In der letzten Zeit las ich häufiger Artikel darüber, dass es als Mutter eigentlich nicht machbar ist, selbst krank zu werden. Und ich las davon, wie sich krank durch den Alltag geschleppt wurde, obwohl alles danach schrie, sich einfach nur ins Bett legen zu wollen. Und ja, es ist organisatorisch oft viel komplizierter, wenn ein Elternteil wegen Krankheit ausfällt, als wenn die Kinder selbst krank sind. Wenn man nicht alleinerziehend ist, heißt ein krankes Elternteil, dass der andere (hoffentlich noch gesunde) Partner sich kümmert.
Und es heißt sehr wahrscheinlich auch, dass der Partner dann an diesen Tagen nicht arbeiten gehen kann. Oder dass man seine hoffentlich vorhandenen Netzwerke abtelefoniert und fragt, wer einem unter die Arme greifen kann. Aber das mit dem Fragen… das ist wohl das größte Problem. Vielen von uns fällt es schwer, andere Menschen um Hilfe zu bitten. Dabei ist es in der Regel kein Problem, wenn befreundete Eltern das eigene Kind mit zur Kita nehmen oder es am Nachmittag ein paar Stunden zum Spielen betreuen. Ein paar Stunden, in denen man sich seinem Kranksein „hingeben“ und einfach ausruhen kann. Denn das ist es ja, wonach der Körper meist schreit, wenn man sich gesundheitlich schlecht fühlt.
Aber statt zu fragen, wirft man sich aber lieber schnell eine Pille ein, um „funktionsfähig“ zu sein. Meist wird das Problem damit nicht behoben, sondern wird verschleppt. Denn genau wie ein Kind bei Krankheit Erholungszeit zu Hause und keinen Kitabesuch mit Fieberzäpfchen braucht, so ist es auch für kranke Eltern am besten, sich auszuruhen, während das Immunsystem arbeitet. Denn meist lässt sich der Körper nicht austricksen. Was an der einen Stelle unterdrückt wird, kommt später gerne mit voller Wucht zurück. So schleppt man sich zum Teil wochenlang „ein bisschen krank“ durch den Tag, statt ein paar Tage komplett auszufallen, um in Ruhe gesund zu werden.
Nicht trauen können, krank zu werden oder gar krank zu sein
Ja, ich weiß, es werden jetzt viele genau an dieser Stelle einwerfen, dass es trotzdem organisatorisch einfach nicht möglich ist, sich auszukurieren als Eltern von kleinen Kindern. Und auch wir selbst sagen nicht selten denn Satz, dass wir es uns eigentlich nicht trauen können, krank zu werden oder gar krank zu sein.
Doch berufsbedingt habe ich einfach schon sehr oft die Situation erlebt, dass Mütter (und auch Väter) so krank wurden, dass es einfach nicht mehr möglich war, gleichzeitig noch ein Baby oder Kleinkind zu versorgen. Sei es durch plötzliche Erkrankungen, Unfälle oder auch schwere psychische Krisen. Und wenn scheinbar nichts mehr geht, geht es dann aber plötzlich, andere um Hilfe zu bitten oder kurzfristige Lösungen wie zum Beispiel die Unterstützung durch einen Mütterpflegedienst zu finden. Und genau das ginge auch schon etwas früher.
Als Elternteil fühlt man sich oft unersetzlich und ist es ja irgendwie auch. Aber gerade deshalb muss man auf lange Sicht auch gut auf sich und seinen Körper achten. Und dazu gehört es auch, deutlich wahrzunehmen, wenn es einem gerade selbst schlecht geht und man dringend Zeit braucht, um etwas auszukurieren. Und nein, ich bekomme das selbst natürlich auch nicht immer hin, genauso wenig wie Christian.
Als ich mir vor einigen Jahren – damals noch als Mutter von zwei kleinen Kindern – das Bein brach, meinte ich auch eine ganze Weile, dass wir das alles ohne weitere Unterstützung hinkriegen müssen. Wie dankbar war ich dann letztlich aber für unsere über die Krankenkasse organisierte Haushaltshilfe, die durch ihre Anwesenheit einfach dafür sorgte, dass das Bein wesentlich schneller heilte als es mit einem weiteren „Alleingang“ der Fall gewesen wäre.
Ich frage mich bis heute: Wem wollte ich da eigentlich etwas beweisen? Dass wir als Eltern nicht beim ersten Schnupfen hilflos umfallen, ist klar. Aber wenn es einem gerade so richtig oll geht, heißt es auch und gerade als Eltern: krank ist krank.
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