Kreißsäle weisen Frauen unter Wehen ab. Hebammen betreuen drei und mehr Frauen gleichzeitig unter der Geburt. Und ob man für die Betreuung vor und nach der Geburt noch eine Hebamme findet, wird auch mehr und mehr zum Glücksspiel. Regelmäßig erscheinen Artikel, in denen berichtet wird, dass eine weitere geburtshilfliche Abteilung einer Klinik ihre Pforten schließt. Nicht selten kommentieren Menschen die Berichte darüber mit den Worten: „Wie gut, dass meine Familienplanung abgeschlossen ist.“
Ich kann diesen Gedanken gut nachvollziehen. Auch ich hatte das Glück, mich vier Mal in guten Hebammenhänden bestens begleitet gefühlt zu haben. Da meine erste Hebamme in dieser Schwangerschaft kurzfristig beruflich nach London gegangen ist, stand auch ich kurz zitternd ohne Hebamme da. Ich hoffte sehr, dass die beiden angefragten Kolleginnen auch jenseits der 15. Schwangerschaftswoche noch Kapazitäten für mich hatten. Zum Glück war das der Fall. Und dieses vierte Kind wird sehr wahrscheinlich unser letztes Kind sein und unsere Familienplanung damit wohl abgeschlossen.
Bedingungen für Familienplanung der eigenen Kinder
Natürlich beschäftigt mich das Thema Kinderkriegen von Berufs wegen. Aber als Eltern betrifft es uns dann ja irgendwie nicht mehr, wenn irgendwann die Stillzeit und damit der Betreuungsbogen der Hebammenarbeit abgeschlossen ist. Und genau das stimmt nicht. Was ist mit unseren Kindern? Natürlich wissen wir nicht, welche Pläne sie später im Leben haben und auch nicht, ob sie selbst Kinder haben werden. Die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ hoch. Und natürlich würden wir uns freuen, wenn wir auch irgendwann Großeltern sein dürfen. Gerade für meine Töchter, aber auch mögliche Schwiegertöchter wünsche ich mir, dass sie die Möglichkeit haben, Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit selbstbestimmt und mit der Begleitung erleben zu dürfen, die für sie passt.
Ich möchte nicht, dass es nur noch wenige riesige Geburtszentren gibt, in denen sie im Massenbetrieb „entbunden“ werden. Ich wünsche mir für sie eine einfühlsame Begleitung auch vor und nach der Geburt. Ein Wochenbett, in dem sie eine Hebamme zu Hause besucht und unterstützt. Und keine Wochenbettambulanzen, die sie aufsuchen müssen und in denen sie auf einen Termin warten müssen. Ich wünsche mir für meine Kinder weiterhin die freie Wahl des Geburtsortes, ob der nun zu Hause, in der Klinik oder in einem Geburtshaus sein soll.
Ich will und kann die Wege unserer Kinder nicht planen. Aber ich möchte, dass auch sie gute Bedingungen für ihre Familienplanung haben. Deshalb kann ich mich nicht mit dem Gedanken trösten, dass es ja gut ist, wenn meine eigene Familienplanung abgeschlossen ist. Und bin dankbar für jeden Menschen, der das genauso sieht und weiter versucht, etwas an der schlechten Situation der Hebammen zu verändern…
Initiative Motherhood | Hebammen für Deutschland | Green Birth | Unsere Hebammen – Deutscher Hebammenverband
Schreibe einen Kommentar