Neulich haben wir Freunde besucht, die ihr zweites Kind bekommen haben. Da wir uns nach der schon ein paar Monate zurückliegenden Geburt noch nicht gesehen hatten, gab es ein „verspätetes“ Geburtsgeschenk und auch eine Glückwunschkarte von uns. Denn natürlich freuen wir uns sehr, dass es jetzt diesen wundervollen kleinen neuen Menschen im Freundeskreis gibt. Genauso wie wir uns auch beim ersten Kind der beiden mitgefreut haben. Die Freundin erzählt mir nach dem Auspacken, dass sie ganz erstaunt war, wie viel weniger Glückwünsche und Geschenke es beim zweiten Kind jetzt gab. Und das kann ich tatsächlich auch bestätigen.
Unsere Kinder haben alle ein kleines Pappköfferchen, in dem wir all ihre Glückwunschkarten nach der Geburt und auch ein paar andere Erinnerungen aus der ersten Babyzeit aufbewahrt haben. Sie lieben es, sich die Karten anzuschauen. Und tatsächlich dauert es bei der Erstgeborenen am längsten, alle Karten anzusehen. Denn von Kind zu Kind wurden es weniger Glückwünsche. Und das mit den Geschenken kennen wir auch. Natürlich haben wir absolut keine Erwartungshaltung, was das betrifft. Aber man nimmt schon ein wenig irritiert zur Kenntnis, wie anders es doch ist mit jedem Kind mehr. Beim ersten Kind waren wir darüber erstaunt, wer uns alles gratulierte. Selbst die Nachbarn meiner Eltern haben Geschenke zur Geburt des Babys geschickt…
„Schenken braucht man euch ja nix“
Beim dritten Kind hingegen hörten wir tatsächlich dann sogar mal den Satz: „Schenken braucht man euch ja nix. Mit drei Kindern hat man ja alles.“ Klar, das ist irgendwie auch so. Aber es geht ja weniger darum, dass einem andere Menschen die Erstausstattung zusammenschenken sollen. Wobei wir gerade beim ersten Kind am meisten bereits vor der Geburt selbst angeschafft hatten – und wirklich eigentlich gar nichts brauchten. Aber einfach ein paar Blumen oder vielleicht ein kleiner Kuchen und eine nette Karte als Zeichen des „Wir freuen uns mit Euch“ ist ja irgendwie schön.
Auch bei meinen Hausbesuchen als Hebamme im Wochenbett fällt mir immer wieder auf, dass beim ersten Kind gerne mal schnell ganze Regale mit Karten und Geschenken vollgestellt sind. Und dass das mit jedem weiteren Kind dürftiger ausfällt. Leider bezieht sich das auch auf die Hilfsangebote nach der Geburt. Obwohl man faktisch ja mit zwei oder drei Kindern mehr zu tun hat als mit einem, wird oft angenommen, dass man keine Hilfe benötigt. Über dieses Problem im Wochenbett hatte ich hier auch schon mal geschrieben.
Als Eltern fühlt sich das wahrscheinlich alles deshalb so komisch an, weil man selbst keinen Unterscheid zwischen den Kindern macht. Wir haben uns über das zweite, dritte oder vierte Kind nicht weniger oder mehr gefreut als über das erste. Der Geburtstag der kleinen Tochter wird nicht weniger doll gefeiert als der der Großen. Wenn wir uns Sorgen um ein Kind machen, sind diese nicht geringer, nur weil es das zweite oder dritte Kind betrifft.
Für Außenstehende ist es aber vielleicht so, dass nur das erste Kind und die damit verbundenen Veränderungen von außen betrachtet besonders spannend sind. Jedes weitere Kind ist es natürlich irgendwie nicht mehr so. Für die Eltern allerdings schon. Und deshalb sind sie vielleicht doch ein klein wenig enttäuscht, wenn zweite, dritte und vierte Kinder irgendwie ein bisschen „weniger beachtet“ werden, wenn sie auf dieser Welt ankommen.
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