Vor einiger Zeit ist mein Buch „Babyernährung“ erschienen. Es ist natürlich nicht das erste Buch auf dem Markt, was sich mit Stillen, Fläschchen füttern und Beikost im ersten Lebensjahr beschäftigt. Doch das Thema Ernährung des Babys ist und bleibt für Eltern relevant. All die Fragen dazu, aber auch die Sorgen diesbezüglich, ziehen sich seit Jahren durch meinen Hebammenalltag.
Immer wieder wird das Essthema für Eltern zum Stressthema. Vielleicht, weil das Stillen nicht wie erwartet läuft. Oder weil sich der Beikostbeginn schwierig gestaltet. Selbst wenn man vielleicht rückblickend einige Jahre später sagt, dass das alles doch nicht so schlimm war: Oft ist es das doch. All dieser Stress und all diese Sorge, wenn das Kind nicht stillt, trinkt oder isst wie erwartet. Doch gerade hier fängt das Problem bereits vielfach an: mit den Erwartungen.
Es sind Erwartungen an das Kind, die nicht realistisch sind. Aber auch Erwartungen an die Mutter oder die Eltern, die allzu oft so nicht eintreffen. Stillen ist wunderbar auf vielen Ebenen. Und dennoch sitzen wir Mütter nicht alle sanft lächelnd im Oxytocin-Rausch da und schauen verzückt auf das selig trinkende Baby. Oft bedeutet Stillen auch Schweiß, Tränen und Schlaflosigkeit. Oder auch Schmerzen. Nicht umsonst gehört dieser Faktor zu den häufigsten Abstillgründen.
Immer wieder den Druck rausnehmen
Aber auch unabhängig vom Stillen läuft beim Thema Essen vieles nicht nach Plan – oft auch nicht nach dem Breiplan, für den man schon eifrig vorgekocht hat. Und dann kommt der Druck von außen – egal ob nun aus dem persönlichen Umfeld oder von Fachpersonal. „Das Kind müsste jetzt aber mal was essen“ ändert nichts an der tatsächlichen Esssituation, aber an unserem Denken als Eltern.
Sein Baby mit Nahrung gut und ausreichend zu versorgen ist sozusagen ein elterliches Grundbedürfnis. Und die elterliche Urangst ist eben jene, dass das Baby „verhungert“ oder zumindest nicht gut gedeiht. Deshalb nehme ich all diese Sorgen und Ängste auch sehr ernst. Auch dann, wenn da ein kerngesundes, rundes, glückliches Baby vor mir liegt, dass wunderbar auch mit Muttermilch als Hauptnahrungsmittel gedeiht und die Beikost derzeit noch mehr bespielt als isst. Die Eltern sind in dem Moment unter Stress. Stress, den natürlich auch das Baby mitbekommt.
Und deshalb geht es oftmals mehr um Beikostberuhigung anstelle von Beikostberatung.
Auch in schwierigen Stillsituationen ist es neben der Ursachenforschung und allen hilfreichen Maßnahmen so wichtig, immer wieder den Druck rauszunehmen. Und Eltern klar zu machen, was sie da gerade leisten – besonders in diesen oft verfahrenen Still-Pump-Zufütter-Situationen. Es geht beim Thema Babyessen oft viel weniger um Nährwerte, Pläne, Zeiten oder Zubereitungsstrategien. Informationen dazu sind sicherlich auch wertvoll, aber eben nicht alles.
Viel mehr geht es darum, eine aufmerksame aber gelassene Haltung dazu entwickeln. Vertrauen ins Kind, aber auch in die eigenen elterlichen Kompetenzen zu entwickeln, dass man den individuell besten Weg für sein Kind finden wird. Damit Stillen, Fläschchen geben, füttern und gemeinsame Familienmahlzeiten schöne und entspannte Momente im ohnehin schon oft aufregenden Babyelternalltag sind: essen ohne stressen eben. Und das gilt natürlich auch weit über die Babyzeit hinaus.
Schreibe einen Kommentar