In der Musik bezeichnet der Rhythmus die zeitliche Gliederung des melodischen Flusses, die sich aus der Abstufung der Tonstärke, der Tondauer und des Tempos ergibt. Auch in anderen Kontexten steht dieser Begriff für Gleichmaß oder eine regelmäßige Wiederkehr bestimmter Umstände. Im Zusammenhang mit Babys hören Eltern nicht selten das Wort Babyrhythmus – oft dann, wenn es um den Rhythmus der Schlaf- oder Essgewohnheiten des Kindes geht.
Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde das Stillen oder auch das Füttern in einem genau getakteten Rhythmus empfohlen. Es wurde nicht nur eine bestimmte Anzahl von Stunden festgelegt, in der das Kind zwischen zwei Stillmahlzeiten pausieren musste. Auch die Zeit, in der das Kind mindestens oder maximal an einer Brust stillen durfte, war durch konkrete Minutenangaben definiert. Die Folge dieses streng vorgegebenen Stillrhythmus war nicht selten eine unzureichende Anregung der Milchbildung. Zudem wurde durch zusätzliches Zufüttern ein vorzeitiges Abstillen eingeleitet.
Babys haben durchaus einen Rhythmus
Mittlerweile hat sich hoffentlich überall herumgesprochen, dass Babys nach Bedarf gestillt und nach Bedarf mit Pre-Nahrung gefüttert werden sollen. Und dieser Bedarf ist höchst individuell. Manche Kinder sind mit acht Mahlzeiten in 24 Stunden glücklich. Andere möchten mindestens zwölf mal in dieser Zeit stillen. Einige Kinder trinken schnell und zügig, andere nehmen sich wesentlich mehr Zeit dafür. Babys haben also durchaus einen Rhythmus, aber diesen bringen sie mit und er wird nicht durch die Eltern oder gar irgendwen sonst festgelegt.
Auch in ihrem Schlafbedürfnis unterscheiden sich Kinder sehr. Die Schlaflänge variiert ebenso wie die Bedingungen, die jedes Kind für das Schlafen braucht. Elterliche Nähe ist für die meisten Kinder eine Grundbedingung, aber manche Babys schlafen am liebsten beim Stillen ein, andere schaukelt eine sanfte Bewegung besonders gut in den Schlaf.
Vertraute und geborgene Abläufe
Die ersten Wochen und das Wochenbett sind nicht nur für die Rückbildung und das Heilen möglicher Geburtsverletzungen gedacht. Es geht vor allem auch darum, sein Kind kennenzulernen und als Familie den eigenen, ganz individuellen Rhythmus zu finden. Viele Abläufe im Babyalltag wiederholen sich immer wieder – das erleichtert dem Kind das Ankommen und gibt Eltern eine gewisse Sicherheit.
Damit ist aber nicht ein streng nach der Uhr durchgetakteter Tag gemeint. Es geht vielmehr um die Verlässlichkeit, wie Eltern auf das Weinen ihres Kindes reagieren. Oder wie Abläufe beim Stillen oder Füttern passieren, die sich schon bald sehr vertraut und geborgen für das Kind anfühlen. Die beruhigende Nähe etwa, wenn Mama oder Papa es mit den immer gleichen Handgriffen von Mama oder Papa ins Tragetuch binden.
Immer ein bisschen flexibel bleiben
Gerade wenn schon Kinder in einer Familie sind, wird der Rhythmus oft auch von ihnen mit vorgegeben. Für die meisten Babys ist es völlig in Ordnung, das Mittagsschläfchen auf dem Weg in den Kindergarten zu machen – und nicht zu Hause am immer gleichen Schlafplatz. Auch beim Baden bestimmt oft der Familienalltag, wann ein Baderitual gut passt. Das kann mal am Abend, mal am Morgen sein. Es muss auch dafür keinen festen Rhythmus im Wochenplan geben. Und trotzdem wird vieles im Alltag einem dem Kind bekannten Rhythmus folgen, der Ablauf oder die anschließenden Babymassagegriffe auf dem Wickeltisch.
Es tut also durchaus gut, wenn Kinder aber auch Eltern in ihrem Alltag die verlässliche Wiederkehr bestimmter Umstände erleben. Aber Rituale und Rhythmen im Familienalltag können sehr individuell aussehen. Und es hilft, immer ein bisschen flexibel zu bleiben, weil sich das Leben mit Kindern immer wieder verändert. Es gibt auch hier wie bei vielen Fragen im Babyalltag kein „falsch“ und „richtig“ – und deshalb darf man ganz entspannt auf die Frage antworten, ob das Baby denn schon einen Rhythmus hat: „Wir haben unseren persönlichen Rhythmus gefunden.“
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