Das Wichtigste am Tragen von Babys ist für mich, dass sie überhaupt getragen werden. Erst danach kommt die Frage nach der optimalsten Tragehilfe und der besten Bindetechnik. Gerade im Bereich der Fertigtragen kommt gefühlt jedes Jahr ein neues Produkt auf den Markt. Darunter sind auch Tragen, die ich gerne empfehle, weil sie, wenn sie größentechnisch zum Tragenden passen, einfach gut konzipiert sind.
Immer wieder fragen mich Eltern, welche Trage ich denn nun für die beste halte. Und da fällt seit vielen Jahren die Antwort immer gleich aus. Nichts ist so flexibel, individuell aufs Baby einstellbar und in der Bindeweise so flexibel wie ein gutes Tragetuch. Aber was zeichnet ein gutes Tragetuch aus?
Es kommt nicht auf die Farbe oder das Muster sondern auf die Webtechnik an. Denn genau die sorgt dafür, dass das Tuch genug Halt hat und gleichzeitig so elastisch ist, dass es sich optimal ans Kind anschmiegt und auch gut binden lässt. Deshalb werden Tragetücher meist in einer Webart hergestellt (Fischgrat oder Diamantköper), die es diagonalelastisch machen. Das heißt, dass es sich in alle Richtungen dehnen lässt, aber dabei nicht ausleiert. So bleibt ein Baby auch bei längerer Tragzeit an Ort und Stelle. Auch Knoten halten dadurch so, wie sie es sollen. Der verwendete Stoff sollte aus kontrolliert biologischem Anbau kommen und schadstofffrei gefärbt sein. Denn Tuch und Baby sind in engem Kontakt. Und gerne wird vom Baby auf der Tuchkante rumgekaut.
Tragetuch ist mehr als nur „ein Stück Stoff“
Den Unterschied zwischen einem guten Tragetuch und „einem Stück Stoff“ merkt man schnell, wenn man versucht, ein Baby mit etwas anderem zu tragen. Ich habe auch schon mal improvisiert und einen festeren Schal zum Sling oder anders gebunden umfunktioniert. Resultat: In kürzester Zeit hängt nicht nur das Kind durch. Ein Tragetuch ist also nicht nur eine „hübsche Tischdecke“, auch wenn es sich jenseits der Tragezeit gut als Picknickdecke oder zum Höhlenbau im Kinderzimmer weiterverwenden lässt. Um einen Esstisch geknotet lässt sich sogar eine Hängematte daraus machen. Auch hier ist die Formstabilität durch die spezielle Webart von Vorteil.
Für Früh- und Neugeborene gibt es auch elastische Tragetücher aus Baumwolle, die besonders weich und in alle Richtungen nachgiebig sind. Dadurch lassen sie sich leicht binden und können auch vorgebunden zum Stillen angelegt werden. Allerdings hängen sie nicht ganz optimal gebunden schnell durch. Darum sind diese Tragetücher meist nur bis zu einem Gewicht des Babys von rund neun Kilogramm belastbar.
Viele Argumente sprechen für das Tragetuch
Eltern, die Angst vor zu viel Wickelei und Geknote haben, lege ich eine Trageberatung ans Herz. Dort können sie die Bindetechnik finden, die für ihr Kind und ihren Tragealltag am besten passt. Ein Trageberatungsgutschein ist übrigens auch ein schönes Geschenk zur Geburt. Wie auch ein Tragetuch selbst. Mit einem Tuch von mindestens 4,70 m Länge können Eltern nahezu alle erdenkliche Bindevarianten ausprobieren. Bei sehr großen oder kräftigeren Trageeltern kann manchmal auch 5,20 m Länge die geeignetere Länge sein. Auch dies kann man im Rahmen einer Trageberatung herausfinden.
Viele Argumente sprechen also für das Tragetuch, ganz besonders am Anfang, wenn das kleine Menschenkind noch recht winzig ist und besonders viel Halt beim Tragen braucht. Die meisten Tragetücher haben zum leichteren Binden einen markierten Mittelpunkt und spitz zulaufende Enden. So lässt es sich einfacher wickeln und binden.
Für die spätere Tragezeit kann aus dem Tuch auch ein praktischer Sling genäht werden. Natürlich lässt sich auch alles andere aus dem auch nach langen Tragejahren noch festen und in der Regel gut erhaltenen Stoff genäht werden. Oder es kann eben wie geschrieben als Schaukeloption oder zum Zeltbau im Kinderzimmer eingesetzt werden. Hier sind so die Tragetücher unserer Kinder auch jenseits der Tragezeit immer noch gern und viel im Einsatz.
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