zum Beispiel die Gartenfragen…
Trotzdem wird auch unserem Allgemeinwissen viel zugetraut. In Frankreich heißt die Hebamme „sage-femme“, was sich mit „weise Frau“ übersetzen lässt. Und weise Frauen wissen nun mal viel. Deshalb haben wir auch meistens eine „Antwort“ parat. Und wundern uns erst später, über was wir da jetzt im Wochenbett mehr oder weniger ausführlich gesprochen haben. Ganz egal, ob wir Ahnung davon haben oder nicht. Doch es ist nicht nur die Wöchnerin, die das Wissen der weisen Frau im Hause nutzt, auch junge Väter oder Verwandte fragen gerne mal dies und das.
Mikrokosmos Wochenbett
Da wird nicht nur nach der Wahl der richtigen Schwimmwindel gefragt, sondern gleichzeitig nach den Öffnungszeiten des hiesigen Schwimmbades. Väter haben oft vollstes Vertrauen, dass wir schon wissen, wie die kompliziert zu montierende Babyschale im Auto befestigt wird. Wir behandeln nicht nur den Milchstau, sondern wissen auch, wo man die besten Still-BHs kaufen kann. Ja, sogar für den anstehenden Kauf eines größeren Familienautos werden wir nach der potenziellen Tauglichkeit befragt. Die besten Locations für eine Tauffeier kennt die Hebamme hoffentlich ebenso wie ein gutes Kuchenrezept für den Kindergeburtstag des Geschwisterkindes.
Und manchmal haben die Fragen nicht mal ansatzweise etwas mit Kindern zu tun, wie eben die eingangs zitierte Ameisenfrage. Ich glaube ja, dass wir Hebammen im Mikrokosmos Wochenbett ein bisschen das Tor zur Außenwelt sind. Wir dürfen täglich exklusiv die kleine Wochenbetthöhle der Familie betreten. Und natürlich haben auch Wöchnerinnen das Bedürfnis, sich auch mal über etwas anderes auszutauschen als Beckenbodenprobleme und Stillfrequenzen.
Und deswegen mag ich auch die absurden Fragen an die Hebamme. Die heißen ja im besten Fall, dass die betreute Frau mir vertraut und sich bisher fachlich kompetent beraten gefühlt hat. Und sie wird es mir sicher nachsehen, wenn ich überhaupt keine Ahnung davon habe, was man wohl gegen Ameisen machen kann…
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