Die Schwangerschaft ist eine aufregende Zeit im Leben, in der sich dein Körper stark verändert, während das Baby wächst. Viele Schwangere leiden unter Schmerzen im Bereich des Beckens – etwa jede fünfte. Diese Schmerzen sind also häufig, aber nicht normal – und sollten nicht ignoriert werden. Hebamme Carolina beleuchtet die Ursachen und betont die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung. Es gibt einige Strategien, wie sich Schmerzen lindern lassen und das Becken unterstützt wird.
Das weibliche Becken ist für Geburt und Schwangerschaft ausgelegt. Während der Geburt lockern sich einige Gelenke, um den Prozess zu erleichtern. Der Beckengürtel, eine komplexe Einheit aus Knochen, die durch Bänder verbunden sind, wird durch den zusätzlichen Druck während der Schwangerschaft und die hormonell bedingte Erweichung dieser Bänder und des Gewebes in leichte Bewegung versetzt.
Die Iliosakralgelenke (diese befinden sich auf beiden Seiten der Wirbelsäule) und das Schambeinfugengelenk (an der Vorderseite des Beckens) sind die Gelenke, die sich ganz leicht bewegen. Das kann das Becken destabilisieren und damit zu Schmerzen führen. Diese Schmerzen treten dann während oder nach der Schwangerschaft auf.
Beckenschmerzen und viele Symptome
Beckengürtelschmerzen betreffen etwa jede fünfte Schwangerschaft und sind somit relativ häufig, aber eben keineswegs normal. In den meisten Fällen sind sie behandelbar und sollten nicht einfach als unvermeidliches Übel hingenommen werden.
Die Symptome können vielfältig sein: Gehschwierigkeiten, Mobilitätsprobleme, Schmerzen beim Stehen auf einem Bein oder beim Öffnen der Beine sowie ein unangenehmes Knacken und Knirschen im Beckenbereich. An besonders schlimmen Tagen fühlen sich betroffene Schwangere so eingeschränkt, dass selbst das Treppensteigen zur Herausforderung wird.
Auch alltägliche Aufgaben wie das Schieben eines Einkaufswagens oder das Ein- und Aussteigen aus dem Auto können zur Qual werden. Die Schmerzen treten nicht nur bei Aktivität auf, sondern auch in Ruhe, etwa beim Liegen oder Umdrehen im Bett.
Beckenboden und die psychische Gesundheit
Die psychische Gesundheit kann unter diesen Umständen erheblich leiden. Die Unfähigkeit, alltägliche Aufgaben und Aktivitäten selbstständig zu bewältigen, kann sehr belastend sein. Bei Schwangeren, die bereits Kinder haben, kommen dann noch Schuldgefühle hinzu, wenn das erste Kind nicht in den Kindergarten gebracht werden kann. Oder wenn das Spielen auf dem Boden unmöglich wird.
Effektive Strategien zur Verbesserung bei Beckengürtelbeschwerden während der Schwangerschaft gibt es einige. Hier die wichtigsten Fakten:
Erste Hilfe:
- Auch wenn es zunächst widersprüchlich erscheint, hilft es meist, aktiv zu bleiben, jedoch innerhalb der individuellen Schmerzgrenzen. Vermeide alles, was die Schmerzen verschlimmert.
- Finde die Position, die die Schmerzen lindert. Im Bett ist dies meist die Seitenlage. Ein Kissen zwischen den Knien kann das Becken angenehm positionieren.
- Der Schneidersitz und alle weitere Positionen, bei denen die Beine weit auseinander sind, verschlimmern die Symptome meist.
- Vermeide auch Aktivitäten, bei denen du auf einem Bein stehst, wie etwa beim Umziehen. Es kann hilfreich sein, sich beim Umziehen an die Bettkante zu setzen.
- Sanfte Übungen, die die Muskeln in und um den Beckengürtel stärken. Auch Schwimmen und Yoga können helfen. Teile der Trainerin deine Symptome mit und stelle sicher, dass sie ausreichend in Schwangerschaftsübungen geschult ist.
Wenn die Schmerzen bleiben:
- Eine möglichst frühe Diagnose hilft dabei, die Symptome in den Griff zu bekommen. Wende dich bei anhaltendenSchmerzen also frühzeitig an deine Hebamme, Gynäkologin oder Physiotherapeutin.
- Eine Physiotherapeutin beurteilt die Symptome umfassend und erstellt einen Behandlungsplan mit Übungen zur Schmerzlinderung, die du zu Hause und in der Praxis durchführen kannst.
- Erkenne deine Schmerzen an! Du musst nicht einfach durchhalten. Informiere Freundinnen, Familie und Kolleginnen über deine Situation, damit sie dir belastende Arbeiten abnehmen können.
- Bei anhaltenden Schmerzen sind manchmal Schmerzmittel nötig. Besprich mit deiner Gynäkologin oder Hebamme welche Medikamente in der Schwangerschaft geeignet sind.
- Es gibt verschiedene Varianten von Bauchgurten, die stabilisieren und entlasten. Im Sanitätshaus werden sie individuell angepasst. Zudem gibt es Varianten, die nicht individuell angepasst werden. Diese sind oft weichere Modelle, die einen angenehmen Halt verleihen, aber lange nicht so viel Stützwirkung wie die medizinischen Bauchgurte.
- Diese Hilfsmittel sind in der Schwangerschaft nützlich, sollten aber gegen Ende vermieden werden, damit das Baby ins Becken rutschen kann. Ein Gurt, der die Beckenform verändert, ist dann nicht mehr sinnvoll.
- Das sogenannte TENS-Gerät lindert Schmerzen durch kleine Nervenstimulationen mit Reizstrom.
- Ist der Arbeitsplatz belastend, ziehe eine Krankschreibung in Erwägung.
Mit diesen Maßnahmen können Beckengürtelschmerzen effektiv gelindert werden, sodass die Schwangerschaft trotz der Beschwerden eine möglichst angenehme Zeit bleibt.
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