Neun Monate hat er sich gerundet, wurde praller und immer schöner. Er nährte und umhüllte schützend das Baby. Wenn die „Wo ist meine Taille?“-Phase in die tatsächliche Babybauchphase übergeht, fühlen sich die meisten Schwangeren wohl in ihrem neuen Körper und präsentieren stolz ihren Bauch.
Doch wie ist das Fazit nach der Geburt? Direkt danach ist der Bauch oft fast noch annähernd genauso groß, aber auf einmal so seltsam weich und vor allem ziemlich haltlos. Dieser Zustand „bessert“ sich zwar jeden Tag ein wenig mit der sich schnell verkleinernden Gebärmutter. Doch zurück bleibt bei 99 Prozent der Frauen auch dann kein Waschbrett. Fakt ist, dass die Körpermitte etwas weicher oder uncharmant gesagt wabbeliger ist. Mögliche Dehnungsstreifen sehen vielleicht auch erst mal präsenter aus, bevor sie mit der Zeit nach und nach blasser werden.
Außerdem müssen sich im Körperinneren die Bauchorgane erst mal wieder „sortieren“ und ihren ursprünglichen Platz einnehmen. Überdehnte Bänder müssen sich zurückbilden und stützendes Bindegewebe neu aufgebaut werden. Und der Beckenboden ist auch erstmal etwas „müde“ nach dieser enormen Leistung von Schwangerschaft und Geburt. Als Mütter „hängen“ wir also vielleicht einfach gerade etwas durch mit unserem Körpergefühl. Geburtsverletzungen, Narben oder auch unangenehme Hämorrhoiden können das alles noch verstärken.
Schwangerschaft und Geburt gemeistert
Ich sehe als Hebamme viele Bäuche in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt. Diese Bäuche haben eine Schwangerschaft und eine Geburt gemeistert, doch trotzdem hadern die meisten Frauen mit ihnen. Ich war auch nicht gerade begeistert, als mich die Vierjährige drei Monate nach der Geburt unseres dritten Kindes fragte: „Mama, kriegen wir noch ein Baby? Dein Bauch ist ja so dick.“ Die Körperhaltung einer übermüdeten, dauerstillenden Mutter trägt nicht gerade zu einer perfekten Silhouette bei. Hebammen und Beckenbodentrainerinnen kennen übrigens ganz tolle Übungen, um diese „Problemzone“ wieder zu stärken. Leider funktionieren die aber nur, wenn man sie auch macht. Und zu wenig Zeit hat man als Mutter ja immer. Zu müde ist man sowieso…
Irgendwann aber hat man auch wieder mehr Zeit dafür. Und am Anfang gibt es einfach andere Prioritäten. So lange hilft vielleicht dieser Bauch-Weg-Trick: Kind ins Tragetuch oder die Tragehilfe, zack, kein Bauchspeck mehr zu sehen. Das gilt zwar nicht für die Tragevarianten, bei denen das Baby auf der Hüfte oder dem Rücken sitzt. Aber das Tragen sorgt generell für eine aufrechtere Körperhaltung und das macht gleich mal gefühlt drei Kilo schlanker. Das Schönste ist aber, dass das Baby einem wieder ganz nah ist – fast wie in der Schwangerschaft. Da ist er dann wieder deutlich spürbar, der beste Grund, stolz auf sich und seinen Bauch zu sein.
Darum sollten wir Mütter einfach mal etwas Verständnis für unsere nur augenscheinlich unperfekte Mitte haben und uns lieber über den eigentlich doch ganz wunderbar funktionierenden eigenen Körper freuen, der so große kleine Wunder vollbringen kann.
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