Auch wenn wir sicherlich alle Weihnachten genug zu tun haben, haben die meisten Menschen doch frei. Und auch ich darf mich dieses Jahr zu denen zählen, die nicht an Heiligabend oder den folgenden Feiertagen los müssen, um zu arbeiten. Zumindest nicht, wenn keine ganz plötzlichen Stillprobleme oder ähnliches bei den aktuell betreuten Familien dazwischen kommen. Da ich gerade primär an Buch Nummer drei sitze, habe ich die Wochenbettbetreuungen gerade so weit runtergefahren, dass eigentlich nix Akutes ansteht.
Doch in den letzten Jahren bin ich auch immer wieder an den Feiertagen los, um Hausbesuche zu machen oder habe das Weihnachtsfest zum Teil in der Klinik verbracht. So wie auch heute und in den nächsten Tagen wieder viele Hebammen, Ärzte, Krankenschwestern, Feuerwehrmänner, Polizisten aber auch Gastronomen, Hotelpersonal und Bahnfahrer ihre Arbeit machen werden. Ganz unabhängig davon, ob zu Hause die Familie vor dem Tannenbaum sitzt oder sich die Freunde zum gemeinsamen Weihnachtsessen treffen.
Bevor wir Kinder hatten, ist mir das Arbeiten an den Feiertagen nicht ganz so schwer gefallen, bisweilen kann man sich dadurch ja auch anstrengenden „Pflichtbesuchen“ an Weihnachten entziehen. Aber mit den eigenen Kindern verstärkt sich auch der Wunsch, in diesen Tagen viel gemeinsame Familienzeit zu verbringen. Und es kam auch meine Erinnerung hoch, wie es für mich als Kind war, wenn meine Mutter an den Feiertagen in die Klinik verschwunden ist. Eigentlich fand ich es immer blöd, denn als Kind hat man natürlich nicht unbedingt im Hinterkopf, dass es eigentlich toll ist, dass die eigene Mutter auch an den Weihnachtstagen für ihre Patienten auf der onkologischen Station da ist. Denn eigentlich brauchen die sie da gerade ja viel mehr, als ich, die auch mit dem anderen Elternteil und den Geschwistern weiter feiern kann.
Auch unsere Kinder meckerten und maulten bereits an so manchem Tag, wenn ich nur noch mal „schnell ein paar Hausbesuche“ machen ging und letztlich doch eine ganze Weile länger weg war. Es war Zeit, in der wir nicht gemeinsam das neue Spiel ausprobieren konnten oder zusammen gegessen haben. Aber irgendwie wissen sie auch, dass es gut ist, dass es Menschen gibt, die auch an Weihnachten für Menschen da sind, um ihnen in Not zu helfen oder dafür sorgen, dass man an Weihnachten mit dem Zug die Familie besuchen kann oder die Großeltern in einem Hotel in der Nähe übernachten können. Dieses Jahr werde ich sehr wahrscheinlich nicht mit dazu gehören, aber trotzdem denke ich an all meine Kolleginnen und die Menschen in den anderen Berufen. Die ganz unabhängig von Weihnachten Menschen ins Leben oder auch am Ende des Lebens begleiten. An die Menschen, die sich um Kranke und Bedürftige kümmern, die für unsere Sicherheit sorgen, die uns von A nach B bringen oder uns ein leckeres Essen in diesen Tagen zubereiten. Danke, dass ihr alle da seid.
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