Unser Babymädchen ist dreizehn, fast vierzehn Monate alt und weiß genau, was sie will oder auch nicht. Und das zeigt sie deutlich. Auch beim Essen. Sie interessiert sich für vieles, was auf den Tellern von uns Eltern oder ihrer Geschwister liegt. Das will sie dann auch haben. Aber meist nicht, um es zu essen.
Sie unterzieht die Lebensmittel aktuell lediglich einer Konsistenz- oder Wurfprüfung. In ihrem Bäuchlein landet derzeit wenig davon. Vor ein paar Monaten hatte sie deutlich mehr Interesse daran, auch anderes zu essen. Anderes als Muttermilch. Da hat sie genüßlich einen ganzen kleinen Teller Nudeln mit Sauce verputzt und noch eine Schale Blaubeeren hinterher. Doch diese Zeiten sind gerade vorbei.
Doch essen bzw. trinken tut sie ja weiterhin. Sie stillt und sie stillt und sie stillt. So wie sie das bisher die meiste Zeit ihres doch noch sehr jungen Lebens gemacht hat. Damit wächst sie, entwickelt sich prima und ist ein glückliches und gesundes Kind. Alles gut also, könnte man meinen.
Doch auch mit viel innerer Gelassenheit zum Thema Stillen entgehen mir die Blicke mancher Menschen nicht. Es sind Menschen, die generell in Frage stellen, ob ein „so großes Kind“ denn noch gestillt werden muss. Die in Deutschland durchschnittliche Stilldauer von rund sieben Monaten haben wir längst überschritten. Und auch in diversen Ratgebern zum Thema Babyernährung ist ein Kind in diesem Alter doch eher abgestillt. Oder wird maximal vielleicht abends noch mal zum Einschlafen gestillt. Die Denke hier: Babys oder vielmehr Kleinkinder über eins brauchen das Gestille nicht mehr wirklich! Oder vielleicht doch?! Womöglich ist es nur etwas, was sich das Kind einfach angewöhnt hat. Denn Stillen bedeutet ja neben der Nahrungsaufnahme immer auch Beruhigung und Trost.
„Schon wieder“ stillen?!
Manchmal wundere ich mich selbst, wenn das kleine Mädchen hier „schon wieder“ stillen möchte. Doch dann überdenke ich, was sie heute so im Laufe des Tages gegessen hat. Und ich weiß sofort wieder, warum sie gerade so viel stillt. Ein paar Weintrauben, drei Gurkenscheiben, fünf Nudeln und ein Stückchen Vollkornbrot machen nun mal nicht satt. Wenn meine Tochter also gerade stillt, stillt sie nicht nur ihr Nähebedürfnis in dieser aufregenden Entwicklungsphase, sondern tatsächlich auch ihren Hunger und oft auch ihren Durst. Sie trinkt zwar häufig und gerne Wasser, aber davon eher keine großen Mengen. Und meist wird mit dem Wasser lieber gespielt als das Wasser getrunken.
Und wenn also jemand um uns herum diesen „Muss das sein?“-Blick aufsetzt, denke ich gerade nur „Ja, das muss sein.“ Und ehrlich gesagt, bin ich froh, dass sich mein Baby über das Stillen alles holt, was es gerade braucht. Sonst würde ich mir doch schon Sorgen machen, dass es „so wenig“ isst und trinkt. Aber das tut es ja nicht, denn Muttermilch landet gerade in großen Mengen in seinem Bäuchlein. Aber auch wenn Stillen in diesem Alter primär Nähetanken, Trost oder Einschlafhilfe ist, muss das genau so sein. Für dieses Kind und für diese Mutter, die diesen Weg mit ihrem Kind geht. Denn diese Bedürfnisse sind genauso elementar und wichtig wie das Grundbedürfnis nach Essen und Trinken.
Schreibe einen Kommentar