Die Mietpreise in Berlin steigen ja seit Jahren stetig an. Doch selbst bei nahezu grenzenloser Zahlungsbereitschaft wird es zunehmend schwieriger, Wohnungen ab drei Zimmern aufwärts zu bekommen. Eigentlich eine ziemlich doofe und auch sozial ungerechte Situation, denn entgegen aller Klischees verdienen hier nicht alle Familien endlos viel Geld. Aber auf der anderen Seite führt genau diese Situation dazu, dass die Familie scheinbar wieder näher zusammenrückt.
In meinen ersten Jahren als Hebamme gab es oft den typischen Termin – meist im letzten Schwangerschaftsdrittel – zu dem mir die Eltern stolz das farblich und thematisch abgestimmte Kinderzimmer zeigten. Meist gab es noch viele dringliche Fragen bezüglich der Lüftungsdauer neuer Möbel oder was man denn noch so alles für ein „gutes Kinderzimmer“ anschaffen müsse. Diese Babyzimmer wirken ja trotz netter Deko doch gerne etwas steril und karg. Als Ersteltern ahnt man auch noch nicht, wie schnell sich so ein Kinderzimmer im Laufe der Kindheit ganz von alleine „zumüllt“.
Auf diese Frage habe ich dann den Eltern meist erklärt, was so ein Baby alles wirklich braucht und dass es das nicht im Babymarkt zu kaufen gibt. Aus Platzgründen war natürlich auch das Babybett meist im Kinderzimmer untergebracht, obwohl auch offiziell mindestens im ersten Lebensjahr ein gemeinsames Schlafzimmer für Eltern und Babys empfohlen wird. Einige Eltern hatten zusätzlich noch einen PlanB-Schlafplatz in ihrem Schlafgemach, oder der wurde relativ schnell nach der Geburt dort eingerichtet. Eben weil Neugeborene nicht in ihrer „Extra-Höhle“ schlafen wollen, sondern bei ihren Eltern, die es vor potentiell um die Höhle schleichenden Säbelzahntigern beschützen und dafür sorgen, dass es auch warm genug bleibt. Auch in der sanierten Altbauwohnung mit Zentralheizung verhalten sich Neugeborene meist so.
Keine Umzugspanik
So ist das doch oft so aufwendig und liebevoll eingerichtete Kinderzimmer lange Zeit nur Wickelplatz und Aufbewahrung für die hundert Kuscheltiere und Spieluhren, die das Baby zur Geburt bekommen hat. Denn auch wenn die Babys größer und zu Kleinkindern werden, dauert es noch recht lange, eh sie wirklich ausdauernd im Kinderzimmer spielen. Sie wollen das nämlich in Anwesenheit ihrer Liebsten tun. Und da man im Kinderzimmer meist weder kochen noch Wäsche aufhängen kann, ist der Babyspielplatz dann doch eben eher in Bad oder Küche.
Und damit das niemand falsch versteht: Ich habe nichts gegen Kinderzimmer. Aber ein Baby braucht das erst einmal nicht unbedingt. Die Umzugspanik, die also manche werdende Eltern überfällt, wenn sie in guter Hoffnung in ihrer Zweizimmerwohnung sitzen, ist sicher nicht nötig. Man muss sich weder die Schwangerschaft noch die erste Babyzeit durch die Strapazen einer Wohnungssuche und eines anschließenden Umzuges vermiesen. Zudem wird jede neue und größere Wohnung ja auch erst einmal teurer werden und das genau in der Zeit, in der das Einkommen durch die Elternzeit ja in der Regel weniger wird. Viele Eltern hier realisieren das mittlerweile auch und ziehen nicht mehr so häufig gehetzt kurz vor oder nach dem Geburtstermin „schnell noch mal“ um. So gibt es also statt der früheren Kinderzimmerbesichtigung mittlerweile häufiger einen Hebammentermin, bei dem ich neben der Beratung bezüglich der Babybedürfnisse auch gerne die vielen kreativen Platzspartipps weitergebe, die ich in all den Jahren selbst von anderen Eltern mitnehmen durfte.
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