Beikost kann auf verschiedenen Wegen angeboten werden. Das Kind kann sich selbst am Familientisch an altersentsprechendem Fingerfood (Baby-led weaning) bedienen. Der andere Weg ist das Füttern von eher breiiger Nahrung durch die Eltern oder nahe Bezugspersonen. Was in beiden Fällen zu beachten ist, erfährst du in diesem Beitrag.
Grundsätzlich gilt für die Einführung von Beikost:
- Es gibt nicht die eine richtige „Methode“. Vielmehr sollen die Zeichen und Bedürfnisse des Babys im Vordergrund stehen. Die Eltern machen ein gesundes und geeignetes Angebot. Das Baby entscheidet, wie viel und letztlich auch wie es das Essen zu sich nimmt.
- Füttern ist ein üblicher, aber eigentlich unpassender Begriff. Denn es ist kein passiver Vorgang, bei dem das Baby mit dem Brei „belöffelt“ wird. Es ist vielmehr ein Anreichen der Nahrung, wobei das Kind den Löffel mit der Nahrung selbst aktiv aufnimmt.
- Breifreies Fingerfood und mit dem Löffel gegebene B(r)eikost lassen sich prima kombinieren.
- Beim Füttern ist es kein Ziel, in möglichst kurzer Zeit dem Kind eine möglichst große Menge Nahrung zu verabreichen. Eltern sollen das Kind beim Essenlernen individuell passend unterstützen und Hunger- und Sättigungssignale beachten. Ein Baby macht so die positive Erfahrung, dass achtsam und respektvoll mit ihm und seinen Bedürfnissen umgegangen wird.
Weiter nach Bedarf essen und trinken
Schon das Stillen oder auch das Füttern von Säuglingsnahrung richtet sich nach den Bedarfen und Bedürfnissen des Babys. Denn auch kleine Menschen zeigen schon eine hohe Individualität in Bezug auf die Nahrungsaufnahme.
Als Eltern habt ihr also bereits gelernt, Signale eures Kindes in Bezug auf Hunger und Durst wahrzunehmen und zu beantworten. In der Hektik des Babyalltags gehen trotzdem manchmal ein paar sinnvolle Kleinigkeiten bei der Beikosteinführung unter. Darum findest du an dieser Stelle Tipps, um die Schritte deines Babys auf dem Weg zum Familientisch achtsam zu begleiten.
Beikostreifezeichen beachten
Wichtige Voraussetzung und auch Beikostreifezeichen ist, dass ein Baby stabil mit nur wenig Unterstützung im unteren Rücken sitzt. Solange das Kind noch etwas Hilfe beim Sitzen braucht, ist der Schoß der beste Platz. Von hier aus kann man am flexibelsten unterstützen. Der Hochstuhl hat den Vorteil, dass man dem Kind wirklich gegenübersitzt. So kann es genau verfolgen, was man tut.
Auch auf dem Schoß kann man das Kind etwas seitlich setzen. So kann es den Blickkontakt halten und damit sehen, woher der Löffel kommt. Es fühlt sich nämlich ziemlich komisch an, wenn einem ein Löffel über die Schulter „fliegt“ und plötzlich knapp vor dem Mund landet. In diesem Bereich kann dein Baby gar nicht mehr scharf erkennen, was da so ankommt. Aber auch als anreichendes Elternteil ist es wichtig, welche Bereitschaft das Baby gerade zum Essen anzeigt.
Der gefüllte Löffel sollte nicht zwischen zwei zusammengepresste Lippen gequetscht werden. Statt dessen signalisiert dein Baby durch erkennbares Interesse und Öffnen des Mundes seine Bereitschaft zum Essen. Das Baby gibt des Esstempo vor und nicht der nächste volle Löffel, der es zwangsweise schnell schlucken lässt. Das Abstreifen des Löffels am Gaumen oder den Lippen des Babys gehört auch zu den für das Kind nichts besonders angenehmen Füttermethoden.
Sättigung erkennen
Die Sättigung oder nachlassendes Interesse wird durch Wegdrehen, den Mund zusammenkneifen oder das Wegschieben von Löffel oder Breiteller mit der Hand angezeigt. Wie beim Stillen oder Flaschenfüttern gilt es, auf die Signale des Kindes zu achten. So wird es nicht zum Stressthema für Eltern und Kind.
