Ich hatte wohl etwas vergessen, wie schnell man mit diversen Schlafweisheiten konfrontiert wird, wenn man gerade ein Baby bekommen hat. So kam bereits drei Wochen nach der Geburt zum ersten Mal die Frage danach, ob unser Baby denn durchschlafen würde. Aus tiefstem Herzen antwortete ich: „Zum Glück nicht. Sie meldet sich auch nachts schön regelmäßig.“
Denn nicht nur als Mutter, sondern auch aus Sicht der Hebamme, würde es mir doch eher Sorgen bereiten, wenn unser Kind jetzt schon viele Stunden am Stück „durchschlafen“ würde. Denn gerade die ganz Kleinen brauchen die häufigen Mahlzeiten – unter anderem zum Beispiel dafür, um ihren Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
Auch für eine gute Gewichtszunahme sind viele kleine Mahlzeiten rund um die Uhr sinnvoll, weshalb oft empfohlen wird, sehr schläfrige Kinder durchaus schlicht zu wecken. Das nächtliche Stillen ist eine sinnvolle Angelegenheit, denn anfangs braucht die Brust regelmäßige Stimulation, um gut in die Milchbildung zu kommen. Später fühlen sich längere Stillpausen für die Mutter meist unangenehm an oder können sogar zum Milchstau führen. Es ist also für Mutter und Kind in den meisten Fällen angenehmer, wenn beide nicht die ganze Nacht „durchschlafen“.
„Nichtdurchschlafen“ macht auf Dauer müde
Aber ganz unabhängig von der Nahrungsaufnahme will sich ein Baby auch immer rückversichern, dass es sicher und geborgen und nicht irgendwo allein zurückgelassen ist. Auch als Mutter habe ich immer wieder das Bedürfnis, mich zu versichern, dass es meinem Baby gut geht. Zu fühlen, dass es warm genug ist. Zu lauschen, wie es atmet. Und seine Bewegungen zu spüren, die mir zeigen, dass es nun stillen möchte. In den ersten Nächten mit unserem Babymädchen habe ich sogar eine kleine Lampe angelassen, einfach um sie zu sehen. Und um im Blick zu haben, dass alles in Ordnung ist mit diesem kleinen gerade geborenen Menschlein.
Als unser Kind noch im Bauch war, hat es sich darin nachts auch viel bewegt. Gerade in den doch etwas aufregenden drei Wochen nach dem vorzeitigen Blasensprung war ich immer froh und dankbar, ihre Bewegungen zu spüren und zu wissen, dass es ihr gut geht. Oft denke ich an diese Zeit zurück, wenn sie jetzt hier stillend und glucksend nachts an meiner Seite liegt. Auf meiner anderen Seite liegt ganz ruhig atmend der Vierjährige, der unbeeindruckt von sämtlichen nächtlichen Babygeräuschen die ganze Nacht hindurch einfach schläft. Mit ihm habe ich – wie auch mit unseren ersten beiden Kindern – ebenfalls viele schlaflosere Nächte verbracht, in denen wir uns beide gegenseitig immer wieder rückversichert haben, dass alles in Ordnung ist.
Das „Nichtdurchschlafen“ macht auf Dauer müde, keine Frage. Ohne Mittagsschläfchen am Tag kann die Laune da schnell mal in den Keller gehen. Mütter müssen an dieser Stelle gut auf sich aufpassen. Aber es ist für mich persönlich trotzdem gut, dass mein Baby nicht durchschläft – und es auch eine ganze Weile lang noch nicht tun wird.
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