Zu meiner morgendlichen Routine gehört, einmal kurz den Strom der Sozialnetzwerke Instagram, Facebook und Twitter zu checken, in eben jener Reihenfolge. Ich arbeite ja hauptberuflich was mit Medien – und viele Infos werden hier sichtbar, aus denen im Laufe des Tages Nachrichten und Stories werden. Natürlich werden mir da eine Menge Postings von Freunden angezeigt. Und als Hebammenmann bin ich auch mit so einigen Hebammen digital befreundet.
Und darum werde ich immer wieder mit Dingen konfrontiert, die andere Männer wohl erst viel später oder gar nicht lesen werden. Diese Woche begann mein Morgen an einem Tag mit der folgenden Schlagzeile: „Die Vagina hat noch einen langen Weg vor sich“. Wenn man das als Mann im Lieblingscafé auf dem Laptopbildschirm hat und die Frau am Nebentisch just in diesem Moment zu einem rüber schaut, ist das zumindest etwas erklärungsbedürftig. Ich habe es trotzdem lieber gelassen und einfach weitergescrollt…
Kids schmeißen sich im Flur die Werbegeschenk-Flummigummibrust zu
Es ist ja nicht so, dass ich ein Neuling im Umgang mit solchen Sachen und Situationen wäre. Ich bin schon lange mit „meiner“ Hebamme zusammen. Ihre Hebammenzeitschriften liegen auf unserem Klo – ich habe mir als Hebammenmann abgewöhnt, die Bilder zu intensiv zu studieren. Oder schaue gleich gar nicht mehr hin.
Überhaupt, diese Bilder, die man dann nicht mehr los wird. Schnappschüsse von entzündeten Mamillen, die mich beim Frühstück erwischen, weil Anja ihr Handy auf dem Tisch liegen gelassen hat. Und natürlich just dann ein Foto geschickt bekommt, während ich gerade in meinem Hafer-Müsli mit Granatapfel stochere – und dann doch beim Piepton nach links schaue. Bei unser lieben Freundin mit Hebammenpraxis auf dem Land musste ich auch schon eine Bildergalerie Brüste an- bzw. übersehen, bevor endlich die gesuchten Urlaubsfotos kamen. Hebammen, nun denn…
Das alles hat aber auch viele gute Seiten. Unsere Kinder wachsen sehr aufgeklärt auf und können alles an ihrem Körper korrekt benennen und die Funktionen erklären. Lustige Wörter für Geschlechtsorgane finden sie meist seltsam. Mein Sohn und seine Schwestern wachsen halt zwischen anatomisch korrekten Beckenmodellen auf und schmeißen sich im Flur statt eines Flummis die Werbegeschenk-Flummigummibrust zu. Die hüpft ohnehin viel besser. Und ihre Oma hat auch schon eine Gebärmutter gestrickt. So ist das halt, wenn man mit einer Hebamme in der Familie klarkommen muss.
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