Elternschlaf: Schlafen, wenn das Baby schläft?

Über Babyschlaf wird viel geredet und geschrieben. Dabei ist es „eigentlich simpel“: Babys schlafen, wie sie schlafen. In den ersten drei Monaten ist eine durchschnittliche Schlafdauer von 14 bis 17 Stunden ebenso normal wie 12 oder 19 Stunden. Die Herausforderung ist aber weniger die Gesamtdauer als die Aufteilung des Schlafes. Denn Babys verteilen „ihren“ Schlaf durchschnittlich in fünf bis acht große Portionen über 24 Stunden verteilt. Und diese Portionen sind zudem wenig planbar.

Wie lässt sich hier eine für Erwachsene übliche, nächtliche zusammenhängende Schlafdauer von sieben bis neun Stunden unterbringen? Die schlechte Nachricht: leider gar nicht. Denn Babys brauchen auch nachts unsere Begleitung sowie Nähe und Nahrung.

Der Schlafrhythmus der Erwachsenen wird sich also auf jeden Fall verändern, wenn ein Kind in eine Familie geboren wird. Oft ändert sich zwar bereits in der Schwangerschaft das Schlafverhalten. Aber wirklich vorbereiten kann sich niemand auf diese neuen Tage und Nächte mit dem Baby.

Schlafbedürfnisse der Eltern

Dennoch ist es wichtig anzuerkennen, dass die Schlafbedürfnisse der Eltern ebenso relevant sind. Denn das elterliche Befinden ist die Grundlage für die Qualität der Fürsorge und Einfühlsamkeit, die das Baby erfährt. Massiver oder anhaltender Schlafmangel hat große Auswirkungen auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Schlafmangel erhöht die Reizbarkeit und macht aggressiv.

Das ist keine gute Grundlage, um den ohnehin schon herausfordernden Babyalltag zu meistern. Übermüdete Eltern reagieren weniger feinfühlig und ihr Verletzungs- und Unfallrisiko ist erhöht. Dauerhafter Schlafmangel schwächt das Immunsystem und erhöht das Risiko für körperliche und psychische Erkrankungen.

Es gilt daher immer wieder, im Babyalltag langfristige und akute Lösungen für schlafarme Zeiten zu finden. Je mehr Menschen in die Betreuung von Kindern eingebunden sind, umso leichter finden Eltern in besonders stressigen Zeiten Unterstützung. Aber in den meist typischen Kleinfamilien sieht das oft ganz anders aus. Bei zwei Elternteilen gibt es zumindest die Option, dass einer das Baby übernimmt, während der andere schläft. Darum ist es auch sinnvoll, unruhige Nächte aufzuteilen. Denn es nützt niemanden etwas, wenn zwei übermüdete Eltern nachts um das Baby herumtanzen. Ganz im Gegenteil: So erhöht sich sogar oft noch das Konfliktpotenzial. 

Vorab über den Schlafnotfall reden

Wichtig ist eine Vereinbarung für den Schlafnotfall. Eltern sollten sich in wacheren Zeiten überlegen, wie akuter Schlafmangel schnell und klar kommuniziert werden kann und wer dann übernimmt. Manchmal hilft es, ein Codewort dafür zu vereinbaren. So muss niemand erst lang und breit die Situation erklären. Eine Lösungssuche erst in der Akut-Situation führt schnell zu Streit – und damit zu noch mehr Stress.

Eltern sollte bewusst ein, dass bei einem massiven Schlafmangel nur eines hilft: schlafen. Vorab sollte darum schon besprochen werden, wer dann wie übernehmen kann: Partner*in, Großeltern, Freunde oder andere Bindungspersonen.

Eine Schlafnotfall ist auch ein valider Grund, sich einen Tag krank zu melden, auch wenn es sich vielleicht komisch anfühlt, weil es doch „nur“ Schlafmangel ist. Dabei sollten Eltern aber eben immer die oben beschriebenen Auswirkungen und Risiken im Hinterkopf haben. Die möglichen Folgen für das Kind oder die mütterliche Gesundheit sind nicht zu unterschätzen. Und auf Dauer fehlender Schlaf macht krank.

Mit dem Baby schlafen gehen

Darüber hinaus können tägliche Schlafupdates hilfreich sein. Hier geht es nicht darum, den sorgfältig getrackten Schlaf systematisch auszuwerten. Aber Eltern sollten realistisch auf ihr Energielevel schauen und ihre Aktivitäten daran anpassen. Das kann bedeuten, dass es auch mal sinnvoller ist, Verabredungen oder das Babyschwimmen für heute abzusagen.

In den letzten Jahren wurde der von uns Hebammen oft gesagte Satz „Schlafe, wenn das Baby schläft“ etwas belächelt. Oder es wurde gekontert mit „Soll ich dann auch staubsaugen, wenn das Baby Staub saugt?“. Aber es gilt nach wie vor, dass es etwas leichter ist, genug Schlaf zu bekommen, wenn wir uns als Eltern dem Babyschlaf etwas anpassen. Das kann das Hinlegen am Mittag mit dem Kind sein. Oder eben phasenweise auch abends mit dem Baby zusammen ins Bett zu gehen.

Es ist nicht immer leicht, dem nachzugehen. Denn da ist ja auch das Bedürfnis, Zeit für sich zu haben oder das Gefühl, etwas zu verpassen. Oder da ist eben der Haushalt, der darauf wartet, dass sich jemand kümmert. Aber die Folgen von einer nicht ausgeräumten Geschirrspülmaschine oder dicken Wollmäusen in den Ecken sind wesentlich ungefährlicher als die Risiken und Nebenwirkungen von anhaltender Übermüdung.

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