Wenn ein Baby essen mag, isst es. Darum ist es nicht erforderlich, die Kinder mit allerlei Dingen abzulenken. Oder es gar gleich vor dem Fernseher zu parken, wo man den schnell den Brei in den vor Staunen weit aufgerissenen Mund befördert. Man muss die Kinder auch nicht beim Spielen mit dem Breilöffel verfolgen oder Flugzeug damit spielen.
Und die Sonne scheint übrigens auch nicht verlässlich nach dem Leeressen des Breitellerchens – auch wenn einem das vielleicht selbst als Kind so erzählt wurde. Die Grundlagen für ein gesundes Essverhalten werden bereits im Säuglingsalter gelegt. Deshalb ist es wichtig, dass die Kinder auch Hunger und Sättigung bewusst wahrnehmen und Eltern darauf eingehen.
Kinder mitmachen lassen
Natürlich läuft bei kleinen Essanfängern auch immer wieder Nahrung aus dem Mund. Oder die Kinder probieren die Fähigkeiten von Mund und Zunge aus, indem sie Nahrung auch mal herausprusten. Auch wenn es schwerfällt, sollte man den Brei-Schnurrbart nicht mit dem Löffel abkratzen und wieder in den Mund stecken. Die Mundregion ist sehr sensibel und viele Kinder sind deshalb davon sehr irritiert oder zeigen ihr Unbehagen dabei. Auch ständiges Wischen mit einem Tuch oder Lappen zwischendurch stört den ganzen Essvorgang.
Egal ob Beikost in der Selbstessvariante oder als Brei gefüttert: Kinder wollen mitmachen. Dazu gehört beim Füttern, dass die Hände auch mal in den Brei getaucht und untersucht werden dürfen. Viele Kinder wollen mit einem eigenen Löffel mitmachen. Um einen zeitweise chaotischen Essplatz kommt man nicht herum, egal für welchen Beikostweg man sich entscheidet. Obst- und Gemüsepürees aus Quetschtütchen sind übrigens keine Alternative, mit der ein Kind richtig essen lernen kann. Denn hier nimmt das Baby die Nahrung vor allem saugend auf.
PRAXIS-TIPP:
Wenn dir all diese Informationen auf den ersten Blick zu umfangreich sind, haben wir noch einen ganz einfachen praktischen Tipp für dich: Lass dich von deinem Partner oder deiner Partnerin einmal selbst füttern. Probiert dabei ruhig einmal ganz bewusste die „Dont’s“ aus diesem Artikel aus. So wird einem schnell klar, was sich gut anfühlt und was unangenehm ist. Und das gilt dann auch fürs Baby. Beim ersten und nächsten Füttern wirst du dich garantiert daran erinnern – und besonders aufmerksam auf die Signale deines Babys achten.
Vorbild sein
Am besten lernen Babys durch Vorbilder. Deshalb ist es sinnvoll, wenn das fütternde Elternteil parallel auch etwas isst. Einige Kinder haben dann zwar mehr Interesse an dem „richtigen“ Essen auf dem Elternteller, aber wie schon eingangs geschrieben, lassen sich auch Brei und Fingerfood prima kombinieren. Ein Löffel Brei und ein Haps Kartoffel aus der Hand im Wechsel funktioniert für viele Babys prima.
Auch Brei gefütterte Kinder sollten die Gelegenheit bekommen, mit stückiger Kost umzugehen und das Kauen zu lernen. Auch klassische Brei-Fahrpläne sehen im ersten Lebensjahr den schrittweisen Übergang mittels stückigerer Kost hin zum Essen am Familientisch vor. Denn es ist Ziel der Beikost, dass das Kind nach und nach eine breite Auswahl von Lebensmitteln kennenlernt, die den (gesunden) Mahlzeiten in seiner Familie entsprechen.
Beikost sollte keine komplizierte Spezialkost fürs Baby sein, sondern die Hinleitung auf das Familienessen. Der Beikostbeginn ist ebenso wie die Schwangerschaft auch für Eltern noch mal eine gute Gelegenheit, die eigenen Essgewohnheiten auf die Aspekte Nährstoffe und Gesundheit zu überprüfen.
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